«umwelt» unterwegs: Am Naturufer des Silsersees

Text: Beat Jordi 

Der Silsersee
Silsersee mit dem Delta von Isola und Blick auf Maloja
© Beat Jordi

Die Oberengadiner Seenplatte mit ihren Schwemmebenen zählt zu den eindrücklichsten Gebirgslandschaften im Alpenraum. Von der Postautostation in Maloja (GR) führt der Wanderweg Richtung Sils Maria bald ans südwestliche Ufer des Silsersees. Der auf rund 1800 Metern über Meer gelegene Lej da Segl ist nach dem Rückzug der Gletscher entstanden. Schwemmmaterial der erodierenden Bäche aus den Seitentälern und das Geschiebe des in der Nähe von Maloja entspringenden Inns haben im Lauf der Jahrtausende ein einzigartiges Hochtal geschaffen, das aufgrund seiner inneralpinen Lage zu den niederschlagsärmsten Gegenden der Schweiz gehört.

An Gletschermühlen vorbei folgt der Weg durch diese Landschaft von nationaler Bedeutung (BLN-Gebiet 1908) dem weitgehend unberührten Südufer. Naturnahe Arven- und Lärchenwälder, die bisweilen bis ans Wasser reichen, und unterschiedliche Feuchtgebiete wie Flachmoore oder Auenlandschaften mit ihrer artenreichen Flora prägen die Szenerie. Vor dem Weiler Isola entfernt sich das Seeufer immer weiter vom Weg, weil der Bach aus dem Val Fedoz hier ein mächtiges Delta geschaffen und den Silsersee bis etwa zur Hälfte seiner ursprünglichen Breite mit Sedimenten aufgefüllt hat. Der dynamische Mündungsbereich des Fliessgewässers Aua da Fedoz veranschaulicht die natürliche Kraft der Landschaftsgestaltung. Das einige Dutzend Hektaren umfassende Delta ist nicht nur eine Augenweide, sondern auch ein wichtiges Rastgebiet für Zugvögel. Da nur rund 5 Prozent seiner Gestade verbaut sind, bietet der Silsersee eine Vielzahl naturnaher Uferlebensräume, wie sie an keinem der tiefer gelegenen Alpenrandseen mehr zu finden sind. Blöcke, grober Kies, Kiesel, Totholz und Wasserpflanzen eignen sich perfekt als Unterschlupf für Fische. Bei den Schwarzmeerforellen handelt es sich sogar um das einzige bekannte Vorkommen im Inland. Der Felsriegel von Maloja hindert das Wasser daran, ins steil abfallende Bergell abzufliessen, und wäre der attraktiven Seenlandschaft fast zum Verhängnis geworden. Nach dem 2. Weltkrieg wollte die Elektrizitätswirtschaft das natürliche Staubecken des Silsersees nämlich für die Stromgewinnung nutzen. Mit der ersten Schoggitaleraktion im Jahr 1946 konnten der Schweizer Heimatschutz und Pro Natura dies verhindern. Die Abfindungssumme überzeugte die Seegemeinden, während 99 Jahren auf die Konzessionsgelder aus der Wasserkraftnutzung zu verzichten.

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Letzte Änderung 28.08.2017

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