Dieselabgase: Besserer Schutz vor krebserregenden Partikeln

Partikelfilter in Fahrzeugen können auch mal kaputt gehen. Um solche Defekte zuverlässiger zu erkennen, hat die Schweiz neu eine wirksamere Methode für die Abgaskontrolle bei Dieselfahrzeugen eingeführt. Damit leistet sie auf europäischer Ebene Pionierarbeit.

Text: Erik Freudenreich

Messen von Schadstoffen bei einem Auto mit Partikelfilter
© BAFU

Dank Partikelfiltern lassen sich die Emissionen ultrafeiner, schädlicher Russpartikel deutlich reduzieren. Allerdings: Bereits ein kleiner Riss im Filter macht diesen praktisch wirkungslos. «Schon ein einziges Auto mit defektem Filter reicht, um die Wirkung von 99 anderen Fahrzeugen mit funktionierender Abgasnachbehandlung zunichte zu machen», erklärt Simone Krähenbühl, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Sektion Verkehr des BAFU arbeitet. Da die von Verbrennungsmotoren erzeugten Russpartikel Krebs auslösen können, ist es wichtig, defekte Filter zu erkennen und auszutauschen.

Doch die bisher verwendete Methode, die sogenannte Opazimetrie, mit welcher die Trübung der Abgase gemessen wird, ist dafür nicht mehr empfindlich genug, sagt Krähenbühl. «In modernen Motoren werden Abgaspartikel immer kleiner und feiner. Für diese braucht es eine neue Messmethode.»

Vom Labor in die Werkstatt

Darum hat die Schweiz seit dem 1. Januar 2023 ein neues Verfahren zur Messung von Abgaspartikeln bei Dieselfahrzeugen eingeführt. «Die Messung erfolgt mihilfe eines Geräts beim Auspuff», erklärt Krähenbühl. Auf Knopfdruck lädt dieses die Abgaspartikel elektrisch auf, sodass deren Konzentration in der Messzelle des Geräts ermittelt werden kann. Mit dieser Partikelanzahl-Messung lassen sich auch die immer kleineren Russteilchen erfassen.

Die Partikelanzahl-Messung wurde ursprünglich als Laborverfahren im Rahmen des Particle Measurement Programme (PMP) der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE) entwickelt. «Eine der Herausforderungen bestand darin, diese für Labors entwickelte, ziemlich komplexe und anspruchsvolle Methode in ein möglichst einfaches und robustes Verfahren zu überführen sowie entsprechende Messgeräte zu entwickeln», sagt BAFU-Mitarbeiterin Krähenbühl. Solche Geräte lassen sich in Autowerkstätten, kantonalen Strassenverkehrsämtern oder bei polizeilichen Verkehrskontrollen einsetzen.

Die Schweiz als Pionierin

Bei der Entwicklung dieses neuen Messverfahrens hat der Bund Pionierarbeit geleistet. Zunächst definierte das Eidgenössische Institut für Metrologie (METAS) die Anforderungen an die neuen Geräte, die anschliessend von verschiedenen Unternehmen entwickelt wurden. «Die Arbeiten in der Schweiz führten zu einem fruchtbaren Austausch mit verschiedenen internationalen Fachgremien wie der Gemeinsamen Forschungsstelle (Joint Research Center, JRC) der EU und dem Welt­forum für die Harmonisierung von Fahrzeugvorschriften», betont Krähenbühl. «Auch andere europäische Länder zeigten Interesse, darunter die Niederlande, Belgien und Deutschland, die das neue Messverfahren nun ebenfalls einführen.»

In der Schweiz sind die Strassenverkehrsämter dafür zuständig, diese Partikelanzahl-Messungen durchzuführen. Im Hinblick darauf hat das Bundesamt für Strassen (ASTRA) einen Workshop mit den leitenden Expertinnen und Experten aus allen Kantonen durchgeführt, um sie mit den Herausforderungen und der Durchführung des neuen Messverfahrens vertraut zu machen. Bis heute wurde ein halbes Dutzend Messgeräte zugelassen. Die Messung selbst betrifft alle Dieselfahrzeuge mit Partikelfilter – von Personenwagen über Taxis, Lieferwagen, Busse und Baumaschinen bis hin zu Lastwagen.

Dagegen werden an Fahrzeugen mit Benzinmotoren zurzeit keine Partikelanzahl-Messungen durchgeführt. Denn Benzinabgase sind etwas anspruchsvoller zu bestimmen. «In der Wissenschaft gibt es noch keinen Konsens darüber, wie sich Russpartikel in Benzinabgasen auch in Werkstätten oder Garagen einfach und wirksam messen lassen», präzisiert Simone Krähenbühl. Beispielsweise haben die Abgase von Benzinmotoren eine höhere Feuchtigkeit als jene von Dieselmotoren. Und: Benzinpartikel sind nochmals kleiner als Dieselpartikel.

Zahlen

< 0,1 Grösse der gemessenen Partikel in Mikrometern (ein Mikrometer ist ein Millionstel Meter)
> 99% Wirkungsgrad eines funktionstüchtigen Partikelfilters

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Letzte Änderung 15.03.2023

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