Sicherheit und Lebensqualität für die Natur im Verkehr

Für grosse und kleine Wildtiere bilden die Strassen, Autobahnen und Bahntrassen oft unüberwindbare Hindernisse – und sie sind gefährlich. Dass die Tiere diese Infrastrukturen gefahrlos queren können, ist für die Existenz der Lebewesen relevant. Vier Pilotprojekte haben zum Ziel, die Durchlässigkeit von Verkehrsinfrastrukturen für Wildtiere zu verbessern – insbesondere für die gefährdeten Amphibien – und die Lebensräume entlang der Strassen und Bahnlinien aufzuwerten.

Wildtierkorridor
Die Beschleunigung des Programms zur Sanierung von Wildtierbrücken ist eines von vier Pilotprojekten zugunsten der Wildtiere im Verkehr.
© ProNatura/Emnauel Ammon

Verkehrsinfrastrukturen (Strassen und Eisenbahnen) zerschneiden Lebensräume und isolieren Populationen. Viele Tierarten müssen auf ihren Wanderungen Verkehrsinfrastrukturen überwinden: zum Beispiel Amphibien, um zu ihren Laichgewässern zu gelangen, oder grössere Tiere wie Füchse oder Hirsche für Nahrungssuche und Fortpflanzung. Oft ist eine Querung nicht möglich und wenn doch, ist der Verkehr eine der häufigsten Todesursachen vieler Wildtiere.

Während auf etwa einem Drittel der Gemeinde- und Kantonsstrassen Schutzmassnahmen bestehen, fehlen diese entlang der Eisenbahngleise gänzlich. Auch gibt es bis jetzt keine systematische Erhebung der Amphibienrouten entlang der Bahnlinien. Durchlässige Verkehrsstrukturen sichern das Überleben von verschiedenen wildlebenden und wandernden Tierarten und schaffen eine Vernetzung ihrer Lebensräume.

Bahntrassen und Autobahnen bieten Flächen, die sich zur Förderung und Stärkung der Biodiversität ausgesprochen gut eignen: Die Böschungen sind gross, verlaufen oft über weite Strecken und erlauben eine gute Vernetzung. Zudem befinden sich diese Flächen mehrheitlich in Gebieten, wo es wegen intensiver Landschaftspflege ein Defizit an Artenvielfalt gibt. Doch bislang fehlt es bei vielen Böschungen an standortangepasstem und biodiversitätsförderndem Unterhalt.

Ziele

Insgesamt vier Pilotprojekte vereint das Oberziel, die Strassen und Bahnlinien für Tiere durchlässig und sicher zu machen und damit entlang dieser Verkehrsinfrastrukturen hochwertige Lebensräume zu schaffen.

Entlang der Gemeinde- und Kantonsstrassen

  • sind die Daten der Amphibienrouten aktualisiert;
  • bestehende Bachdurchlässe saniert;
  • gefährliche Strassenabschnitte mit Massnahmen ergänzt.

Entlang der Nationalstrassen

  • ist die Sanierung von Wildtierkorridoren beschleunigt: Planung und Bau von Wildtierpassagen sind vorangetrieben und das Sanierungsprogramm mit neuen Wildtierquerungen ergänzt;
  • ist die Sanierung von Wildtierkorridoren erweitert: Neue Konfliktstandorte sind identifiziert und in das Teilprogramm aufgenommen;
  • werden 20 % der Böschungen standortgerecht und biodiversitätsfördernd unterhalten.

Entlang der Eisenbahnen

  • sind die potenziellen Hauptkonfliktorte der aktualisierten Amphibienwanderrouten identifiziert;
  • ist die Methodologie für eine Kategorisierung erarbeitet;
  • sind Bahntrassen für verschiedene Wildtiere durchlässiger gestaltet und
  • neue technische Massnahmen für die Durchlässigkeit und die Warnung der Tiere getestet;
  • sind Konzepte für den Unterhalt von Böschungen zur Förderung der Biodiversität auf Pilotstecken der SBB erarbeitet.

Ergebnisse (Stand Mitte 2022)

Entlang der Gemeinde- und Kantonsstrassen

  • sind die aktualisierten Hauptkonfliktpunkte der Amphibienwanderrouten einsehbar auf map.geo.admin

Entlang der Nationalstrassen

  • ist das Teilprogramm zur Sanierung der Wildtierkorridore des Bundesamts für Strassen (ASTRA) aktualisiert beziehungsweise beschleunigt und ergänzt (erfolgt);
  • sind erste Flächen mit hohem Potenzial für Biodiversität identifiziert und wird ihre Pflege angepasst (teilweise erfolgt, mit grossen regionalen Unterschieden).

Entlang der Eisenbahnen

  • sind bestehende Bachdurchlässe so umgestaltet, dass die Tiere sie gefahrlos nutzen können (in Umsetzung);
  • werden akustische Wildwarnanlagen in den Tönen der grösseren Wildtiere entwickelt und getestet (in Umsetzung);
  • werden entlang der Amphibienrouten Schottergräben unterhalb der Bahnschienen oder Amphibiendurchlässe geprüft und umgesetzt (in Umsetzung);
  • fliessen nötige Sanierungsmassnahmen in die Programmvereinbarungs-Verhandlungen 2025-2029 mit dem Bundesamt für Verkehr (BAV) ein (geplant);
  • sind sämtliche Lebensräume entlang zweier Pilotstrecken der SBB-Bahnlinien inventarisiert und werden nach ökologischen Kriterien unterhalten (in Umsetzung).

Entwicklung einer bioakustischen Wildwarnanlage

Durchgängige Bahntrassen

Projekttitel

A4.3 Konfliktherd Verkehr-Kleinfauna entschärfen

A7.1 Wiederherstellung der Vernetzung und Förderung Lebensräumen entlang des Nationalstrassennetzes

A8.3 Biodiversitätshotspots auf Arealen der Bahn

A8.4 Verbesserung der Lebensraumqualität entlang von Bahntrassen

Laufzeit

A4.3 In Umsetzung, geplanter Abschluss 2024

A7.1 In Umsetzung, geplanter Abschluss 2027

A8.2 In Umsetzung, geplanter Abschluss 2024

A8.4 In Umsetzung, geplanter Abschluss 2024

Projektbeteiligte

Bundesämter für Strassen und für Verkehr (ASTRA, BAV), SBB, Südostbahn sowie weitere Bahnbetreiberinnen, Verband öffentlicher Verkehr (VÖV), Karch

Kontakt BAFU

Shqipe Hoti, (Projekte A4.3)

Adrien Zeender, (Projekt A7.1)

Laurence von Fellenberg, (Projekte A8.2, A8.4)

Kontakt
Letzte Änderung 10.08.2022

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