Die Auswirkungen des Klimawandels sind weltweit und auch in der Schweiz bereits sichtbar. Sie werden sich im Laufe des 21. Jahrhunderts noch verstärken. Da die Erwärmung im besten Fall auf 2 Grad Celsius begrenzt werden kann, wird die Anpassung an die Folgen des Klimawandels immer wichtiger. Die Strategie und der Aktionsplan des Bundesrates sollen gewährleisten, dass die Schweiz die Auswirkungen der Erwärmung bewältigen kann. Eine massive Senkung der Treibhausgasemissionen ist und bleibt jedoch die einzige nachhaltige Lösung für die Klimaproblematik.
1. Wie sich das Klima verändert
Weltweit wird es wärmer. Seit der vorindustriellen Zeit sind die Temperaturen im weltweiten Durchschnitt um 0,85 Grad Celsius angestiegen. Die heissesten zehn Jahre überhaupt wurden alle nach 1998 verzeichnet. Die Auswirkungen der Klimaerwärmung sind bereits sichtbar. Sie werden sich im Laufe der zweiten Hälfte des Jahrhunderts noch akzentuieren – wie stark, hängt von den Massnahmen ab, die zur Senkung der Treibhausgasemissionen ergriffen werden.
In seinem jüngsten Sachstandsbericht von 2014 hält der Weltklimarat (IPCC) fest:
- Die Klimaerwärmung ist eindeutig und viele der seit den 1950er-Jahren beobachteten Veränderungen sind zum ersten Mal seit Jahrzehnten bis Jahrtausenden aufgetreten.
- Jedes der letzten drei Jahrzehnte war an der Erdoberfläche sukzessive wärmer als alle vorangehenden Jahrzehnte seit 1850.
- Im Zeitraum von 1901 bis 2010 stieg der mittlere globale Meeresspiegel um 19 Zentimeter.
- In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben die Eiskappen Grönlands und der Antarktis an Masse verloren, und in fast allen Regionen der Erde hat sich der Rückzug der Gletscher fortgesetzt.
In der Schweiz sind die folgenden Auswirkungen der Klimaerwärmung zu beobachten:
- Die Durchschnittstemperatur ist hierzulande zwischen 1864 und 2011 um 1,7 Grad Celsius angestiegen; im weltweiten Durchschnitt betrug die Erwärmung im gleichen Zeitraum dagegen nur 0,85 Grad Celsius.
- Die Anzahl Tage mit Höchsttemperaturen von 30 Grad oder mehr hat zugenommen. Im Tessin hat sich die Zahl der Hitzetage von einem bis zwei pro Jahr in den 1960er-Jahren auf 15 bis 20 erhöht.
- Die Zahl der Frosttage ist markant zurückgegangen, in Zürich beispielsweise von rund 100 pro Jahr in den 1960er-Jahren auf gegenwärtig etwa 70.
- In den Seen hat sich die Wassertemperatur in allen Wassertiefen erhöht. Auch in den Flüssen sind die Wassertemperaturen gestiegen.
- 2011 wurde der Rückgang des Volumens aller Alpengletscher zusammen auf jährlich zwei bis drei Prozent geschätzt.
- Die Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft sind ebenfalls erkennbar, beschränken sich jedoch bis heute auf gesundheitliche Aspekte und den Heizbedarf.
Zunahme der Erwärmung in der zweiten Jahrhunderthälfte
Abhängig davon, welche Massnahmen zur Verminderung der Treibhausgasemissionen ergriffen werden, dürften sich diese Auswirkungen in unterschiedlichem Ausmass verstärken (niedrige Emissionen = tiefstes Szenario / sehr hohe Emissionen = höchstes Szenario).
Auf weltweiter Ebene geht der IPCC von folgenden Annahmen aus:
- Gegen 2050 wird eine Erwärmung zwischen 0,4 und 1,6 Grad Celsius für das tiefste Emissionsszenario und zwischen 1,4 und 2,6 Grad Celsius für das höchste Emissionsszenario erwartet.
- Gegen 2100 wird für das tiefste Szenario eine Temperaturzunahme zwischen 0,3 und 1,7 Grad Celsius und für das höchste Szenario zwischen 2,6 und 4,8 Grad Celsius angenommen;
Gemäss dem Bericht CH2014-Impacts sind in der Schweiz folgende Klimaveränderungen zu erwarten:
- Verglichen mit heute wird die durchschnittliche Temperatur gegen Ende des 21. Jahrhunderts je nach Szenario zwischen 1,5 und 4 Grad steigen.
- Ohne einschneidende klimapolitische Massnahmen wird die Eismasse der Gletscher bis zum Ende dieses Jahrhunderts nahezu vollständig verloren gehen.
- Die erwartete Erwärmung wird im Sommer am stärksten ausfallen. Steigt die Temperatur um 4 Grad, dürfte sich die Zahl der über 25 Grad warmen Sommertage auf bis zu 100 verdreifachen.
- Saisonal hingegen ist in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts mit mehr Niederschlag im Winter zu rechnen.
- Im Sommer dürften die Regenmengen überall in der Schweiz abnehmen, und das Risiko von Trockenphasen und Dürren steigt.
- Gegen Ende des Jahrhunderts dürfte es zu häufigeren und intensiveren Starkniederschlägen kommen.
- Im Mittelland wird eine Schneedecke, die mehrere Tage überdauert, selten.
2. Die Schweiz passt sich an den Klimawandel an
In der Schweiz und weltweit wirkt sich der Klimawandel auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft aus. Massnahmen zur Anpassung an diese Auswirkungen sind bereits heute nötig und werden in Zukunft immer wichtiger.
Dank der Strategie des Bundesrates konnten die grössten materiellen Herausforderungen für die Schweiz identifiziert werden, nämlich:
- grössere Hitzebelastung in den Agglomerationen und Städten
- zunehmende Sommertrockenheit
- steigendes Hochwasserrisiko
- abnehmende Hangstabilität und häufigere Massenbewegungen
- steigende Schneefallgrenze
- Beeinträchtigung der Wasser-, Boden- und Luftqualität
- Veränderung von Lebensräumen, Artenzusammensetzung und Landschaft
- Ausbreitung von Schadorganismen, Krankheiten und gebietsfremden Arten
Der Aktionsplan definiert die Anpassungsmassnahmen der Bundesämter in den verschiedenen Sektoren. Im Bereich der Wasserwirtschaft beispielsweise müssen die Anpassungsmassnahmen sicherstellen, dass die Gewässer auch unter veränderten klimatischen Bedingungen geschützt und genutzt werden können. Fragen im Zusammenhang mit der Speicherung, der Verteilung und der angemessenen Nutzung des Wassers sind von zentraler Bedeutung. Im Bereich der Landwirtschaft muss die Produktion den veränderten lokalen Bedingungen angepasst werden. Es muss untersucht werden, wie die längere Vegetationsperiode genutzt werden kann, wie sich die Erwärmung auf schädliche Insekten auswirkt und wie wassersparende Produktionsmethoden oder neue Bewässerungsformen gefördert werden können.
Weitere Massnahmen wurden in den Bereichen Umgang mit Naturgefahren, Energie, Tourismus und Gesundheit definiert.
Pilotprojekte in Städten und auf dem Land
Gegenwärtig werden in der Schweiz 31 Projekte durchgeführt, in deren Rahmen vor Ort überprüft wird, wie sich die Schweiz an die Klimaänderungen anpassen muss. Diese Projekte decken die folgenden Themenbereiche ab: Umgang mit lokaler Wasserknappheit, Schutz von Siedlungen und Infrastrukturen vor Hochwasser Rutschungen, Management von Ökosystem-Veränderungen, Umgang mit Hitzewellen in den Städten sowie Information und Koordination aller betroffenen Akteure.
Bei den Ursachen der Klimaerwärmung ansetzen
Die Klimaveränderungen und deren Folgen erfordern eine Klimapolitik die auf die Bekämpfung der Ursachen ausgerichtet ist. Dabei bleibt die Reduktion der Treibhausgasemissionen vorrangig. Die Schweiz verfolgt auf nationaler wie auf internationaler Ebene eine aktive Politik der Emissionsverminderung und trägt so dazu bei, das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen.
Weiterführende Informationen
Letzte Änderung 20.08.2015