Mehr erneuerbare Energie, effizientere Fahrzeuge: Die Klimapolitik verändert die Schweiz

22.11.2018 – Die Schweiz hat sich dazu verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 im Vergleich zum Referenzjahr 1990 um 50 Prozent zu reduzieren. Mehr erneuerbare Energie, effizientere Fahrzeuge, Wärmepumpen statt Ölheizungen: Dank der Klimapolitik, die der Bund gemeinsam mit den Kantonen umsetzt, ist seit 1990 im Gebäudesektor, im Verkehr und in der Industrie vieles in Bewegung geraten. Folgend ein kurzer Überblick über die erzielten Fortschritte.

Die Treibhausgasemissionen in der Schweiz lagen 2016 im Vergleich zu 1990 um 10 Prozent tiefer. Im gleichen Zeitraum hat die Bevölkerung um einen Viertel zugenommen und die Wirtschaft ist, gemessen am Bruttoinlandprodukt BIP, um fast 50 Prozent gewachsen.

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Produktion von Strom aus neuen erneuerbaren Energiequellen

Die "neuen erneuerbaren Energien" – d.h. erneuerbare Energiequellen, die die bereits stark genutzte Wasserkraft ergänzen – spielen eine wichtige Rolle, um den Zusatzbedarf an Strom zu decken, der sich aufgrund des Ausstiegs aus den CO2-intensiven fossilen Energieträgern ergibt.

1990 waren pflanzliche Abfälle und Biogas die einzigen nennenswerten Quellen für die Erzeugung von Strom aus neuen erneuerbaren Energien. Seit ca. 10 Jahren leisten auch die Sonne (Photovoltaik), Holz sowie Wind wachsende Beiträge an die Stromproduktion. 2017 stammten bereits 6,4 % der Netto-Stromproduktion in der Schweiz aus neuen erneuerbaren Energiequellen.

Produktion von Strom aus neuen erneuerbaren Energiequellen
Produktion von Strom aus neuen erneuerbaren Energiequellen.
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Energiebezugsfläche in Gebäuden (= Haushalte und Dienstleistungen)

Obwohl in den letzten Jahrzehnten viel gebaut wurde, hat der Beitrag des Gebäudesektors (Haushalte und Dienstleistungen) zur Klimaerwärmung deutlich abgenommen. Zwischen 1990 und 2016 sind die durchschnittlichen CO2-Emissionen, die bei der Beheizung von einem Quadratmeter entstehen, auf einen Drittel gesunken.

Höhere energetische Anforderungen an Neubauten, die Sanierung schlecht isolierter Altbauten und die vermehrte Nutzung von Heizsystemen auf Basis erneuerbarer Energien (siehe auch nächste Abbildung) zeigen Wirkung.

Gebäude: Entwicklung der CO2-Emissionen pro m2
Gebäude: Entwicklung der CO2-Emissionen pro m2
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Art der Beheizung von neuen Ein- und Mehrfamilienhäusern

Der Anteil der fossil betriebenen Heizungen (Erdöl, Erdgas), die in neuen Ein- und Mehrfamilienhäusern installiert wurden, hat zwischen der Periode 1991-2000 und der Periode 2006-2015 vor allem bei den Ölheizungen massiv abgenommen. Nimmt man zu den Wärmepumpen die "anderen" Heizsysteme (v.a. Holz und Fernwärme) dazu, entstehen bei der Beheizung von drei von vier Häusern, die im Zeitraum 2006-2015 erstellt wurden, keine direkten CO2-Emissionen. Wärmepumpen benötigen allerdings Strom.

Eine weitgehend CO2-freie Heizung liegt erst vor, wenn auch der dafür genutzte Strom aus erneuerbaren Quellen stammt. Gesamtschweizerisch ist heute noch ein überwiegender Teil des Immobilienbestandes von fossilen Brennstoffen abhängig und müsste entsprechend saniert werden.

Art der Beheizung von neuen Ein- und Mehrfamilienhäusern
Art der Beheizung von neuen Ein- und Mehrfamilienhäusern
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Durchschnittlicher CO2-Ausstoss neuer Personenwagen

Dank verbesserter Motorentechnologie und Grenzwerten für die CO2-Emissionen von neuen Fahrzeugen wurde in den letzten 10 Jahren eine Trendwende bei den Emissionen aus dem Treibstoffverbrauch erreicht. 2017 stiess ein neu in Verkehr gesetzter Personenwagen pro gefahrenen Kilometer durchschnittlich 40 Prozent weniger CO2 aus als 1996. Wegen des Tanktourismus können die Emissionen, abhängig von den Brennstoffpreisen in der Schweiz und dem benachbarten Ausland, von Jahr zu Jahr Schwankungen unterliegen.

Zur Reduktion tragen in zunehmendem Umfang Fahrzeuge mit Hybrid- und Elektroantrieb bei. Aktuell hat rund jedes zwanzigste Neufahrzeug einen Hybrid- oder Elektroantrieb. Der Anteil kompakter und effizienter Fahrzeuge am Schweizer Fahrzeugpark ist aber nach wie vor klein. Hier liegt noch ein grosses und kostengünstiges Reduktionspotenzial brach.

Durchschnittlicher CO2-Ausstoss neuer Personenwagen
Durchschnittlicher CO2-Ausstoss neuer Personenwagen
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Entwicklung von Wirtschaft und Treibhausgasemissionen

Die Treibhausgasemissionen der Schweiz (in t CO2eq) verharrten bis 2010 ungefähr auf dem Stand von 1990. Nach 2010 – d.h. im Zeitraum, in dem die meisten Massnahmen der Klimapolitik wirksam wurden – ist ein deutlicher Trend zu abnehmenden Emissionen erkennbar. Gleichzeitig hat das Bruttoinlandprodukt (BIP) als Indikator für die Entwicklung der Wirtschaft kontinuierlich zugenommen und die Treibhausgasemissionen pro erwirtschafteten Franken (g CO2eq/CHF BIP) gingen entsprechend zurück.

Wirtschaftliche Prosperität und erfolgreiche Klimapolitik schliessen sich nicht aus: Es geht der Schweiz heute trotz tieferen CO2-Emissionen wirtschaftlich deutlich besser als 1990. Im selben Zeitraum stieg die industrielle Produktion in der Schweiz um 61% und verlagerte sich in hochqualifizierte Sektoren mit hoher Wertschöpfung.

Entwicklung von Wirtschaft und Treibhausgasemissionen
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Die Entwicklung der Schweiz geht in Richtung Klimaverträglichkeit. Immer mehr Null-Energie-Gebäude werden realisiert und zunehmend verkehren CO2-freie Fahrzeuge auf Schweizer Strassen. Die Null-Emissions-Gesellschaft, wie sie das Langfrist-Ziel des Pariser Klima-Abkommens erfordert, ist in ersten Konturen erkennbar und mit ihr neue Chancen und Geschäftsfelder für eine innovative Wirtschaft.

Auch die Gesellschaft ist gefordert. Klimafreundliche Innovationen können ihre Wirkung nur entfalten, wenn sie auf breiter Basis genutzt werden. Heute wird ein bedeutender Teil der technisch möglichen Emissionsreduktionen wettgemacht durch den Ressourcenverbrauch für die Steigerung von Produktion und Konsum. Beispiele sind die in der Vergangenheit stark gestiegene Wohnfläche und die Zunahme des Verkehrs. Das revidierte CO2-Gesetz gibt hier zusätzliche Impulse, damit sich Wohlfahrt, Lebensqualität und ein stabiles Klima besser miteinander vereinbaren lassen.

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Letzte Änderung 22.11.2018

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