Tagung «Vielfältige Landschaft stärkt Biodiversität»

Grusswort von BAFU-Direktorin Katrin Schneeberger an der BAFU-Tagung «Natur und Landschaft» am 09.11.2022 in Bern.

Sehr geehrte Damen und Herren
Chères participantes et participants à la journée OFEV

Herzlich willkommen zur heutigen Tagung «Vielfältige Landschaft stärkt Biodiversität». Ein spannendes Thema, mit dem wir uns heute intensiv beschäftigen und das auch unser tägliches Leben berührt.

Vielleicht ist es einigen von Ihnen aufgefallen, als Sie mich heute im Wankdorf haben ankommen sehen: Wann immer möglich, fahre ich mit dem Fahrrad.

Nicht nur auf dem Weg zur Arbeit, sondern auch in den Ferien oder am Wochenende bin ich gerne auf zwei Rädern unterwegs. Für mich die perfekte Gelegenheit, um die Schönheit und Vielfalt unserer Landschaft zu entdecken und zu geniessen. Sei es durch die Strassen der Berner Altstadt, der Aare entlang, in den Hügeln des Naturparks Gantrisch oder in einem der vielen schönen Alpentäler der Schweiz.

Sehr geehrte Damen und Herren, die Schweiz kann mit hochwertigen und vielfältigen Landschaften aufwarten, die nicht nur einen grossen wirtschaftlichen Nutzen bringen, sondern uns auch emotional bewegen. Unsere Landschaften sind unser Lebensraum. Sie bieten uns Raum für Erholung und Bewegung, bieten spektakuläre Szenerien und wir selbst identifizieren uns mit den Besonderheiten der Landschaften, in denen wir aufgewachsen sind.

Gleichzeitig sind diese Landschaften auch wichtig für die Biodiversität: Um sie zu fördern, braucht es vielfältige Lebensräume, die je nach Region unterschiedliche Pflanzen und Tiere beherbergen. Hinter mir sehen Sie ein Foto der Schüssinsel in Biel. Sie ist ein Beispiel für eine vielfältige Landschaft im urbanen Raum, in der Biodiversität, Freizeitaktivitäten, Wohnen und Arbeiten Platz haben. 

Wo stehen wir heute in den Themen Landschaft und Biodiversität? Die aktuelle Diskussion zum Ausbau der neuen erneuerbaren Energien zeigt, dass sich die Politik und die Gesellschaft zwar mit Landschaft und Biodiversität auseinandersetzt. Wir stellen jedoch fest, dass sie in der Interessenabwägung aktuell tiefer gewichtet werden. Das macht uns Sorgen.

Besondere Umstände, wie der Krieg in der Ukraine mit seinen Auswirkungen auf den Energiemarkt, fordern besondere Lösungen. Die in der Schweiz unmittelbar auch die Landschaft und Natur betreffen. Es sind Kompromisse nötig. Wir setzt uns für Lösungen ein die möglichst natur- und landschaftsverträglich sind. Ich bin zudem klar der Meinung, dass diese besonderen Lösungen zeitlich limitiert sein sollen. Solche Einschnitte in der Landschafts- und Biodiversitätspolitik dürfen nicht zum Normalfall werden. Denn – der Zustand der Biodiversität ist schlecht.

Aber auch andere Politikbereiche wie die Landwirtschaft, die Raumplanung oder der Wasserbau verändern, prägen und gestalten die Landschaft. Sie haben einen grossen Einfluss auf die Qualität unserer Landschaften und können allesamt idealerweise zur Förderung der Biodiversität beitragen. Beispiele dafür? Etwa, wenn Gewässer revitalisiert, neue Hecken gepflanzt oder Trockenmauern wieder aufgebaut werden. Weitere gute Beispiele werden wir heute während dieser Tagung entdecken.

Der Titel unserer Tagung, «Vielfältige Landschaft stärkt Biodiversität», heisst aber auch, Synergien zu erkennen und zu nutzen. Ein Beispiel dazu: Auf dem Arbeitsweg fahre ich mit dem Velo durch die Allee an der Papiermühlestrasse, genau hier vor dem Stade de Suisse. Die Allee ist ein gutes Beispiel für solche Synergien:

  • Sie ist ein Landschaftselement, das uns davon erzählt, wie der Stadtteil im 19. Jahrhundert geplant und angelegt wurde.
  • Die alten Bäume und die begleitenden unversiegelten Grünflächen bieten Lebensraum für Tiere und Pflanzen und sind eine wichtige Vernetzungsachse im dichtbebauten städtischen Raum.
  • An heissen Sommertagen leitet die Allee kühle Luft in die angrenzenden Stadtquartiere.

Damit solche landschaftlichen Schätze erhalten oder auch neu geschaffen werden können, kommt der partnerschaftlichen Zusammenarbeit ein hohes Gewicht zu. Der Bund stellt dafür den Kantonen Mittel und Wissen zur Verfügung, zum Beispiel mit dem Landschaftskonzept Schweiz. Darin ist z.B. ein Qualitätsziel für städtische Landschaften festgelegt; sie sollen grün sein und zu einem angenehmen Stadtklima beitragen. Diese Ziele setzen die Kantone, Städte und Gemeinden in ihre Planungen und Massnahmen um.

Bund, Kantone und Gemeinden arbeiten engagiert zusammen. So entstehen überzeugende Lösungen mit grossem Nutzen. Nicht nur für den Menschen und die Gesellschaft, sondern auch für die Erhaltung und Stärkung der Biodiversität.

Ich möchte Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren, herzlich danken: Mit Ihrem Engagement helfen Sie, vielfältige Landschaften und die Biodiversität zu fördern. Arbeiten wir noch stärker zusammen. Nutzen wir die Synergien zwischen unseren Politikbereichen.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Tagung, engagierte Diskussionen und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Und einen Tipp hätte ich für Sie noch, ganz ausserhalb des Themas und doch auch irgendwie mittendrin: Schwingen Sie sich doch auch wieder einmal aufs Velo! Das öffnet nämlich die Augen für die Landschaft.

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Letzte Änderung 11.01.2023

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