Feriensouvenirs ohne Risiken

24.05.2022 – «Pack keine Risiken ein!» Mit diesem Aufruf fordert das BAFU Reisende auf, bei der Auswahl von Souvenirs vorsichtig zu sein. Sie sollen keine problematischen Pflanzen und Tiere einführen. Denn auch wenn viele Arten, die in der Vergangenheit in die Schweiz eingeführt wurden, sich ohne negative Auswirkungen ins Ökosystem eingegliedert haben – manche können eine Gefahr sein für die Biodiversität, die Gesundheit bei Menschen und Tieren beeinträchtigen oder wirtschaftlichen Schaden anrichten.


Mitgebrachte Pflanzen, Obst, Gemüse und Tiere können problematisch sein

Im Jahr 2006 zählte eine Übersicht des BAFU 107 Problemarten in der Schweiz – heute dürften es deutlich mehr sein. Denn mit der Zunahme des internationalen Waren- und Personenverkehrs hat sich die Situation verschärft.

Die meisten problematischen Pflanzen und Wirbeltiere wurden absichtlich ins Land gebracht – zum Beispiel für die Fischzucht, die Landwirtschaft oder zur Bereicherung der Gärten. So gelangten 75% der 41 Pflanzen auf der «Schwarzen Liste» der invasiven Arten als Zierpflanzen zu uns. Die Mehrheit der Wirbellosen und der Krankheitserreger hingegen wurden versehentlich eingeführt, zum Beispiel auf befallenen Pflanzen.

Einige dieser Pflanzen und Tiere können Schaden in der Umwelt anrichten, beispielsweise indem sie sich übermässig und auf Kosten einheimischer Arten ausbreiten und so die lokale Artenvielfalt beeinträchtigen. Andere können Auswirkungen auf die Gesundheit haben, wie der Giftsumach (bekannt als «Poison Ivy»). Sein Saft enthält eine Substanz, die schon bei leichter Berührung Brandblasen auf der Haut entstehen lässt.

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18 von 20 problematischen Wirbeltierarten wurden bewusst eingeführt und haben sich danach in der freien Wildbahn vermehrt.
© BAFU

Ein weiteres, gravierendes Risiko ist die Einfuhr von Krankheiten. Das Feuerbakterium (Xylella fastidiosa) hat in Süditalien zum Teil Jahrhunderte alte Olivenbaumbestände vernichtet und auch in Frankreich und Spanien beträchtlichen Schaden angerichtet. In der Schweiz wurde es 2015 auf Kaffeepflanzen aus Mittelamerika entdeckt, doch glücklicherweise hat sich das Bakterium hierzulande noch nicht festgesetzt.

Auch Gärtnereien sind gefordert

«Als Gärtner, die Zierpflanzen weiterverkaufen, stehen wir da in der Verantwortung», sagt Erwin Meier-Honegger, Geschäftsführer des Garten-Center Meier in Dürnten. Als Mitglied in nationalen und internationalen Branchenverbänden engagiert er sich seit Jahrzehnten für solche ökologische Anliegen. Bei seiner Kundschaft sei die Problematik rund um die eingewanderten Pflanzen, sogenannte Neophyten, kaum im Bewusstsein. «Die Menschen wollen einfach eine schöne Pflanze, Punkt.»

Von ihm als Fachmann erwarteten sie, dass er ihnen nichts Schädliches verkaufe. «Die Gärtner haben eine wichtige Rolle als Kurator.» Kirschlorbeer und den Sommerflieder (Buddleja davidii) hat Meier-Honegger deshalb längst aus dem Sortiment genommen. «Die Tessiner Palme ist vermutlich die nächste Kandidatin», meint er. Sogar das beliebte Eisenkraut müsse man im Auge behalten, denn es breite sich gerne und rasch aus. «Soweit sind wir allerdings noch nicht», betont er. Wichtig sei einfach, dass man mögliche Probleme mit wachem Geist gut beobachte und frühzeitig reagiere.

«Pack keine Risiken ein! Schütz dich und die Umwelt»

2016 verabschiedete der Bundesrat die «Strategie der Schweiz zu invasiven gebietsfremden Arten». Sie hat zum Ziel, die Ausbreitung problematischer Pflanzen, Tiere und anderer Lebewesen einzudämmen und zu verhindern, dass neue eingebracht werden.

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75% der problematischen Pflanzenarten wurden als Zierpflanzen in die Schweiz eingeführt.
© BAFU

Die Massnahmen für die Umsetzung der Strategie sehen unter anderem vor, die Bevölkerung über die möglichen Bedrohungen zu informieren, die von eingeführten Tieren, Pflanzen usw. ausgehen können. Auch die gesetzlichen Regelungen sollen bekannter gemacht werden. Seit dem 1. Januar 2020 ist nämlich die Einfuhr von Pflanzen, Früchten, Gemüse, Schnittblumen und Samen aus Ländern ausserhalb der EU verboten. Diese Regelungen gelten auch für einzelne EU-Territorien: die Kanarischen Inseln, Ceuta, Melilla und die französischen Überseegebiete. Tiere müssen immer durch den grenztierärztlichen Dienst kontrolliert werden.

Problematische Arten gelangen auf vielen Wegen in die Schweiz. Nicht selten bringen Reisende sie als Souvenir nach Hause, oder sie reisen als Samen im Gepäck mit. In den letzten fünf Jahren hat die Anzahl der Verstösse bei der Einfuhr von Pflanzen und Pflanzenteilen an den Flughäfen Zürich und Genf zugenommen. Auslandreisende sind deshalb eine wichtige Zielgruppe.

Um sie anzusprechen, hat das BAFU unter dem Slogan «Pack keine Risiken ein! Schütz dich und die Umwelt.» Informationsmassnahmen lanciert. Die Reisenden werden aufgefordert, möglichst keine Pflanzen oder Tiere als Souvenirs aus den Ferien zurückzubringen. Wer es trotzdem tut, soll wissen, bei welchen Behörden sie sich informieren können, um sicherzustellen, dass sie keine gefährlichen Güter im Gepäck mitführen.

Die Information setzt hauptsächlich auf digitale Formate: Kurze Animationsvideos machen auf humorvolle Art verständlich, worum es geht, und vermitteln Verhaltenstipps. Eine Website fasst die wichtigsten Punkte zusammen und verlinkt auf weiterführende Informationen. Die wichtigsten Botschaften werden auch über die Social-Media-Kanäle des BAFU verbreitet.

In der ersten Kampagnenwelle werden die Videos Personen angezeigt, die ihr Handy an den Flughäfen Zürich, Genf und Basel benutzen. Die Reisenden können so gezielt vor der Abreise ins Ausland darauf hingewiesen werden, was die Problematik eingeführter Tiere und Pflanzen ist und wie sie einen Beitrag zur Lösung leisten können.

Endstation Zoll

Seit dem 1. Januar 2020 gilt: Wer ohne gültiges Pflanzengesundheitszeugnis für seine pflanzlichen Mitbringsel einreist, hat heute am Zoll zwei Optionen: Man kann freiwillig auf die Einfuhr der Ware verzichten, oder muss die kostenpflichtige Kontrolle durch den Eidgenössischen Pflanzenschutzdienst durchlaufen.

«Diese neue Regelung vereinfacht die Arbeit für das Zollpersonal enorm», sagt Peter Zellweger vom Zoll Zürich-Flughafen, «denn wir sind ja keine Botaniker, die jedes einzelne Kraut abschliessend beurteilen können.» Früher musste das Zollpersonal im Zweifelsfall oft den Eidgenössischen Pflanzenschutzdienst beiziehen.

Die Enttäuschung von Touristen, wenn sie jetzt unerwartet zehn Kilo saftige Mango am Zoll zurücklassen müssen, kann Zellweger gut verstehen. Reife Früchte seien schliesslich etwas Feines und darum auch als Souvenir sehr beliebt. Mit einem Pflanzengesundheitszeugnis, das der Abgangsstaat ausstellen muss, bleibe für den Import von solchen Gütern aber nach wie vor ein Ausweg. Die strengeren Regeln reduzieren die Gefahr, dass noch mehr invasive gebietsfremde Pflanzen, Tiere oder Krankheitserreger in die Schweiz eingeschleppt werden.
 

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2006 zählte der Bund 107 Problemarten und listete über 800 etablierte gebietsfremde Arten auf. Heute dürften es deutlich mehr sein.
© BAFU

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Letzte Änderung 24.05.2022

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