Integrierte Schädlingsbekämpfung

Das Konzept der integrierten Schädlingsbekämpfung basiert auf dem situativen Zusammenspiel verschiedener Massnahmen. Es wird in Form einer Pyramide mit stufenweisem Aufbau dargestellt und verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz der Schädlingsbekämpfung. Dabei wird einem Schädlingsbefall nach Möglichkeit vorgebeugt, ein Befall früh erkannt und falls notwendig mit geeigneten Bekämpfungsmethoden bekämpft.

Integrierte Schädlingsbekämpfung
Bei der integrierten Schädlingsbekämpfung wird einem Befall mit einer Kombination von vorbeugenden Massnahmen, Schädlingsfrüherkennung, nicht chemischen Bekämpfungsmethoden und chemischen Bekämpfungsmethoden begegnet.
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Das Konzept der integrierten Schädlingsbekämpfung wurde basierend auf der Sorgfaltspflicht (Biozidprodukteverordnung Art. 41) erarbeitet und berücksichtigt alle Aspekte einer ordnungsgemässen Verwendung.

Die vier Stufen der integrierten Schädlingsbekämpfung sind:

Vorbeugende Massnahmen sind kostengünstig, einfach umsetzbar und können in vielen Fällen einen Befall verhindern. Die wesentlichen Massnahmen sind dabei das Abdichten von Zugängen in Gebäude, das sichere Aufbewahren von Nahrungsmitteln, Abfällen und Textilien; Massnahmen zur Verhinderung einer Schädlingseinschleppung und das Verwenden von Fernhaltemitteln.

Die Früherkennung dient der frühzeitigen Erkennung eines Schädlingsbefalls. Durch das Erkennen von Befallszeichen und das rasche Handeln können Schäden gering gehalten und die Bekämpfung vereinfacht werden. Wenn beispielsweise Löcher in einer Lebensmittelpackung als Anzeichen von Vorratsschädlingen erkannt werden, können betroffene Lebensmittel rasch entfernt und übrige Vorräte, falls nicht befallen, dicht verschlossen aufbewahrt werden. Je nach Fall kann die Bestimmung der Schädlingsart sehr wichtig sein.

Nicht chemische Bekämpfung: Mechanische, physikalische und biologische Massnahmen reichen für manche Fälle aus, um ein Schädlingsproblem loszuwerden. Einige Schädlinge können durch Hitze oder Kälte bekämpft werden (z.B. Holzschädlinge). Andere können durch Fallen gefangen (z.B. Mäuse) oder durch den Kontakt mit Diatomeenerde ausgetrocknet werden (z.B. Flöhe).

Chemische Bekämpfung: Wenn aufgrund der möglichen Entwicklung einer Schädlingspopulation oder deren Schadenspotential eine rasche Bekämpfung nötig ist, oder wenn alternative Bekämpfungsmethoden nicht zum Erfolg geführt haben, werden chemische Mittel eingesetzt. Dazu lässt sich der Verwender beraten und trifft eine sorgfältige Auswahl unter Beachtung der Gefahren- und Sicherheitshinweise auf der Verpackung oder beauftragt eine Fachperson oder Firma mit der Bekämpfung. Die chemischen Mittel werden gemäss Gebrauchsanweisung verwendet und entsorgt. Reste oder abgelaufene Produkte können immer der Verkaufsstelle zurückgegeben werden. Auf keinen Fall dürfen Biozidprodukte über die Toilette oder den Abfluss entsorgt werden (viele Biozidprodukte sind gefährlich für Gewässerorganismen).

Die verschiedenen Stufen werden situativ eingesetzt und müssen nicht alle durchlaufen werden. Nach einer erfolgreichen Bekämpfung werden sinnvollerweise die vorbeugenden Massnahmen überprüft und gegebenenfalls angepasst. Das Konzept wurde in ähnlicher Form seit Jahren im integrierten Pflanzenschutz eingesetzt und wurde für Biozidprodukte angepasst. Es dient als Basis für eine ganzheitliche Schädlingsbekämpfung.

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Befallsentwicklung einer Schädlingspopulation mit der Zeit. Bei den vorbeugenden Massnahmen ist das Aktionspotential am grössten, die Massnahmen sind einfach umsetzbar und die Kosten am geringsten.
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Am effektivsten sind Massnahmen, die getroffen werden, wenn noch kein Befall besteht. Dann sind die Massnahmen einfach umsetzbar und kostengünstig. Je weiter fortgeschritten der Befall ist, desto schwieriger ist die Bekämpfung und desto höher können die Bekämpfungskosten ausfallen.

Zu beachten:

  1. Biozidprodukte werden auf allen Stufen der Pyramide eingesetzt: als Fernhaltemittel, in Monitoringfallen zur Früherkennung oder bei der biologischen und chemischen Bekämpfung.
  2. Vorbeuge-, Früherkennungs- und Bekämpfungsmassnahmen sind je nach Schädlingsart unterschiedlich.
  3. Die für manche Schädlinge vorgeschlagenen Vorbeuge- und Bekämpfungsmassnahmen beinhalten verschiedene «Hausmittel» (z.B. Pflanzen, Babypulver), deren Wirksamkeit plausibel erscheint, aber mit wissenschaftlichen Methoden oder nach regulatorischen Kriterien nicht bewiesen ist. Dennoch können solche Massnahmen zur Vorbeugung in Betracht gezogen werden, da sie dazu beitragen können, die Verwendung von Biozidprodukten zur Bekämpfung auf das notwendige Mindestmass zu begrenzen.
  4. Diatomeenerde, auch Kieselgur genannt, wird aus den Schalen fossiler Kieselalgen hergestellt. Sie besteht zum grössten Teil aus amorphem Siliziumdioxid. Kommen Gliedertiere damit in Kontakt, wird ihre Chitinschutzschicht verletzt und sie trocknen aus. Da die Wirkung biologisch-physikalisch ist, wurde diese Bekämpfungsmassnahme jeweils unter «nicht chemische Bekämpfung» aufgeführt. Diatomeenerde und Siliziumdioxid sind zugelassene Biozid-Wirkstoffe. Im Handel sind Biozidprodukte mit Diatomeenerde oder Siliziumdioxid erhältlich. 
  5. Chemische Bekämpfung ist nicht immer mit den höchsten Risiken verbunden. Dies hängt von den Eigenschaften der Substanzen und der vorgesehenen Verwendung ab und muss im Einzelfall bei der Auswahl der Mittel berücksichtigt werden;
  6. Biologische Bekämpfung (mit Organismen) hat auch ihre spezifischen Risiken, zum Beispiel wenn bei der Anwendung nicht nur die zu bekämpfenden Schädlinge, sondern möglicherweise auch andere Tierarten geschädigt oder verdrängt werden;
  7. Seit 2005 muss eine Person, die Biozide im Auftrag Dritter anwendet im Besitz einer eidgenössischen Fachbewilligung für Schädlingsbekämpfung sein (VFB-S, SR 814.812.32). Der Verband Schweizer Schädlingsbekämpfer ist die Trägerschaft des 15-tägigen Ausbildungskurses zur Erlangung der Fachbewilligung Schädlingsbekämpfung. 
  8. Es gibt viele Schädlingsbekämpfungsfirmen, die sich auf unterschiedliche Fachbereiche spezialisiert haben. Vor einer Auftragserteilung kann es Sinn machen, eine oder mehrere Offerten einzuholen und sich über die Qualifikation und Weiterbildung, der eingesetzten Techniker zu informieren.

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Letzte Änderung 29.05.2021

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