Eröffnungsrede der BAFU-Tagung von Dr. Franziska Schwarz, Vizedirektorin BAFU, 16.03.2017, Bern
«Die stürmische Entwicklung von Wirtschaft, Technik und Verkehr bedroht das Antlitz unserer Heimat jeden Tag stärker; sie lässt beim Schaffen von gesetzlichen Abwehrmittel keine Zaghaftigkeit mehr zu.»
Liebe Tagungsteilnehmerinnen und Tagungsteilnehmer
Sehr geehrte Anwesende
Dieser Auszug aus der Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung von 1965 zeigt den Zeitgeist, unter dem vor 50 Jahren das Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz, kurz NHG, beschlossen wurde. Es war – und ist – klar: die Natur ist für uns Menschen eine existenzielle Lebensgrundlage. Gleichzeitig prägen wir Menschen die Natur durch unsere Nutzung. Das NHG schlägt in beispielhafter und weltweit wohl einmaligen Art und Weise die Brücke zwischen Natur und Kultur und anerkennt so die Bedeutung beider Aspekte für unser Dasein in einer entwickelten Gesellschaft. Mit dem NHG haben wir eine wichtige Basis für den Schutz der Natur und Landschaft: unserer Heimat – die Schweiz – gelegt.
Doch – vor welchem Hintergrund ist diese Naturschutzbewegung entstanden? Welche Werte leiteten damals die Politik, die Gesellschaft an?
Kann der Naturschutz, wie wir ihn heute kennen und betreiben, mit den gesellschaftlichen Bedürfnissen und den aktuellen Herausforderungen unserer Gesellschaft mithalten? Trägt der Naturschutz sogar zur Lösung bei, ohne dass wir uns dem bewusst sind?
Lassen Sie mich kurz zurück blicken:
Die Entwicklung des Naturschutzes basiert auf den Lebensumständen der Menschen und der dadurch geprägten Wahrnehmung der Natur. Seit jeher stellte die Natur für den Menschen Lebensgrundlage und Bedrohung gleichzeitig dar. Entsprechend ging es in früheren Zeiten primär darum zu überleben. Dies bedeutete, die Natur bestmöglich zu nutzen und zu bändigen: vor Hungersnöten, Energiekrisen und Naturkatastrophen.
Mit dem Fortschritt konnte die Natur zunehmend geprägt werden bis hin zur Ausbeutung der natürlichen Ressourcen. Und plötzlich galt es die bedrohte Natur vor dem Menschen zu schützen. Diese Perspektive prägt auch heute noch die Polarität zwischen Schutz- und Nutzungsinteressen.
Die Industrialisierung brachte dem Menschen neue Möglichkeiten der Gestaltung und Nutzung der Natur. Zeitzeugen sind beispielsweise die Juragewässerkorrektion oder die Gestaltung von englischen Gartenanlagen, wo der Mensch die Natur nach seinem Ideal der „schönen Natur“ formte. Mit der intensiven Ressourcennutzung der Industrialisierung machten sich auch bald erste negative Folgen, wie schlechte Luft oder sinkende Wasserqualität, bemerkbar.
Eine starke landwirtschaftliche Nutzungsintensivierung und damit eine Umgestaltung der Landschaft brachte die Notsituation der beiden Weltkriege. Der Plan Wahlen sah 1940 eine schrittweise Ausdehnung der Landwirtschaftsfläche von 180‘000 bis auf 500‘000 Hektaren vor. Alle möglichen Flächen wurden für die Produktion von Nahrungsmitteln umgenutzt. Besonders bemerkenswert finde ich die Tatsache, dass Friedrich Traugott Wahlen sich zu diesem Zeitpunkt durchaus bewusst war, dass eine solch intensive Nutzung des Bodens auf die Dauer nicht nachhaltig ist und die Flächen der Natur wieder zurückgegeben werden müssen.
Die Nachkriegsjahre zeichneten sich durch einen enormen Wachstumsboom aus. Die Komfortansprüche stiegen. Die steigenden Bedürfnisse an die Mobilität, das Wohnen und die Ernährung kombiniert mit dem raschen Bevölkerungswachstum, lösten eine fieberhafte Bautätigkeit aus. Böden wurden versiegelt und Landschaften zerschnitten. Und, anders als es Wahlen vorsah, wurden die Anbauflächen der Natur nicht zurückgegeben sondern in ihrer Nutzung durch den Einsatz von Maschinen, Kunstdünger und Pestiziden noch einmal intensiviert.
Die Schattenseiten des Wirtschaftswachstums traten immer offensichtlicher zutage. Vor dem Hintergrund sich türmender Abfallberge, schlechter Luft, schäumendem Wasser sowie ausgeräumter Kulturlandschaften wurde 1966 schliesslich das Natur- und Heimatschutzgesetz verabschiedet. Die Bevölkerung forderte darin sowohl die Bewahrung des heimatlichen Landschaftsbildes als auch den Schutz der Arten- und Lebensraumvielfalt.
Und wo stehen wir heute?
Seit der Verabschiedung des Natur- und Heimatschutzgesetzes haben sich die räumlichen, politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen noch einmal stark verändert. Der klassische Naturschutz stösst an seine Grenzen. Der Nutzungsdruck seitens verschiedener Interessensgruppen auf den zur Verfügung stehenden Raum wird immer grösser. Wir sehen uns heute im Naturschutz auf allen Ebenen mit verschiedensten Herausforderungen konfrontiert:
Unsere geschützten Flächen sind klein und isoliert. Neben der intensiven Landnutzung stehen wir neuen Bedrohungen wie bspw. der Eutrophierung, dem Klimawandel und invasiven Arten gegenüber. Wir sehen, dass die guten Absichten des NHG nicht ausreichen, um den Verlust der Arten und Lebensräume zu stoppen und umzukehren. Wollen wir die biologische Vielfalt und die Qualität unserer Natur und Landschaft langfristig erhalten, müssen wir weiterdenken.
Damit möchte ich aber keineswegs sagen, dass wir mit dem Natur- und Heimatschutzgesetz kein geeignetes Instrument zum Schutz der Natur an unserer Seite haben. Ein grosses Problem – das wissen Sie so gut wie ich – steckt nicht im Instrument an sich, sondern in den Vollzugsdefiziten und in den zu knappen finanziellen Ressourcen.
Im aktuellen politischen Umfeld geniesst der Naturschutz wenig positive Aufmerksamkeit. Im Gegenteil – er wirkt störend. Ökonomische Werte, Wachstum, Deregulierungen, administrative Vereinfachungen, Spardruck sowie private Interessen stehen im Vordergrund.
Und – wie das so ist im Leben: Auch wenn die Natur und Heimat das Recht auf ihrer Seite haben, heisst dies noch lange nicht, dass sie auch Recht bekommen. Fakten, die die Dringlichkeit des Handelns unmissverständlich aufzeigen, reichen nicht aus, um Naturschutzanliegen vorwärts zu bringen. Wenn der politische Wille fehlt, sind wir umso mehr gefordert umzudenken. Und gerade vor dem Hintergrund des allseitigen Spardrucks, braucht es nicht nur das Engagement aller sondern auch Kreativität.
Allem voran muss der Wert der Biodiversität an sich und für den Menschen stärker in den Köpfen aller verankert werden. Da stehen wir allerdings nicht nur in der Politik vor einer grossen Herausforderung.
Es geht bei der Erhaltung und Förderung der Biodiversität nicht einfach um die Erhaltung von ein paar Arten. Es geht um unsere Lebensgrundlage. Die biologische Vielfalt bietet uns einen unermesslichen Reichtum und birgt ein riesiges Potenzial – auch wirtschaftlich.
Dass bei einer restriktiven Umweltpolitik keineswegs negative Auswirkungen auf die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft zu erwarten sind, bestätigt auch die OECD.
Wir profitieren von zahlreichen Leistungen, die uns die Natur gratis zur Verfügung stellt. Von den weltweit 240'000 Pflanzenarten sind 60'000 essbar. Viele Kulturpflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Neben der Honigbiene gibt es in der Schweiz über 600 Arten von Wildbienen, die Pflanzen bestäuben und vielfältige Lebensräume benötigen. Biodiversität ist ein auch wichtiger Standortfaktor. Für die Lebensqualität spielen Nähe, Erreichbarkeit und Qualität von Natur und Landschaft eine wichtige Rolle. Darauf werde ich später noch einmal zurückkommen. Und Biodiversitätsschutz ist auch Klimaschutz: Moore und Wälder sind natürliche Speicher von CO2. Die Renaturierung von Feuchtgebieten und der Erhalt von naturnahen Wäldern tragen kostengünstig zum Klimaschutz bei.
Gemäss einer Berechnung der Europäischen Kommission erbringt eine Hektare Schutzgebiet im EU-Raum im Schnitt einen Nutzen im Wert von 2500 bis 3400 Euro pro Jahr. Geht man für die Schweiz von ähnlichen Grössenordnungen aus, so übertrifft der volkswirtschaftliche Nutzen von Schutzgebieten die Kosten ihres Erhalts und ihrer Pflege um ein Vielfaches.
Biodiversität und Ökosystemleistungen sind öffentliche Güter. Da sie keinen Preis haben, werden sie auch entsprechend wahrgenommen und kaum wertgeschätzt. Nur wenige fühlen sich für ihren Erhalt verantwortlich, obwohl alle von ihren Leistungen profitieren.
Ich bin überzeugt, dass wir uns stärker mit den Werten und Leitbildern auseinandersetzen sollten, die uns latent prägen. Wir Menschen haben eine riesige Bandbreite an Handlungsmustern. Begriffe wie Natur, Biodiversität und Landschaft aktivieren ein reichhaltiges Spektrum an Vorstellungen, Bildern, Phantasien, Hoffnungen und Ängsten. Unsere Wertvorstellungen sind dabei geprägt vom kulturellen Hintergrund, der Sozialisation die wir erlebt haben.
In diesem Zusammenhang bin ich einer interessanten Studie der Universität Göttingen begegnet. Forschende zeigten auf, dass Laien und Experten dem Stadtgrün einen unterschiedlichen Wert beimessen. Während Experten das Stadtgrün als Raum zur Begegnung sowie das Bildungspotenzial der Natur hervorhoben, lagen die Prioritäten der Laien anders: Sie schätzten neben dem Vergnügen in den Grünflächen, vor allem die Naturschönheit. Sie zeigten ein eher emotionales Naturbewusstsein.
Die Tatsache, dass die Wertediskussion in der Politik nicht unbedingt deckungsgleich ist mit derjenigen in der Bevölkerung, stellt für uns die grösste Chance dar. Die Diskrepanz wurde uns bei der letzten Abstimmung zur Steuerreform klar vor Augen geführt: 60% der Stimmenden votierten gegen eine wirtschaftsfreundliche Vorlage, die von 3 von 4 Bundesratsparteien, 25 von 26 Kantonsregierungen und den mächtigen Wirtschaftsdachverbänden unterstützt worden war. Ähnliches haben wir in den letzten Jahrzehnten auch im Naturschutz erlebt: Auch wenn die Politik eine Beschneidung der Naturschutzwerte anstrebt, hält die Bevölkerung oft dagegen. Beispiele sind die Zweitwohnungsinitiative, die Rothenturmintiative oder die Alpeninitiative.
Heute ist klar, dass es ein ganzheitliches Denken braucht, um Naturschutzanliegen vorwärts zu bringen. Ganzheitlich einerseits in Bezug auf unsere Ökosysteme: Arten und Lebensräume müssen mit den Wechselwirkungen zwischen belebter und unbelebter Welt in Beziehung gesetzt werden. Anderseits meine ich mit ganzheitlich die Integration des Naturschutzes in alle anderen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereiche. Dieser Ansatz, auch als Mainstreaming Biodiverisity bezeichnet, beinhaltet auch die Sensibilisierung von Politikern, Entscheidungsträgern und der Bevölkerung für die Umwelt und die Biodiversität. Nur mit einer nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen durch alle politischen und wirtschaftlichen Sektoren können wir die langfristige Erhaltung der Biodiversität gewährleisten.
Was wir aber heute vermehrt führen sollten, ist eine Qualitätsdiskussion. Wir müssen uns überlegen, welche Schweiz wir wollen und wie diese aussehen soll um lebenswert und wirtschaftlich attraktiv zu sein. Die Nutzung der Natur und Landschaft ist Freund, nicht Feind. Wir sind gefordert Nutzungsformen finden, die mit den Naturschutzzielen vereinbar sind. Und klar, einfach ist die Aufgabe nicht. Am Beispiel der Energiestrategie zeigt sich, dass sehr vorsichtig abgewogen werden muss, wo bspw. Windpärke gebaut werden sollen, und wo bspw. andere Aspekte wie die Biodiversität oder die Qualität der Landschaft überwiegen. Solche Fragen stellen sich heute auch stark im Bereich der Tourismus- und Freizeitaktivitäten, die den Druck u.a. auf den alpinen Raum stark erhöhen.
Die Zukunft liegt im Integrieren der Biodiversitäts- und Landschaftsanliegen in die Nutzungspolitiken. Dazu braucht es Bewusstsein und Argumente, welche die Nutzer und damit Landschaftsgestalter ihrerseits nachvollziehen und annehmen. Die Chance, die wir gegenüber den Nutzern als Landschaftsgestalter haben, ist die steigende gesellschaftliche aber auch wirtschaftliche Nachfrage nach einer hochwertigen Landschaft mit einer reichhaltigen Biodiversität. Landschaft und Biodiversität sind Standortfaktoren!
An einer Tagung von VLP-Aspan zum Thema „Die Landschaft als Standortfaktor“ 2013 und im Buch „Die neue Zuwanderung“ von 2008 spricht der Think-Thank AvenirSuisse von der Landschaft als Schlüsselfaktor unserer Lebensqualität. Die Landschaft ist ein bedeutender Standortfaktor für die Schweiz. Unsere vielfältigen kleinräumigen Landschaftsstrukturen in unmittelbaren Nähe zu unserem Wohn- und Arbeitsort sind ein wichtiger Grund, weshalb sich Fachkräfte in der Schweiz niederlassen. Die Aussicht auf einen See, eine unverbaute Berglandschaft oder hochwertige Freiräume, so die Überlegungen von AvenirSuisse, können für die Wahl der Niederlassung entscheidend sein. Und dort wo sich die qualifizierten Fachkräfte räumlich konzentrieren, siedeln sich auch Unternehmen bzw. wirtschaftliche Aktivitäten an. Diese Überlegungen werden im Moment zwischen AvenirSuisse und dem BAFU vertieft.
Wie geht es mit dem Naturschutz weiter, vor dem Hintergrund, dass die politisch bestimmende Klasse als Generation mit iPad und Kopfhörern aufgewachsen ist, eher entfernt von der Natur?
Gemäss neusten Erkenntnissen der JAMES-Studie zum Medienumgang von Jugendlichen in der Schweiz, surfen Jugendliche unter der Woche durchschnittlich zweieinhalb Stunden pro Tag, am Wochenende weit mehr.
Um der zunehmenden Entfremdung von der Natur Einhalt zu gebieten, sind wir in Sachen Umweltbildung heute mehr denn je gefordert. Besonders in Agglomerationen sowie bei Kindern mit Migrationshintergrund zeigt sich, dass die Vermittlung von Naturwerten zuhause immer weniger stattfindet. Betreiben wir heute einen Naturschutz für die Bessergestellten? Es ist wichtig, dass wir Nähe zur Natur schaffen – und zwar dort, wo die Leute zuhause sind. Z.B. über naturnahe Pärke in den Städten und Agglomerationen. Als wichtige Multiplikatoren haben Lehrpersonen zudem die Möglichkeit und die Verantwortung gewisse Lücken zu füllen. Rausgehen, gemeinsam die Natur erkunden, erforschen und erleben muss integraler Bestandteil der Bildung sein. Dabei den digitalen Zugang über Smartphones und Social Media als Hilfsmittel zu nutzen, kann durchaus eine valable Option sein, die Digital Natives abzuholen und so eine Brücke zwischen digitaler und analoger Welt zu schaffen.
Apps und soziale Netzwerke eröffnen auch Chancen und neue Wege zur Information über Naturschutz, für die Umweltkommunikation und den Informationstransfer. Ein Beispiel sind Plattformen wie ornitho.ch, wo täglich bis zu 9000 Beobachtungsmeldungen aus der Bevölkerung vorwiegend zu Vögeln, aber auch zu anderen Arten, eingehen. Citizen Science ist hier das Stichwort. Ein Trend, der bei uns verglichen mit Nordamerika oder nordeuropäischen Ländern noch wenig verbreitet ist.
Dank der guten Vernetzung ist es auch möglich geworden, Menschen für spontane Aktionen zu motivieren, Informationen auszutauschen, oder via Crowdfunding zivilgesellschaftlichen Projektideen zum Durchbruch zu verhelfen.
Positiv zu werten ist zudem, dass die Digital Natives ihre Werte nicht am Wachstum orientieren. Das zeigt sich z.B. auch darin, dass Prestigeobjekte wie Autos an Bedeutung verloren haben. Der US-amerikanischer Politologe Ronald Inglehart, der die Diskussion um den Wertewandel mitprägt, spricht vom Wandel der Wertvorstellungen in westlichen Ländern vom Materialismus zum Postmaterialismus. Werte wie wirtschaftliche Stabilität und Wirtschaftswachstum würden verstärkt durch geistige, schöpferische, ästhetische Bedürfnisse, aber auch Zugehörigkeitsgefühl, Bedürfnisse nach Mitsprache in Staat und Gesellschaft, Meinungsfreiheit sowie Naturschutz abgelöst. Ein starkes Nachhaltigkeitsbewusstsein hat sich bei der Generation der heute 20-35-Jährigen durchgesetzt. «Teilen statt Konsumieren», ist ihre Devise.
Hier sehe ich eine grosse Chance für die Anliegen des Naturschutzes.
Lassen Sie mich noch einige Worte zur Naturschutzfinanzierung verlieren:
Gemäss einem neuen Bericht vom McKinsey Center for Business and Environment und der Credit Suisse hat die Naturschutzfinanzierung als Anlagemöglichkeit im Privatsektor durchaus das Potenzial vom Nischendasein zum Mainstream zu werden. Der Bericht geht bis 2020 sogar von einem potenziellen Anlagevolumen von insgesamt 200 bis 400 Milliarden US-Dollar aus. Anleger wünschen sich zunehmend nicht nur finanzielle Renditen, sondern auch eine nichtfinanzielle Wirkung von ihrem Geld über direkte oder indirekte Investitionen in ökologisch nachhaltige Projekte. Die Studie spricht auch die neuen Formen der Zusammenarbeit zwischen Anlegern, NGOs und öffentlich-rechtlichen Körperschaften, sowie neue Technologien und Tools als Chancen für die Naturschutzfinanzierung an.
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten – Tendenz steigend. Bringen wir es fertig, Wissen und Kreativität zu verknüpfen und dank gestalterischen Massnahmen lustvolle Projekte dahin zu bringen, wo die meisten Leute sind? Können wir ihren Bezug zur Natur stärken, sie für die Bedeutung der Vielfalt sensibilisieren, sie selber zum Handeln motivieren und gleichzeitig Wohlbefinden schaffen? Wenn wir verstärkt mit positiven Werten und Erlebnissen aufgrund erfolgreicher Projekte argumentieren und Handlungsoptionen aufzeigen, können wir Leute motivieren und zivilgesellschaftliche Initiativen stärken. Ich meine, wenn wir neue Strukturen für die Natur schaffen, die mit der sich wandelnden Welt kompatibel sind, können wir den bewahrenden Naturschutz, den wir nicht vernachlässigen sollten, optimal ergänzen.
Ich komme zum Schluss und fasse die wichtigsten Punkte zusammen:
- Gesetze geben uns einen guten Rahmen für den Naturschutz. Die Erfahrungen der letzten 50 Jahre NHG zeigen auch, dass wir den Naturschutz leider damit alleine nicht weiter bringen. Wir müssen weiterdenken!
- Es ist der Auftrag unserer Gesellschaft und im Speziellen der Biodiversitäts- und Landschaftspolitik, eine Natur und Landschaft anzustreben, die die Biodiversität als unsere Lebensgrundlage langfristig erhält, uns aber auch gefällt und uns erfreut.
- Wir müssen uns aktiv der Dynamik und dem Wandel der Gesellschaft stellen.
- Der Wert der Biodiversität und der Landschaft als Lebensgrundlage und für unser Wohlbefinden muss stärker Eingang ins Bewusstsein der Menschen finden. Wir müssen diese Werte schätzen und schützen lernen. Die Natur muss wieder ihren Platz bekommen, sowohl in der Gesellschaft, Wirtschaft als auch in der Politik.
- In unserem unermüdlichen Einsatz für die Sache müssen wir bereit sein umzudenken, ungewohnte Wege zu gehen und Denkmuster aufzubrechen. Dafür müssen wir unsere Deutungsmuster und irrationale Anteile reflektieren und daraus Lösungsansätze gewinnen.
Echte Dialoge entstehen in der Auseinandersetzung mit Unbekanntem und Ungewohntem. Wir möchten mit dieser Tagung dazu beitragen, dass bestehende Dialoge vertieft und neue eröffnet werden.
Ziel unserer heutigen Tagung ist es, den Wertewandel aus den Blickwinkeln unterschiedlicher gesellschaftlicher und politischer Bereiche zu sehen und mögliche Trends und Konsequenzen für die Praxis aufzuzeigen. Wir sollen, müssen und wollen weiterdenken. Und das zusammen mit Ihnen, meine Damen und Herren. Es freut mich umso mehr, dass wir heute sowohl Leute aus der Wirtschaft, aus der Politik, der Verwaltung und aus verschiedenen NGOs sowie Privatpersonen unter uns haben, die den Tag durch unterschiedliche Perspektiven bereichern. Wenn wir alle an einem Strick ziehen, sind wir stark.
In diesem Sinne möchte ich Sie alle herzlich begrüssen und hoffe auf anregende und konstruktive Diskussionen zur Frage, welche Entwicklungen im Naturschutz nötig und möglich sind.
Letzte Änderung 05.04.2018
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