umwelt unterwegs: Ein Hauch von Skandinavien im Jura

Étang des Royes
Der geschützte Hochmoorsee Étang des Royes im Spätherbst.
© Beat Jordi

Text: Beat Jordi 

23.11.2016 - Weitläufige Wytweiden mit mächtigen Weisstannen sowie geschlossene Wälder prägen das Landschaftsbild der jurassischen Freiberge, die im Nordwesten steil zum Doubs abfallen. Für den Ackerbau ist die auf rund 1000 Meter über Meer gelegene Hochebene trotz reichlicher Niederschläge zu trocken, weil das Wasser rasch im verkarsteten Untergrund versickert. Deshalb lebte die Bevölkerung der Region über Jahrhunderte mehrheitlich von der Rinder- und Pferdezucht. Die vor allem in Siedlungsnähe parkähnliche Kulturlandschaft ist durch gezielte Rodungen entstanden und zeugt von der bäuerlichen Geschichte, die einem auf Wanderungen durch die Region überall begegnet. Der Weg vom Hauptort Saignelégier ins bernische Tramelan quert über weite Strecken den regionalen Naturpark Doubs und ist in milden Wintern bis zum einsetzenden Schneefall begehbar. Vom Bahnhof der Schmalspurbahn Chemins de fer du Jura geht es zuerst Richtung Muriaux am Gelände des Marché-Concours vorbei, der jeweils am zweiten Augustwochenende Zehntausende von Pferdeliebhabern aus der ganzen Schweiz anlockt. Dann hält man sich südwärts und peilt einen befestigten Feldweg an, der an einigen Bauernhöfen vorbei zum idyllischen Moorsee Étang des Royes führt. Noch bis in die 1950er- Jahre wurde an seinen Ufern Torf gestochen, es gab eine Sägerei, eine Mühle und auch eine Ziegelei. Doch heute erinnert im idyllischen Naturschutzgebiet nichts mehr an die einstige Wassernutzung. Auch am 2 Kilometer südöstlich ge- legenen Étang de la Gruère – dem grössten Hochmoorsee der Schweiz – hat die Natur inzwischen Vorrang. Die Erosion von Hügelkuppen hat das poröse Kalkgestein im Untergrund der Geländemulde mit wasserundurchlässigen Mergel- und Tonschichten abgedichtet, sodass sich ein Sumpfgewässer bilden konnte. Die Lichtverhältnisse und die Vegetation am mehrarmigen Moorsee erinnern eher an skandinavische Seelandschaften als an die jurassischen Freiberge mit ihren ortstypischen Dolinen, Höhlen und Schratten. Ein Lehrpfad führt um den See, an dessen Ufern unter anderem Bergföhren, Moorbirken, Rosmarinheiden, Heidelbeersträucher und Torfmoose gedeihen.  

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Letzte Änderung 23.11.2016

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