Klima: Das Wichtigste in Kürze

Die Schweiz ist vom Klimawandel besonders betroffen: Die Erwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit beträgt heute gut 2 °C. Die im Inland verursachten Treibhausgasemissionen nahmen zwar ab, das Reduktionsziel für 2020 wurde jedoch knapp verfehlt. Bis 2030 will die Schweiz ihre Emissionen halbieren, bis 2050 strebt der Bundesrat Netto-Null-Treibhausgas-Emissionen an. Um die Emissionen im Einklang mit diesen Zielen zu vermindern, braucht es die Ausschöpfung aller technischen Potenziale, die Dekarbonisierung der Wirtschaft sowie die Schaffung von Rahmenbedingungen, die einen nachhaltigen Alltag ermöglichen.


1. Mobilität, Wohnen, Ernährung, Import von Gütern (Ursachen)   

Der Mensch verändert durch die Emission von Treibhausgasen zunehmend die Zusammensetzung der Atmosphäre. Der wachsende Güter- und Personenverkehr, insbesondere auch der Flugverkehr, und das Heizen von Gebäuden führen zu einem grossen Verbrauch an fossilen Energieträgern:

  • Rund drei Viertel der Verkehrsleistung im Personenverkehr (nur Landverkehr) entfallen auf den privaten motorisierten Strassenverkehr. Erst die Massnahmen zur Bewältigung der Covid-19-Pandemie wie zum Beispiel die Homeoffice-Pflicht führten bei den Verkehrsleistungen in der Schweiz 2020 zum ersten Mal seit Mitte der 1990er-Jahre wieder zu einem Rückgang.
  • Die Schweizer Bevölkerung fliegt im Durchschnitt doppelt so oft wie Personen in den Nachbarländern und auch öfter als Einwohnerinnen und Einwohner der USA.
  • Die Mehrheit der Gebäude wird nach wie vor fossil beheizt.

Auch Landnutzungsänderungen wie die Abholzung von Wäldern sowie die Landwirtschaft, besonders durch die Produktion von Fleisch und Milchprodukten, tragen zum Ausstoss von Treibhausgasen wie CO2, Methan und Lachgas in die Atmosphäre bei.

Weiter fallen auch Treibhausgasemissionen im Industriesektor an sowie zu einem kleineren Teil in der Abfallwirtschaft. Der Konsum von importierten Gütern führt zu erheblichen Emissionen im Ausland, welche ebenfalls zur Erderwärmung beitragen.

Auch Finanzierungs- und Investitionsentscheide auf den Finanzmärkten beeinflussen die Umwelt und das Klima. So entscheiden heutige Investitionen z.B. in die Energieversorgung, wie viel Treibhausgase zukünftig ausgestossen werden.


2. Ausstoss von Treibhausgasen (Belastungen)  

Die Treibhausgasemissionen auf Schweizer Territorium sind seit 1990 um 18 % gesunken. Die innerhalb der Schweiz 2021 in die Atmosphäre ausgestossene Menge an Treibhausgasen entspricht 45.2 Mio. t CO2-Äquivalenten (nicht eingerechnet ist der internationale Flug- und Schiffsverkehr). Dies entspricht einem Treibhausgasausstoss von 5 t CO2-Äquivalente pro Kopf (davon CO2: 4 t pro Kopf).

Addiert man allerdings die durch Importgüter im Ausland verursachten Emissionen hinzu, beläuft sich das Total der jährlichen Pro-Kopf-Emissionen auf mehr als das Doppelte (ca. 12 t CO2-Äquivalente pro Kopf im Jahr 2020). Damit liegt der sogenannte Treibhausgas-Fussabdruck der Schweiz deutlich über dem weltweiten Durchschnitt von ca. 6 t CO2-Äquivalenten pro Person.

Der von der planetaren Belastbarkeitsgrenze ableitbare Schwellenwert liegt bei unter 0.6 t CO2-Äquivalenten pro Kopf und Jahr. Mit jedem Jahr, während dem der Treibhausgas-Fussabdruck pro Kopf über diesem Wert liegt, sinkt dieser Schwellenwert – und der Handlungsbedarf steigt.

Von den gesamten Treibhausgasemissionen in der Schweiz werden verursacht:

  • 31 % durch den Verkehr (ohne internationaler Flug- und Schiffsverkehr)
  • 26 % durch Gebäude
  • 24 % durch die Industrie
  • 20% durch die Landwirtschaft und Abfallbehandlung sowie den Ausstoss von synthetischen Gasen.

Die grösste Reduktion im Inland erzielte bis 2021 der Sektor Gebäude mit einer Abnahme um 30 % gegenüber 1990. Die Emissionen aus dem Sektor Gebäude hängen stark von der Witterung ab (Heizenergiebedarf) und variieren daher von Jahr zu Jahr.

Die Emissionen des Sektors Verkehr lagen 2021 bei 7 % unter dem Wert von 1990, diejenigen des Sektors Industrie bei 21 % unter dem Wert von 1990.


3. Klimaänderungen (Zustand)  

Die durchschnittliche Temperatur in der Schweiz hat seit Messbeginn (1864) um gut 2 °C zugenommen. Der Anstieg in der Schweiz ist damit doppelt so hoch wie im globalen Mittel. Die steigenden Temperaturen lassen sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr mit natürlichen Faktoren (z.B. Schwankungen der Sonnenstrahlung) erklären. Die sechs wärmsten je gemessenen Jahre in der Schweiz wurden alle innerhalb des letzten Jahrzehnts registriert.

Die Sommertage mit Maximaltemperaturen über 25 °C haben zugenommen, während Frosttage mit Minimaltemperaturen unter 0 °C abgenommen haben.

Weil die Niederschläge in Form von Schnee zurückgehen und die Sommer immer trockener und heisser werden, verlieren die Alpengletscher seit Mitte der 1970er-Jahre im Schnitt Jahr für Jahr 1 % ihres Volumens. Setzt sich dieser Trend fort, drohen 50–90 % der Alpengletscher bis 2050 zu verschwinden.

Die Vegetationsperiode hat sich seit den 1960er-Jahren um etwa zwei bis vier Wochen verlängert.

Die Niederschläge im Winterhalbjahr nahmen im Laufe des 20. Jahrhunderts im nördlichen und westlichen Alpenraum um 20–30 % zu.

Extreme Ereignisse häufen sich. So haben seit 1901 sowohl die Häufigkeit als auch die Intensität von Starkniederschlägen an über 90 % der Messstationen zugenommen.

Wenn die weltweiten Treibhausgasemissionen weiterhin ungebremst ansteigen, dürften bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts laut Klimaszenarien die jahreszeitlichen Mitteltemperaturen in der Schweiz um etwa 2–3.3 °C zunehmen (gegenüber der Periode 1981–2010) und bis zum Ende des 21. Jahrhunderts um etwa 3.3–5.4 °C. Unter Szenarien mit einer drastischen Verminderung der Emissionen (bei denen schliesslich auch CO2 aus der Atmosphäre entfernt wird), könnte sich die Erwärmung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts bei 0.6–1.9 °C stabilisieren.

Die Sommer werden gemäss Modellrechnungen trockener und die Abflussregimes dürften sich verändern. Zudem muss die Schweiz mit fortschreitenden Veränderungen der Wetterextreme rechnen, beispielsweise mit mehr Hitzewellen und Starkniederschlagsereignissen und weniger Kälteperioden.

 

4. Gesundheit, Biodiversität, Land- und Waldwirtschaft, Energie, Wasserwirtschaft, Tourismus, Gebäude und Infrastrukturen, Kosten des Nichthandelns (Auswirkungen)

Die Veränderung des Klimas hat grosse Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft. Als Alpenland ist die Schweiz besonders stark betroffen.

Häufigere, längere und intensivere Hitzewellen, aber auch schon einzelne Hitzetage und Tropennächte haben einschneidende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit.

Anhaltende Trockenheit kann lokal zu Einschränkungen in der Wasserversorgung führen. In der Landwirtschaft steigt der Bewässerungs- und Anpassungsbedarf, es kommt häufiger zu Ernteeinbussen, und Nutztiere müssen vor Hitze geschützt werden.

Starkniederschläge und auftauender Permafrost erhöhen das Risiko von Überschwemmungen, Erdrutschen, Murgängen, Felsstürzen und anderen Naturgefahren.

Wärmeempfindliche Arten verschwinden und neue, invasive Arten können sich ausbreiten. Stark betroffen sein können Wälder, die unter Trockenstress leiden, anfälliger für Schädlingsbefall werden, leichter Feuer fangen und ihre Schutzfunktion verlieren. Der Temperaturanstieg der Gewässer kann Krankheiten bei Wasserlebewesen begünstigen, und das Trockenfallen von Bächen und Flüssen verursacht Fischsterben.

Mit der fortschreitenden Erwärmung werden sich die Bedingungen für den Wintertourismus weiter verschlechtern, im Gegenzug ergeben sich Chancen für den Sommertourismus.

Der Abnahme des Heizbedarfs im Winter steht die Notwendigkeit für mehr Kühlung im Sommer gegenüber.

Die Schweiz ist beispielsweise durch Produktions- und Lieferunterbrüche oder verstärkte Migration auch von globalen Klima-Auswirkungen betroffen.

Verschiedene Studien zeigen, dass die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kosten eines ungebremsten Klimawandels die Kosten von Massnahmen für den Klimaschutz bei Weitem übersteigen.


5. Globale und schweizerische Ziele zur Reduktion der Treibhausgasemissionen und Anpassung an den Klimawandel (Massnahmen)   

Den Rahmen für die Klimapolitik nach 2020 steckt das Übereinkommen von Paris. Die internationale Staatengemeinschaft hat sich 2015 darin das Ziel gesetzt, den durchschnittlichen globalen Temperaturanstieg gegenüber der vorindustriellen Zeit auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen und eine maximale Erwärmung von 1.5 °C anzustreben. Bis in die zweite Hälfte des Jahrhunderts müssen die weltweiten Treibhausgasemissionen daher netto Null betragen. Das bedeutet, dass langfristig nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen dürfen, als durch natürliche und technische Speicher aufgenommen werden.

Mit der Ratifizierung des Übereinkommens von Paris hat sich die Schweiz verpflichtet, in einem nächsten Schritt die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 50 % gegenüber 1990 zu senken.

In einer Totalrevision des CO2-Gesetzes hätten die Massnahmen für diese Zielerreichung bis 2030 festgelegt werden sollen. Am 13. Juni 2021 hat das Volk dieses revidierte CO2-Gesetz abgelehnt. Deshalb beschloss das Parlament eine Übergangsregelung. Diese verlangt, dass die Treibhausgasemissionen bis im Jahr 2024 jährlich um weitere 1.5 % gegenüber 1990 sinken, und führt Massnahmen, die ohne solche Regelung per Ende 2021 ausgelaufen wären weiter. Für die Zeit nach 2024 ist eine neue Revision des CO2-Gesetzes notwendig. Der Bundesrat hat hierfür im September 2022 dem Parlament eine neue Vorlage unterbreitet.

 

 
 
 

Die Energiepolitik ist mit der Klimapolitik abgestimmt. 2021 verabschiedete der Bundesrat die Botschaft zu einem Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien. Mit der Vorlage will er den Ausbau der einheimischen erneuerbaren Energien vorantreiben.

Um die internationalen Finanzflüsse auf Klimaverträglichkeit auszurichten, setzt der Bundesrat auf das freiwillige Engagement des Finanzsektors. Klimaverträglichkeitstest für Banken, Vermögensverwaltungen, Pensionskassen und Versicherungen haben gezeigt, dass der Finanzplatz Schweiz nach wie vor stark in die Erdöl- und Kohleförderung investiert.

Die 2021 vom Bundesrat verabschiedete, langfristige Klimastrategie der Schweiz konkretisiert die Absicht, ab dem Jahr 2050 unter dem Strich keine Treibhausgasemissionen mehr zu verursachen (Netto-Null-Ziel).

Das Netto-Null-Ziel war auch Gegenstand der Gletscher-Initiative, die im November 2019 eingereicht wurde. Das Parlament erarbeitete einen indirekten Gegenentwurf zur Initiative. Dieses neue Gesetz, das «Bundesgesetz über die Ziele im Klimaschutz, die Innovation und die Stärkung der Energiesicherheit» («Klima- und Innovationsgesetz»), kam am 18. Juni 2023 zur Abstimmung. Es wurde mit einem Ja-Stimmenanteil von 59.1 Prozent angenommen. Es schreibt unter anderem das Ziel vor, dass die Schweiz bis ins Jahr 2050 klimaneutral sein soll.

Der Bund hat seit 2012 eine Strategie zur Anpassung an den Klimawandel. Die Umsetzung der Anpassungsstrategie erfolgt in einem Aktionsplan. Im Rahmen eines Pilotprogramms unterstützt der Bund innovative Projekte zur Anpassung an den Klimawandel auf lokaler, regionaler und kantonaler Ebene. Zudem stellt das 2015 gegründete «National Centre for Climate Services (NCCS)» Informationen über das heutige und zukünftige Klima, wie beispielsweise die Klimaszenarien CH2018, bereit.

Im Rahmen internationaler Verpflichtungen beteiligt sich die Schweiz an der Finanzierung von Massnahmen zur Verminderung von Treibhausgasemissionen und zur Anpassung an den Klimawandel in Entwicklungsländern. Im Jahr 2018 beteiligte sich die Schweiz mit CHF 332 Mio. aus öffentlichen Quellen. Zudem mobilisierte sie ungefähr CHF 210 Mio. aus privaten Quellen für Klimaschutzmassnahmen in Entwicklungsländern.

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Letzte Änderung 11.04.2023

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