Massnahmen des Bundes zur Anpassung an den Klimawandel bei Naturgefahren

Die Lehren und Erkenntnisse aus den Ereignissen der letzten Jahrzehnte bilden die Grundlage für die aktuellen Gesetze und die von der Nationalen Plattform Naturgefahren PLANAT formulierte Strategie 2018 «Umgang mit Risiken aus Naturgefahren», welche die Anpassungsfähigkeit der Schweiz als eines ihrer vier Ziele nennt.

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© Mobiliar Lab für Naturrisiken / Luzius Thomi / CC BY-SA 4.0

Anpassung an den Klimawandel

Die Bundesstrategie "Anpassung an den Klimawandel in der Schweiz" legt im Bereich Naturgefahren folgende Handlungsschwerpunkte fest :

Erhöhung des Überschwemmungsrisikos

Der Klimawandel könnte das Risiko von Überschwemmungen im Winter erhöhen, da die Niederschläge zunehmen und gleichzeitig die Schneefall-grenze ansteigt. Aufgrund der erwarteten Intensivierung und Häufung von Starkniederschlägen ist auch während des restlichen Jahres mit einem erhöhten Risiko und vor allem mit grossen Schäden durch Abflüsse zu  rechnen. Im Frühjahr und Frühsommer kann die Überlagerung von grossen Schneefällen und starken Niederschlägen die Situation noch verschärfen. Insgesamt wird sich die Gefährdung von Siedlungen, Einzelgebäuden, Verkehrswegen, anderen Infrastrukturen und landwirtschaftlichen Nutzflächen je nach Jahreszeit und Region ändern und verschärfen.

Verringerung der Hangstabilität und Zunahme von Massenbewegungen

Im Hochgebirge hängt die Stabilität steiler Hänge von den geologischen Eigenschaften, der Hangneigung und den Frostbedingungen ab. Das Schmelzen der Gletscher und die Verschlechterung des Perma-frostbodens können je nach den örtlichen Gegebenheiten zu einer Zunahme der Massenbewegungen führen. Das bekannteste Beispiel ist die grosse Moosfluh-Rutschung im Aletschgebiet, an der mehr als 150 Millionen Kubikmeter Gesteinsmasse beteiligt waren. In tieferen Lagen steigt das Risiko von Massenbewegungen aufgrund der höheren Schneefallgrenze und der Zunahme von Starkniederschlägen.

 

Aufnahme des Triftgletschers durch die Deformationskamera
© Geopraevent
Aufnahme des Triftgletschers durch die Deformationskamera im Sommer 2017 vor dem grossen Abbruch am 10. September 2017. Das instabile Gletschergebiet ist in der Bildmitte.                                                                                                                Deformationsanalyse vom 7. September 2017 (drei Tage vor dem Abbruch), berechnet mit speziellen Bildauswertealgorithmen. Violette Flächen zeigen grosse (ca. 40cm/Tag) und hellblaue Fläche sehr grosse (ca. 50cm/Tag) Bewegungen an. 

Aktionsplan 2020-2025

Um diese Herausforderungen auf Bundesebene noch gezielter anzugehen, wurde 2020 der zweite Aktionsplan "Anpassung an den Klimawandel in der Schweiz: Aktionsplan 2020-2025" verabschiedet

• Die Überwachung der Gefahrenprozesse sicherstellen
• Gefahren und Risiken kennen
• Robuste und anpassungsfähige Schutzmassnahmen entwerfen
• Risikobasierte Raumplanungsmassnahmen umsetzen
• Naturereignisse effektiv bewältigen
• Stärkung des Bewusstseins für Naturgefahren, der Weiterbildung und der Forschung im Bereich der Naturgefahren
• Analyse von Grossereignissen und Risikomanagement in Bezug auf Naturgefahren


Der Schutz vor Naturgefahren ist in der Schweiz bereits flächendeckend umgesetzt. Je nach Situation werden raumplanerische, organisatorische, bauliche und biologische Massnahmen optimal miteinander kombiniert. Im Zusammenhang mit dem Klimawandel müssen die bestehenden Konzepte und Massnahmen aufgrund der veränderten Gefahrenlage überprüft und entsprechend angepasst werden. Der Bund erarbeitet in Zusammenarbeit mit den Kantonen Richtlinien, wie der Klimawandel bei der Gefahren- und Risikobeurteilung sowie bei der Massnahmenplanung berücksichtigt werden soll, um ein gemeinsames, transparentes, systematisches und prozessorientiertes Vorgehen zu ermöglichen.

Pilotprogramm zur Anpassung an den Klimawandel

Das Klima wird sich in den nächsten Jahrzehnten weiter verändern und deshalb müssen wir uns an diese neuen Bedingungen anpassen. Seit 2013 verwaltet der Bund das Pilotprogramm "Anpassung an den Klimawandel". Die zweite Phase des Programms startete 2019 mit 50 Projekten in sechs Themenbereichen. Mehr als 500 Personen aus öffentlichen und privaten Organisationen waren in diesen Prozess involviert. Sechs Projekte betreffen den Bereich Naturgefahren. Die Ergebnisse der einzelnen Projekte sind hier verfügbar.

 

Im Mai 2023 wurde das Pilotprogramm mit einem Symposium abgeschlossen. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Forschung, Praxis und Verwaltung diskutierten in Bern anhand von erfolgreichen Pilotprojekten Lösungsansätze für eine klimawandelgerechte Schweiz. Bundesrat und UVEK-Vorsteher Albert Rösti eröffnete das Symposium in Bern. Die Erkenntnisse
aus 50 Projekten, die im Rahmen der zweiten Phase des Pilotprogramms zur Anpassung an den Klimawandel durchgeführt wurden, wurden in einem Synthesebericht zusammengefasst.

 

Pilotprojekt aus dem Bereich Naturgefahren: Kurzfilme veranschaulichen Strategien zum Schutz vor Naturgefahren

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Letzte Änderung 02.02.2024

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