Kunststoffe

Der Verbrauch von Kunststoffen steigt an, damit entstehen auch immer mehr Kunststoffabfälle. Die öffentliche Hand prüft zusammen mit Kunststoffherstellern und der Abfallwirtschaft sowie dem Detailhandel, welche Verwertungs- und Entsorgungsoptionen ökologisch und ökonomisch zweckmässig sind. Die stoffliche Verwertung von Kunststoffabfällen soll einen ökologischen Mehrwert bringen und finanziell tragbar sein. Kunststoffe gehören nicht in die Umwelt!

Kunststoffe schmal
© Amanda Finger, BAFU

In der Schweiz werden jährlich etwa eine Million Tonnen Kunststoffe verbraucht - das sind 125 Kilogramm pro Kopf (Referenzjahr 2010). Rund 250'000 Tonnen davon verbleiben als dauerhafte Produkte über längere Zeit in Gebrauch (z.B. Kunststofffensterrahmen). Jährlich entstehen rund 780‘000 Tonnen Kunststoffabfälle, davon werden über 80 % (rund 650‘000 Tonnen) in Kehrichtverbrennungsanlagen und gut 6 % in Zementwerken energetisch verwertet. Rund 80‘000 Tonnen werden rezykliert. Da die Schweiz im Gegensatz zu vielen anderen Ländern bereits seit dem Jahr 2000 keine brennbaren Abfälle mehr deponiert, müssen alle Kunststoffabfälle umweltverträglich stofflich oder energetisch verwertet werden. Beim Recycling von Kunststoffen bestehen jedoch noch Potenziale, um die Stoffkreisläufe optimal zu schliessen.

Ökologische Beurteilung

Kunststoffe kommen aufgrund ihrer vielseitigen Eigenschaften in unterschiedlichsten Produkten zur Anwendung (Kleidung, Verpackungen, Fahrzeuge etc.). Zum einen befinden sich Kunststoffe in sehr langlebigen Anwendungen (z.B. Baumaterialien, Fahrzeugbau), zum anderen werden sie für kurzlebige Produkte eingesetzt, die nach einmaligem Gebrauch gleich wieder entsorgt werden (z.B. Takeaway-Verpackungen oder Plastikbesteck).

Bei der Herstellung von Produkten stellt sich oft die Frage, ob Kunststoffe oder alternative Materialien verwendet werden sollen. Die diesbezügliche Entscheidung sollte auf Ökobilanzen basieren, welche die Umweltbelastung eines Produktes über den gesamten Lebenszyklus betrachten. Entgegen der verbreiteten Wahrnehmung sind Kunststoffe aus der Sicht von Ökobilanzen oft wertvolle und effiziente Werkstoffe, so belasten beispielsweise Versandhüllen von Zeitschriften aus Kunststoff die Umwelt tendenziell weniger als Papiercouverts.

Das BAFU fördert die Kreislaufwirtschaft. Im Sinne einer Verbesserung der Schliessung von Stoffkreisläufen ist es wichtig, Entsorgungsfragen bereits bei der Herstellung des Produktes anzugehen. Design for Recycling und Ecodesign sind hierzu nur zwei Stichworte. Weiter ist Abfallvermeidung ein wichtiges Thema, denn der umweltschonendste Abfall ist derjenige, der gar nicht erst entsteht.

Biokunststoffe

Die meisten Kunststoffe basieren auf fossilen Rohstoffen wie Erdöl, Kohle oder Erdgas. Sogenannt biobasierte Kunststoffe hingegen werden aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais-, Weizen- oder Kartoffelstärke hergestellt. Biologisch abbaubare Kunststoffe werden durch natürlich auftretende Mikroorganismen vollständig abgebaut und können sowohl erdöl- als auch biobasiert sein. Die Materialherkunft sagt somit nichts über die Abbaubarkeit des Kunststoffs aus. Mehr Informationen im Dossier "Biokunststoff - alles abbaubar" und im Faktenblatt "Biologisch abbaubare Kunststoffe (PDF, 188 kB, 12.05.2020)

Kunststoffabfälle: energetisch verwerten oder rezyklieren?

Das System des Kunststoffrecyclings umfasst nicht nur den Prozess der stofflichen Verwertung der Kunststoffe, sondern auch die vorgelagerten Stufen wie die separate Sammlung von Kunststoffabfällen, deren Transport, Lagerung und Handling. Ein tragfähiges Recyclingsystem muss sowohl einen ökologischen Vorteil gegenüber der Entsorgung eines Produktes und der Neuproduktion erbringen, als auch wirtschaftlich betrieben werden können, d.h. es muss einen gegenüber Preisschwankungen robusten Markt für den Recyclingkunststoff geben und die Finanzierung des Systems muss sichergestellt sein.

Ob ein Recycling von Kunststoffabfällen oder deren energetischen Verwertung in Kehrichtverbrennungsanlagen oder Zementwerken besser ist, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Grundsätzlich ist das Recycling von Kunststoffen der energetischen Verwertung vorzuziehen, da dabei die sogenannte graue Energie, d.h. die zur Herstellung des Kunststoffs benötigte Energie, nicht verloren geht. Im Einzelfall hängt der Erfolg des Systems jedoch von der Qualität des Sammelgutes (Homogenität und Reinheit), der Effizienz der Sammlung (gut ausgebaute Sammelstellen/ -infrastruktur/ -logistik), der Effizienz der stofflichen Verwertung sowie der Marktfähigkeit des Rezyklats ab. Generell erbringt das Recycling von sortenreinen, unverschmutzten Kunststoffen einen grösseren Umweltnutzen als dasjenige von gemischt gesammelten Kunststoffen, die mit Aufwand sortiert und gereinigt werden müssen. Aus ökologischer Sicht ist daher vor allem die Qualität des Sammelgutes zu optimieren, während forcierte Steigerungen der Sammelmengen oder -quoten den Umweltnutzen des Recyclings beeinträchtigen können.

Recycling von Kunststoffabfällen aus Industrie und Gewerbe

Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft verbrauchen oft grosse Mengen an Kunststoffen, die nach Gebrauch in der Regel in grösseren Mengen, sortenrein sowie zum Teil unverschmutzt (z.B. Wickelfolien von Paletten) anfallen. Derartige Abfälle eigen sich in der Regel gut für das Recycling. Dieses Potenzial wird aber erst teilweise ausgeschöpft. Beispielsweise werden erst knapp ein Viertel der PE-Folien aus Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft rezykliert.
Es ist primär Pflicht der Branche, ihre Abfallentsorgung im Sinne der Schliessung von Stoffkreisläufen zu optimieren. Das BAFU kann mit Projekten und der Prüfung von Massnahmen diese Bestrebungen unterstützen.

Recycling von Kunststoffabfällen aus Haushalten

Viele Konsumentinnen und Konsumenten möchten ihre Kunststoffabfälle dem Recycling zuführen und daher vermehrt Kunststoffabfälle getrennt sammeln. Neben der seit den 1990er-Jahren etablierten und sehr erfolgreichen Sammlung von PET-Getränkeflaschen haben die Detailhandelsgeschäfte in der Schweiz in den vergangenen Jahren auch separate Sammlungen von Kunststoffflaschen mit Deckel (z.B. Milch- und Shampoo-Flaschen) eingeführt. Dies entspricht dem Grundgedanken, dass Wirtschaft und Handel auf Basis von freiwilligen Massnahmen wirkungseffiziente Sammelsysteme aufbauen. Wichtig ist auch hier, dass eine weitgehend stoffliche Verwertung stattfindet.

In der Schweiz gibt es zudem verschiedene Anbieter für gemischte Kunststoffsammlungen aus Privathaushalten und Kleingewerbe auf privater Basis. Bei diesen Sammlungen im selben Sammelstrom (z.B. in einem Sammelsack) kann meist nur rund die Hälfte der Kunststoffe stofflich verwertet, d.h. rezykliert werden, wobei die Recyclingrate stark variieren kann. Dies ist einerseits der grossen Heterogenität von Kunststoffen und den verschiedensten Zusatzstoffen geschuldet. Nicht für alle diese Kunststoffe in der Sammlung gibt es ein Verfahren für die stoffliche Verwertung, lohnt sich das Recycling aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen und/oder existiert ein sinnvoller Absatzmarkt. Andererseits führen Fremdstoffe in der Sammlung und starke Verschmutzung der gesammelten Kunststoffe zu einer Verminderung der verwertbaren Menge und Qualität des Rezyklats. Dies bedingt einen sehr grossen Aufbereitungsaufwand an Energie, Wasser und Chemikalien.

Für die Sicherstellung der umweltverträglichen Entsorgung von Siedlungsabfällen sind die Kantone zuständig, die diese Aufgabe meist ihren Gemeinden übertragen. Unter dieses Entsorgungsmonopol fallen auch Kunststoffabfälle aus Haushalten. Die von Privaten angebotenen Separatsammlungen von Kunststoffabfällen aus Haushalten müssen somit von den Kantonen beziehungsweise von den Gemeinden gutgeheissen werden. Zu diesem Zweck hat das BAFU hat einen Musterkonzessionsvertrag für Gemeinden sowie ein Begleitblatt erarbeitet. Diese Vorlage kann freiwillig von den Gemeinden für Verträge mit privaten Dienstleistern verwendet werden.

Ausblick

Verschiedene Gemeinden, Zweckverbände und private Anbieter erproben in der Schweiz ergänzende Sammlungs- und Recyclingangebote, von denen einige die obengenannten Voraussetzungen erfüllen könnten.

Andererseits verändert sich die Rezyklierbarkeit von neuen Kunststoffen aufgrund von Forschung und Regulierungen. Das Schweizer Parlament hat mehrere Vorstösse eingereicht, um die Sammlung und Verwertung von Kunststoffen zu fördern (siehe Links). Das BAFU hat nun die Aufgabe, die vom Parlament angenommenen Vorstösse umzusetzen. Hierzu wird das BAFU in Berichten und konkreten Massnahmenvorschlägen aufzeigen, wie Kunststoffe künftig vermehrt rezykliert werden können. 

 

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Letzte Änderung 01.07.2022

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