Für grosse und kleine Wildtiere bilden die Strassen, Autobahnen und Bahntrassen oft unüberwindbare Hindernisse – und sie sind gefährlich. Dass die Tiere diese Infrastrukturen gefahrlos queren können, ist für die Existenz der Lebewesen relevant. Vier Pilotprojekte haben zum Ziel, die Durchlässigkeit von Verkehrsinfrastrukturen für Wildtiere zu verbessern – insbesondere für die gefährdeten Amphibien – und die Lebensräume entlang der Strassen und Bahnlinien aufzuwerten.
Verkehrsinfrastrukturen (Strassen und Bahngleise) zerschneiden Lebensräume und isolieren Populationen. Diese Hindernisse müssen zahlreiche Tierarten auf ihren täglichen und saisonalen Wanderungen überwinden: so zum Beispiel Amphibien auf dem Weg zu ihren Laichgewässern oder grössere Tiere wie Füchse oder Hirsche zur Nahrungssuche und Fortpflanzung. Oft ist eine Querung aber nicht möglich oder sehr riskant, weshalb sehr viele Wildtiere auf der Strasse ihr Leben verlieren und der Verkehr somit die häufigste Todesursache bei ihnen ist.
Auf etwa einem Drittel der Gemeinde- und Kantonsstrassen wurden Schutzmassnahmen ergriffen. Entlang der Bahngleise fehlen solche jedoch gänzlich. Auch die Amphibienrouten neben Bahnlinien wurden bisher nicht systematisch erfasst. Durchlässige Verkehrsinfrastrukturen stellen das Überleben verschiedener wildlebender und wandernder Tierarten sowie die Vernetzung ihrer Lebensräume sicher.
Bahntrassen und Autobahnen bieten Flächen, die sich zur Förderung und Stärkung der Biodiversität ausgesprochen gut eignen: Die breiten Böschungen erstrecken sich meist über grosse Distanzen, werden nicht für andere Zwecke genutzt und erlauben eine gute Vernetzung. Zudem befinden sich diese Flächen mehrheitlich in Gebieten, in denen intensive Landschaftspflege zu einem Rückgang der Artenvielfalt geführt hat. Dennoch werden viele Böschungen bisher nicht standortgerecht und biodiversitätsfördernd gepflegt.
Ziele
Insgesamt vier Pilotprojekte vereint das Oberziel, die Strassen und Bahnlinien für Tiere durchlässig und sicher zu machen und damit entlang dieser Verkehrsinfrastrukturen hochwertige Lebensräume zu schaffen.
Entlang der Gemeinde- und Kantonsstrassen
- Die Daten über die Konfliktstellen zwischen Amphibienwanderrouten und Verkehrsinfrastrukturen sind aktualisiert.
- Bestehende Bachdurchlässe sind saniert.
- Gefährliche Strassenabschnitte sind durch verschiedene Massnahmen entschärft.
Entlang der Nationalstrassen
- Die Sanierung von Wildtierkorridoren ist beschleunigt: Planung und Bau von Wildtierpassagen sind vorangetrieben.
- Das Programm zur Sanierung der Wildtierkorridore ist ergänzt: Neue Konfliktstandorte sind identifiziert und in das Teilprogramm aufgenommen.
- 20 Prozent der Böschungen sind standortgerecht und biodiversitätsfördernd gepflegt.
Entlang der Eisenbahnen
- Die potenziellen Hauptkonfliktorte der Amphibienwanderrouten sind identifiziert.
- Die Methodologie für eine Kategorisierung und Priorisierung der Orte ist erarbeitet.
- Die Bahntrassen sind für verschiedene Wildtiere durchlässiger gestaltet.
- Bioakustische Wildwarnanlagen, mit denen die Zahl der Unfälle verringert werden soll, sind getestet.
- Konzepte für Pflege und Unterhalt für Böschungen zur Förderung der Biodiversität auf Pilotstecken der SBB sind erarbeitet und umgesetzt.
- Die am besten geeigneten Lebensräume sind extensiv gepflegt.
- Die ökologische Vernetzung für kleine und grosse Wildtiere ist verbessert.
- Die für Vögel gefährlichen Fahrleitungsmasten sind bekannt und saniert.
- Die Lichtverschmutzung ist reduziert.
Ergebnisse
Entlang der Gemeinde- und Kantonsstrassen
- Die aktualisierten Hauptkonfliktpunkte der Amphibienwanderrouten sind auf www.map.geo.admin.ch einsehbar (erfolgt).
Projektbericht «Konflikt Amphibien und Verkehr» - Teilbericht saisonale Wanderungen (PDF, 5 MB, 28.06.2021)Studie im Auftrag des BAFU
Entlang der Nationalstrassen
- Das Teilprogramm zur Sanierung der Wildtierkorridore des Bundesamts für Strassen (ASTRA) ist aktualisiert beziehungsweise beschleunigt und ergänzt (erfolgt).
- Die Flächen mit hohem Biodiversitätpotenzial sind identifiziert und ihre Pflege ist auf einem Grossteil der Flächen angepasst (in der Übergangsphase, mit gewissen regionalen Unterschieden).
Entlang der Eisenbahnen
- Die nötigen Sanierungsmassnahmen fliessen in die Verhandlungen über die Programmvereinbarung 2025–2028 mit dem Bundesamt für Verkehr (BAV) ein (geplant).
- Bioakustische Wildwarnanlagen, die Laute grösserer Wildtiere imitieren, sind entwickelt und getestet (in Umsetzung).
- Entlang der Amphibienrouten sind Schottergräben unterhalb der Bahnschienen oder Amphibiendurchlässe geprüft und umgesetzt (in Umsetzung).
- Sämtliche Lebensräume entlang zweier Pilotstrecken der SBB-Bahnlinien sind inventarisiert und werden nach ökologischen Kriterien unterhalten (in Umsetzung).
- Die Lebensräume mit dem grössten Biodiversitätspotenzial sind bekannt und ein Teil wird extensiv gepflegt (in Umsetzung).
- Ein Teil der für Vögel gefährlichen Fahrleitungsmasten ist saniert (in Umsetzung).
- Die Lichtverschmutzung ist an einigen der am stärksten exponierten Bahnhöfe reduziert (in Umsetzung).
Entwicklung einer bioakustischen Wildwarnanlage
Durchgängige Bahntrassen
Projekttitel |
A4.3 Konfliktherd Verkehr-Kleinfauna entschärfen A7.1 Wiederherstellung der Vernetzung und Förderung Lebensräumen entlang des Nationalstrassennetzes A8.3 Biodiversitätshotspots auf Arealen der Bahn A8.4 Verbesserung der Lebensraumqualität entlang von Bahntrassen |
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Laufzeit |
A4.3 In Umsetzung, geplanter Abschluss 2024 A7.1 In Umsetzung, geplanter Abschluss 2027 A8.2 Bahntrassen durchgängig machen A8.4 In Umsetzung, geplanter Abschluss 2024 |
Projektbeteiligte |
Bundesämter für Strassen und für Verkehr (ASTRA, BAV), SBB, Südostbahn sowie weitere Bahnbetreiberinnen, Verband öffentlicher Verkehr (VÖV), Karch |
Kontakt BAFU |
Shqipe Hoti, E-Mail (Projekte A4.3) Adrien Zeender, E-Mail (Projekt A7.1) Fanny Kupferschmied, E-Mail (Projekte A8.2, A8.4) |
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Dokumente
Letzte Änderung 08.11.2024