In grösseren Zeiträumen denken und handeln

Editorial von Doris Leuthard, Bundespräsidentin und Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK)

Die Folgen des Klimawandels sind schneller sicht- und spürbar, als es uns lieb sein kann. Davon habe ich mir kürzlich auf einer Reise in die Arktis selbst ein Bild gemacht: Das Eis schmilzt in rasantem Tempo; ein so milder Winter wie der vergangene wurde dort noch nie beobachtet. Daher befürchten Klimaforscher, der erste meereisfreie Sommer am Nordpol könnte bereits in wenigen Jahren Tatsache sein. Das wäre zwei Jahrzehnte früher als bisher angenommen. 

Auch in der Schweiz ist der Klimawandel längst im Gang. Wenngleich die Folgen hier nicht derart dramatisch sind wie am Nordpol: Schwer wiegen sie allemal. Doch zeigen sie sich mitunter erst in den kommenden Jahrzehnten. Das macht es so schwierig, den Menschen die Tragweite des Klimaproblems vor Augen zu führen. Weshalb sollten uns Dinge kümmern, die wir uns kaum vorstellen können und die erst nachfolgende Generationen wirklich betreffen? 

Beim Klimaschutz ist Denken und Handeln in grösseren Zeiträumen nötig. Die Folgen des Klimawandels gehen uns alle an. Verantwortlich sind wir für unser Tun, aber auch für das Nichtstun. Die Schweiz hat schon viel unternommen; auch mit wirkungsvollen Massnahmen im Ausland. Der Bundesrat wird im Herbst die nationale Umsetzung des Pariser Abkommens bis 2030 präsentieren. Die Schweiz will nochmals weniger Treibhausgase ausstossen. Deshalb setzen wir auf technologische Fortschritte, strengere technische Vorschriften und griffige Gesetze. Aber wir stehen gleichzeitig vor der Herausforderung, die Gesellschaft auf nicht mehr zu vermeidende Klimaschäden und -risiken vorzubereiten. Die Anpassungsstrategie des Bundesrates und der dazugehörige Aktionsplan helfen dabei – aufbauend auf den langen Erfahrungen der Schweiz im Umgang mit Naturgefahren. Inzwischen sind viele Kantone aktiv geworden und haben eigene Strategien entwickelt. Die Schweiz tut gut daran, bereits heute konkrete Massnahmen für das Leben in einem veränderten Klima vorzusehen. Auch bei der Anpassung gilt: Vorbeugen ist besser als heilen. Wir werden so oder so mit den neuen klimatischen Realitäten leben müssen. Warten wir unnötig länger zu, werden uns die Anpassungen teuer zu stehen kommen.

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Letzte Änderung 28.08.2017

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