Newsletter Aktionsplan Biodiversität Nr. 9, 7. September 2017

Liebe Leserin, lieber Leser

Ich empfinde grosse Freude - der Bundesrat hat den Aktionsplan zur Strategie Biodiversität verabschiedet.

Nun können wir uns noch gezielter für das einsetzen, was uns so sehr am Herzen liegt und was unsere Lebens- und Wirtschaftsgrundlage ist: Unsere Natur. Der Aktionsplan Biodiversität ist das jüngste Instrument der Schweizer Umweltpolitik. Und gleichzeitig hoch relevant. Er soll sich zu einem tragenden Pfeiler des Schweizer Naturschutzes mausern. Dank des Aktionsplans Biodiversität können wir die Arten und Lebensräume besser erhalten und fördern. Wir wenden uns aber auch vermehrt den grossen Zusammenhängen zu. In den Ökosystemen findet das spannende und für uns Menschen überlebenswichtige Zusammenspiel der Natur statt. Die Ökosysteme sorgen für saubere Luft und fruchtbaren Boden. Sie schenken uns Heimat und Kindheitserinnerungen. Einfach so, unentgeltlich. Eine reichhaltige Biodiversität ist wichtig für die Natur und von grundlegender Bedeutung für uns Menschen, unsere Gesundheit, unser Wirtschaften, unser Leben. Biodiversität geht alle etwas an. Deshalb schlägt der Aktionsplan eine Brücke zwischen der Biodiversitätspolitik und anderen Politikbereichen des Bundes wie Landwirtschaft, Raumplanung, Verkehr oder wirtschaftliche Entwicklung. Der Aktionsplan verbindet.

Nebst Freude empfinde ich eine grosse Dankbarkeit. Dankbarkeit gegenüber all jenen Menschen, welche uns auf dem langen und bisweilen steinigen Weg bis zu diesem Bundesratsentscheid in irgendeiner Form unterstützt haben. Viele von Ihnen, geschätzte Leserinnen, geschätzte Leser, waren von Anfang an dabei, haben am partizipativen Prozess zur Erarbeitung der Massnahmen teilgenommen. 534 Massnahmen waren es in einem ersten Wurf. Viele von Ihnen haben den Aktionsplan Biodiversität mitgestaltet und mitgeprägt. Sie haben uns fachlich unterstützt, der Biodiversität im Bundes- und in den Kantonsparlamenten eine Stimme verschafft, draussen im Feld die Menschen in die faszinierende Welt der Natur eingeführt, Probleme aufgezeigt und Lösungen angeboten. Ich bin dankbar für Ihre Unterstützung, ohne die der vorliegende Aktionsplan Biodiversität nicht entstanden wäre.

Seit jeher haben wir Menschen die Natur genutzt, verändert und nach unseren Bedürfnissen gestaltet. Noch nie aber war der Einfluss des Menschen auf die Ökosysteme derart intensiv, tiefgreifend und mit dauerhaften Folgen verbunden wie heute. Der Aktionsplan Biodiversität trägt dieser Tatsache Rechnung. Der klassische Ansatz allein, Lebensräume zu schützen, reicht offensichtlich nicht aus, die Biodiversität in unserem Land langfristig zu erhalten und zu fördern. Schon heute sind die geschützten Flächen zu klein, zu stark voneinander abgegrenzt und durch die ständigen Stoffeinträge, vorab stickstoffhaltigen Luftschadstoffe, qualitativ in einem schlechten Zustand. Sie können so den Bedürfnissen der verschiedenen Arten in vielen Fällen nicht mehr gerecht werden. Und wir drohen als Gesellschaft oder Individuum die Leistungen der Biodiversität zu verlieren. Dem gegenüber stehen die Bedürfnisse nach Platz, Verkehrsinfrastrukturen, Nahrung oder nach Freizeitmöglichkeiten in der Natur. Wobei – ist es wirklich ein Gegenüber, ja ein Gegeneinander? Sind sich nicht die Bedürfnisse der Biodiversität und des Menschen einander näher, als wir vielleicht denken?

Der Aktionsplan Biodiversität will deshalb zum einen zusammen mit den verschiedenen Sektoren beispielsweise Entscheidungsprozesse zur Raumnutzung oder die Steuerung der Finanzen biodiversitätsfreundlich und -fördernd gestalten – zum Nutzen von allen. Zum andern will der Aktionsplan Raum schaffen, den Naturschutz neu zu denken, neue Wege auszuprobieren, um gemeinsam unser Ziel zu erreichen. Der Schutz der Natur und ihre nachhaltige Nutzung schliessen sich nicht unbedingt aus. Die Vernetzung von Lebensräumen, so dass die natürlichen Wechselwirkungen überhaupt stattfinden können, kann durch besiedelte oder anderweitig genutzte Gebiete führen, ohne dass dafür Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen. Arten können auch in Städten gefördert werden; Lebensräume oder wenigstens Nischen finden zum Beispiel in Überbauungen Platz. Wir müssen „nur“ genügend Fantasie und den Willen haben, uns auf die Biodiversität einzulassen. Die Überzeugung, das Richtige zu tun, wächst mit dem Wissen über die Biodiversität und ihren Nutzen.

Das Ja des Bundesrats zum Aktionsplan Biodiversität war ein enorm wichtiger Schritt. Wir werden nun die Umsetzung der Massnahmen gemeinsam mit unseren Umsetzungspartnern detailliert ausarbeiten und starten. Wir werden dazu Anfang 2018 voraussichtlich zu einem Anlass einladen. Wir sind uns bewusst, dass genauso wie die Erarbeitung des Aktionsplans Biodiversität das Engagement und den langen Atem aller Beteiligten erfordert hat, auch seine Umsetzung in die Praxis davon abhängen wird, wie sehr wir uns alle gemeinsam hinter dieses Projekt stellen können. Ich freue mich auf die kommenden Gespräche und die Arbeiten mit unseren Umsetzungspartnern. Ich freue mich, gemeinsam mit Ihnen und mit der Unterstützung des Bundesrates dazu beizutragen, unsere Biodiversität langfristig zu erhalten und zu fördern.

Mit den besten Grüssen

Hans Romang, Leiter der Abteilung Arten, Ökosysteme, Landschaften

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Letzte Änderung 07.09.2017

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