Auswirkungen auf die Artenvielfalt

Nachtaktive Tiere können durch künstliches Licht erheblich gestört werden. Der Lebensraum von Tieren kann durch Lichtemissionen zerschnitten, ihr Aktionsradius eingeschränkt und das Nahrungsangebot reduziert werden. Bei bedrohten Arten muss ein Rückgang oder gar das Aussterben von kleinen, isolierten Populationen besonders befürchtet werden.

Für viele Tiere sind künstliche Beleuchtungen in erster Linie in der warmen Jahreszeit von Frühling bis Herbst ein Problem. In diese Zeit fällt ihre Fortpflanzung und damit verbunden eine grössere Aktivität für die Futtersuche und Aufzucht der Jungen.

Vögel

Bei Vögeln sind besonders drei Auswirkungen von künstlichem Licht bekannt: die Attraktionswirkung von Licht, die Schreckreaktion auf Lichtreize und der verfrühte Beginn des Gesangs von Singvögeln.

Ein grosser Teil der Zugvögel ist in der Nacht unterwegs. Dabei orientieren sie sich auf ihrem Weg an den Sternen und am Magnetfeld der Erde. Diese Kombination ermöglicht ihnen eine Orientierung auch bei bedecktem Himmel. Diese wird jedoch durch künstliches Licht beeinträchtigt.

Trotz der Möglichkeit zur Orientierung am Erdmagnetfeld ziehen die Vögel wenn möglich die Orientierung am Licht vor. Bei schlechtem Licht scheinen sie generell von Licht angezogen zu werden und geraten in die Lichtglocke. Als Folge davon fliegen sie stundenlang im Kreis herum. Auf diese Weise gehen wertvolle Energiereserven für den langen, anstrengenden Flug verloren. Oft sterben die Vögel noch im Lichtdom an Erschöpfung oder fliegen in Gebäude und verenden auf diese Weise.

Plötzlich auftretende starke Lichtreize von Scheinwerfern oder Skybeamern führen bei Vögeln zu erheblichen Schreckreaktionen. Sie weichen von ihrer ursprünglichen Richtung ab, reduzieren ihre Fluggeschwindigkeit und versuchen dem Lichtstrahl vertikal zu entweichen. Erst ab einer Distanz von etwa einem Kilometer ist der Einfluss des Lichtstrahls nicht mehr messbar.

Durch die künstliche Aufhellung der Nacht beginnen Singvögel in beleuchteten Stadtpärken oder in der Nähe von Strassenbeleuchtungen am Morgen früher zu singen als im Wald. Im Einflussbereich von Strassenlaternen legen die Weibchen ihre Eier früher und die Männchen sind doppelt erfolgreich bei der Kopulation und der Produktion von Nachwuchs. Die verfrühte Eiablage bewirkt, dass wichtige biologische Prozesse nicht mehr synchronisiert ablaufen.Der Futterbedarf der Jungen deckt sich nicht mehr mit der grössten Verfügbarkeit des Futters.

Zugvögel, die in ihren Überwinterungsgebieten künstlichem Licht ausgesetzt sind, setzen schneller Fett an und ziehen im Frühling früher ins Sommerquartier als Individuen, die nicht im Einflussbereich von künstlichem Licht überwintern. Die Vögel kommen zu früh im Brutgebiet an und die Überlebenschancen sinken.

Fledermäuse

Die grösste Auswirkung hat künstliche Beleuchtung beim Ausflug der Fledermäuse am Abend und beim Schwärmen vor dem Tagesquartier bei der Rückkehr von der Jagd am Morgen. Wird das Ausflugsloch beleuchtet, fliegen die Tiere am Abend später aus, was die Dauer der Nahrungssuche verkürzt und direkte Auswirkungen auf die Überlebenschancen der Jungen, resp. auf deren Grösse hat.

Da Fledermäuse im Winter andere Quartiere bewohnen als im Sommer, beschränken sich die Auswirkungen der Beleuchtung auf die Sommermonate von April bis Oktober.

Insekten

Abend- und nachtaktive Insekten (Nachtfalter, Köcherfliegen, Grillen etc.) werden durch künstliches Licht angezogen und von ihrem natürlichen Lebensraum weggelockt. Anstatt Nahrung zu suchen, sich zu paaren und Eier zu legen verlieren sie ihre Energievorräte, indem sie desorientiert um Leuchten herumfliegen. Sie bleiben an den Lichtquellen gefangen und sterben an Übermüdung, verbrennen an der Lampe oder werden zur Beute ihrer Feinde (Fledermäuse, Spinnen, räuberische Insekten).

Amphibien

Amphibien sind fast ausschliesslich nachtaktiv. Für gewisse Arten wurde gezeigt, dass sie empfindlich auf Hell-Dunkel-Wechsel reagieren, dass sie bei Beleuchtung später zur Nahrungssuche aufbrechen oder die Paarung durch helles Licht verhindert wird.

Lichtassimilierende Pflanzen

Es kann vorkommen, dass im Spätherbst ein Ast unter einer Laterne noch Blätter hat, während der unbeleuchtete Rest des Baumes kahl ist.

Bei Pflanzen werden die Samenkeimung, das Stängelwachstum, die Blattausdehnung, der Übergang vom vegetativen in den Blühstatus, die Blüten- und Fruchtentwicklung und die Alterung durch lichtempfindliche Rezeptoren gesteuert. Werden Pflanzen in der Mitte der Dunkelphase mit künstlichem Licht beleuchtet, kann bei gewissen Arten die Blütenbildung verhindert werden, während sie bei anderen angeregt wird.

Kunstlicht – ein Störfaktor für Tiere und Pflanzen

Die Erfindung der Glühlampe war ein Segen. Doch nun zeitigt der Zuwachs an künstlicher Beleuchtung weltweit negative Folgen für Menschen, Tiere und Pflanzen. Eine neue Vollzugshilfe des Bundes, Dunkelkorridore in Genf und viele weitere Initiativen zeigen Auswege auf.

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Letzte Änderung 04.01.2023

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