Wald und Holz: Das Wichtigste in Kürze

Der Schweizer Wald schützt vor Naturgefahren, filtert Trinkwasser, ist Lebensraum für eine Vielfalt von Arten, bietet Raum zur Erholung, speichert CO2 und liefert Rohstoffe für klimafreundliche Technologien. Seit Jahrzehnten nehmen die Baumartenvielfalt und die Strukturvielfalt zu, was die Resilienz gegenüber den Folgen des Klimawandels erhöht. Die Folgen des Klimawandels machen sich regional unterschiedlich stark bemerkbar. Trockenheit, Hitze, Stürme, Schädlinge und das Zusammentreffen dieser Faktoren beeinträchtigen zunehmend die Waldgesundheit und schmälern den Nutzen des Waldes als wichtige Lebensgrundlage.


1. Ursachen: Klimawandel, Schadstoffe, globaler Warenhandel

In der Schweiz war es zwischen 2011 und 2020 im Mittel bereits 2,5 °C wärmer als in vorindustrieller Zeit. Falls es nicht gelingt, die globalen Treibhausgasemissionen deutlich zu reduzieren, ist bis 2100 mit einer weiteren Erwärmung um gut 2 bis 4 °C zu rechnen. Mit der Erwärmung dürften Trockenperioden und andere extreme Wetterereignisse häufiger werden. Bäume werden geschwächt und auch die Waldbrandgefahr steigt.

Ein zusätzlicher Faktor, der die Gesundheit und die Widerstandsfähigkeit des Waldes beeinträchtigt sind die Einträge von Schadstoffen und insbesondere der der Eintrag von Stickstoff im Wald. Hinzu kommt die starke Zunahme von invasiven gebietsfremden Arten durch den globalen Warenhandel, welche sich negativ auf die Waldbiodiversität und auf die Waldgesundheit auswirkt.


2. Belastungen: Extremereignisse, Schädlingsbefall und Krankheiten

Die heissen und trockenen Sommer der Jahre 2015, 2018 und 2019 haben die Gesundheit des Schweizer Waldes regional stark beeinträchtigt: Bäume verloren frühzeitig Laub oder Nadeln, wurden geschwächt oder starben sogar ab. Mit dem Klimawandel werden viele Baumarten an ihrem heutigen Standort nicht mehr lebensfähig sein. Damit sich das Ökosystem Wald an die sich rasch ändernden Bedingungen anpassen kann, sind deshalb gezielte Eingriffe nötig, um klimaangepasste Baumarten zu fördern.

Nach Trockenperioden und Stürmen fallen grosse Mengen Schad- und Käferholz an. Durch den Klimawandel ist vermehrt und grossflächig mit solchen Schadensereignissen zu rechnen. Fällt in ganzen Regionen gleichzeitig viel Holz an, kann das entstehende Überangebot an Holz jedoch nur begrenzt verarbeitet werden. In der Folge sinken die Holzpreise und die Waldwirtschaft gerät bei der Bewirtschaftung des Waldes finanziell zunehmend in Bedrängnis.

Der Wald wird auch zunehmend durch Schadorganismen bedroht. Dazu zählen z.B. Borkenkäfer oder invasive gebietsfremde Pilzkrankheiten wie das Eschentriebsterben und die Rotbandkrankheit der Föhre, die dem Wald vermehrt zusetzen. Auch die Ausbreitung von invasiven gebietsfremden Pflanzen (z.B. Götterbaum) nimmt zu.

In den schwer zugänglichen Wäldern der Voralpen und Alpen bleibt oftmals die Bewirtschaftung aus. Dadurch kann sich eine ungünstigere Altersstruktur entwickeln und in der Folge können die Wälder nicht mehr alle Funktionen erfüllen.


3. Zustand: Waldfläche, Baumartenvielfalt, Biodiversität

In der Schweiz sind 31% der Fläche mit Wald bedeckt. Die gesamte Waldfläche der Schweiz umfasste im Jahr 2020 gemäss Forststatistik 1 268 383 ha. Die Waldfläche hat im letzten Jahrzehnt in höheren Lagen und auf der Alpensüdseite leicht zugenommen, während sie in tieferen Lagen konstant geblieben ist.

Die Vielfalt an heimischen Baumarten und an strukturierten Wäldern entwickelt sich positiv, und die Menge an Totholz nimmt zu. Diese Faktoren sind entscheidend für eine hohe Waldbiodiversität. Allerdings gibt es regionale Unterschiede: Im Jura und im Mittelland bestehen weiterhin Defizite.

Stickstoffeinträge vor allem aus der Landwirtschaft, aber auch aus dem Verkehr haben zur Folge, dass Bäume ihre Vitalität einbüssen, weil das Wurzelwachstum und damit die Stabilität beeinträchtigt werden. Stickstoffliebende Pflanzen wie die Brombeere nehmen vielerorts überhand, erschweren die Pflegearbeiten und beeinträchtigen die Verjüngung des Waldes.


4. Auswirkungen: Multifunktionales Ökosystem, Holznutzung, Klimaschutz

Der Wald erbringt als multifunktionales Ökosystem zentrale Leistungen: Er produziert den Rohstoff Holz, schützt vor Naturgefahren, sichert einen gesunden Boden und hat damit eine positive Wirkung auf die Trinkwasserversorgung, speichert CO2, dient der Erholung und sorgt im Siedlungsraum für Kühlung während Hitzeperioden. Der Klimawandel, die Kombination belastender Faktoren (Trockenheit, Schadstoffe, Schadorganismen) und sich wandelnde gesellschaftliche Ansprüche wie Freizeitaktivitäten setzen den Wald vermehrt unter Druck.

Damit das Ökosystem Wald seine verschiedenen Funktionen erfüllen kann, sind forstliche Eingriffe notwendig – so zum Beispiel für die Holzernte, zur Verjüngung überalternder Schutzwälder oder zur Förderung der Artenvielfalt. Der Erlös aus der Holzernte alleine deckt die Kosten für diese Eingriffe zugunsten der Allgemeinheit jedoch nur ungenügend. Die Bewirtschaftung kommt besonders in den Alpen und Voralpen teilweise zum Erliegen. Es bleibt immer mehr Holz stehen, und Schutzwälder verlieren an Stabilität. Damit bleibt ein grosser Teil des Potenzials in der gezielten Förderung der Waldfunktionen ungenutzt, insbesondere bei der Verwendung der Ressource Holz als Beitrag zum Klimaschutz.

Mit dem Klimawandel ändert sich die Baumartenzusammensetzung: Im Flachland wird der Laubholzanteil zunehmen. Die Verwendung von Holz ist traditionell stark auf Nadelholz ausgerichtet. Der steigende Laubholzanteil benötigt deshalb neue Verwertungsmöglichkeiten.


5. Massnahmen: Waldpolitik und Ressourcenpolitik Holz mit Aktionsplan

Gestützt auf die Bundesverfassung hat das Waldgesetz den Zweck, die Schutz-, Wohlfahrts- und Nutzfunktion des Waldes sicherzustellen – sowohl heute als auch in Zukunft unter veränderten Klimabedingungen. Bund und Kantone sorgen für die Erhaltung der Waldfläche, bewahren den Wald als naturnahen Lebensraum und fördern die Waldwirtschaft.

Mit der Waldpolitik formuliert der Bund seine Ziele für die Zukunft des Schweizer Waldes und stimmt die ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Ansprüche an den Wald aufeinander ab. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung stellt dabei die Schutzwaldleistung sicher, fördert die Biodiversität, wappnet den Wald gegen den Klimawandel, erhöht die Landschaftsqualität und leistet einen Beitrag zur Minderung des Klimawandels. Der Bund schafft ausserdem günstige Rahmenbedingungen für eine effiziente und innovative Wald- und Holzwirtschaft. Die Waldpolitik steht damit in Einklang mit den Zielen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der UNO.

Die Ressourcenpolitik Holz zeichnet eine Vision, in der Holz die Bau- und Wohnkultur prägt und zur Lebensqualität beiträgt. Der Bund möchte, dass mehr Holz aus dem Schweizer Wald zum Einsatz kommt. Damit Holz und Holzprodukte entsprechend der Nachfrage nachhaltig bereitgestellt, verarbeitet und verwertet werden können, möchte er die Wettbewerbsfähigkeit und die Innovationskraft der Wertschöpfungskette Wald und Holz stärken. Um Innovationen für eine verbesserte Wertschöpfung den Weg zu ebnen, werden die Vorteile von Holz als Werk- und Rohstoff im aktualisierten Aktionsplan Holz aufgezeigt.

Diese Politiken konkretisieren sich in Massnahmen zu folgenden Themenbereichen:

  • Die Förderung resilienter und multifunktionaler Wälder durch vorausschauende, waldbauliche Massnahmen.
  • Die Erhaltung der Waldfläche in ihrer heutigen räumlichen Verteilung. Diese wird angesichts wachsender konkurrierender Raumansprüche (Siedlung, Erholung, Infrastrukturen, Hochwasserschutz) zukünftig noch wichtiger.
  • Der Erhalt und die Förderung der Biodiversität im Wald.
  • Die Finanzierung forstlicher Eingriffe zur langfristigen Sicherung der Ökosystemleistungen des Waldes (z.B. Schutz, Erholung, Klimaschutz, Wasserfiltrierung.)
  • Der Erhalt der Waldgesundheit und Massnahmen zur verbesserten Ereignisbewältigung.
  • Die Ausschöpfung des ungenutzten Potentials an Schweizer Holz für den vermehrten Einsatz als Baumaterial, als chemischer Rohstoff und im geringeren Mass auch als Energieträger.

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Letzte Änderung 20.12.2022

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