Magazin «umwelt» 4/2017 - Auf gutem Grund
Editorial von Franziska Schwarz, der Vizedirektorin des Bundesamtes für Umwelt (BAFU)
Wirtschaftliches Wachstum gilt als Garant für Wohlstand. Doch wenn dafür eine begrenzte Ressource wie der Boden verbraucht wird, reicht es nicht, auf die regulierende Kraft des Marktes zu vertrauen. Gemeinsam mit zwei Experten auf den Gebieten Wirtschaft beziehungsweise Raumplanung lotet umwelt das Spannungs-feld zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Bodenschutz aus.
Der Appetit auf Raum zum Wohnen und Wirtschaften scheint unstillbar. Die besiedelte Fläche hat in der Schweiz in den vergangenen Jahrzehnten viel stärker zugenommen als das Bevölkerungswachstum. Mit weitreichenden Folgen, denn ein überbauter Boden kann seine diversen ökologischen Leistungen nicht mehr erbringen.
Der Boden erfüllt vielerlei Funktionen. Angesichts immer knapper werdender Reserven an gutem Kulturland hätte seine Qualität weit mehr Augenmerk verdient, als die Raumplanung ihr widmet. In unseren Nachbarländern bewähren sich Karten, die die Eigenschaften der unterschiedlichen Böden abbilden.
Fruchtbarer und ebener Boden ist in der Schweiz ein knappes Gut. Entsprechend hoch ist die Nachfrage: Siedlungsbau, Verkehrsanlagen, landwirtschaftliche Produktion, Erholung und die Erzeugung erneuerbarer Energie wetteifern um günstige Lagen. Dabei geraten die Natur und die Landwirtschaft zunehmend unter Druck.
Sauberes Bodenmaterial von Baustellen könnte zur Aufwertung von Kulturland genutzt werden. Dies ist sinnvoll, aber nicht ganz einfach: Das Auftragen eines Bodens bedarf einer sorgfältigen Planung und einer fachgerechten Ausführung.
Das Geschäft mit dem Boden in fremden Ländern, oft auch «Land Grabbing» genannt, boomt. In der Datenbank «Land Matrix» sammeln Forschungsorganisationen Daten über internationale Landdeals. Nicht nur der globale Süden ist betroffen, sondern auch Osteuropa. Scheitern derartige Projekte, sind die Folgen für die lokale Bevölkerung oft verheerend.
Zersiedelung stoppen heisst Städte verdichten. Doch wie lässt sich dabei die Lebensqualität gewährleisten? umwelt hat sich in den urbanen Zentren Delsberg und Genf umgesehen, wo wegweisende Projekte realisiert werden.