Abenteuer Vielfalt – willkommen im Wald!

27.04.2021 – Die Wälder gehören zu den vielfältigsten Lebensräumen in der Schweiz. Über 20‘000 Tierarten, unzählige Pflanzen und Pilze, Flechten und Moose sind hier zuhause. Darauf macht die neue «Wald-Vielfalt»-Kampagne aufmerksam. Kommen Sie mit auf einen Spaziergang und erleben Sie hautnah, was Vielfalt im Wald bedeutet.

Sauerklee auf einer Waldlichtung im Frühling
Sauerklee auf einer Waldlichtung im Frühling, Wildnispark Zuerich Sihlwald.
© Switzerland-Tourism | BAFU

Schon von Weitem sehen wir sie: riesige Nadel- und Laubbäume, die ihre Kronen in den Himmel strecken. Wer seine Ohren spitzt, hört bereits überall Geraschel, Vogelgezwitscher und Gesumme. Viele Tiere und Pflanzen sind an Waldrändern zuhause. Hier können sie sich in der Sonne wärmen und sich im Notfall schnell wieder verstecken. Je natürlicher der Übergang zwischen Wald und offenem Land ist, desto besser.


Unterschiedliche Waldbilder

Wir betreten den Wald. Die Luft ist angenehmen kühl und feucht. Wir sehen Bäume im dunkelgrünen Nadelkleid, andere mit grasgrünen Blättern. In der Schweiz gibt es 50 Baumarten. Am häufigsten treffen wir auf Fichten, Buchen, Weisstannen, Ahorn und Eichen. Wo welche Bäume wachsen bestimmen auch natürliche Einflüsse wie Höhenlage, Bodeneigenschaften und das Klima. Zusammen bilden Bäume, Sträucher und Kräuter sogenannte Waldgesellschaften - in der Schweiz gibt es rund 120 verschiedene. Sie tragen Namen wie Waldmeister-Buchenwald, nach den für sie typischen Pflanzen.

Waldränder
Waldränder mit verschiedenen Stufen sind wichtig für die Biodiversität. Diverse krautige Pflanzen und Sträucher sowie Bäume in unterschiedlichem Alter schaffen Waldränder, an denen verschiedenste Tiere ein Zuhause finden. (Quelle: ZHAW, 2017)
© BAFU

Artenvielfalt braucht alte Bäume und Totholz

Immer tiefer geht es in den Wald hinein. Plötzlich wird es hell, eine Lichtung liegt vor uns. Wo vor einiger Zeit noch dichter Wald war, finden wir jetzt abgesägte Baumstümpfe. Daneben wachsen neue Kräuter und junge Bäumchen. Ihnen gefällt es hier in der Sonne. Auch sonnenhungrige Waldbewohner wie Schmetterlinge mögen solche Lichtungen besonders. Mittendrin liegt ein gefällter Baum. Sein Holz ist verfärbt, es zersetzt sich langsam. Überall kriechen Insekten umher.

Sogenanntes Totholz zieht sie magisch an. Hier legen sie ihre Eier ab. Daraus schlüpfen dann Larven, die teilweise über viele Jahre im Holz leben und sich täglich daran satt fressen. Bis sie sich in Käfer verwandeln und weiterziehen. Totholz muss dafür aber lange liegen bleiben. Das im Wald verbleibende Holz wird schlussendlich zu Humus umgewandelt, der den Pflanzen wieder als Nahrung zur Verfügung steht.

Austreibende Türkenbundlilie zwischen Totholz im WWF-Waldreservat «Les Places».
© BAFU | OFEV | UFAM

Klopf, Klopf, Klopf. Was ist das für ein Tier? Unser Blick schweift umher. Bei einer alten Eiche finden wir ihn: Der Specht hat hoch über dem Boden ein Loch in den Stamm geschlagen und klopft munter weiter. So findet er sein Fressen. Und so baut er auch ein Zuhause für sich und den Nachwuchs. Baumhöhlen sind sehr beliebte Behausungen im Wald. Sie bleiben nie lange leer. Kaum zieht eine Spechtfamilie aus, machen es sich andere Tiere darin gemütlich. Waldfledermäuse beispielsweise ruhen sich darin aus, bevor sie in der Dämmerung auf Insektenjagd gehen.  

Pilze und Bäume: Ein faszinierendes Zusammenspiel

Wir gehen weiter – und entdecken einen Fliegenpilz. Direkt unterhalb einer Birke mit der bekannten weissen Baumrinde wächst er prächtig. Der rote Schirm mit den weissen Tupfen gilt als Warnung, die wir ernst nehmen: Fliegenpilze können starke Vergiftungen verursachen. Der Birke nützt die Nähe zum Fliegenpilz aber, da die beiden unterirdisch in einer engen Partnerschaft leben. Der Fliegenpilz versorgt den Baum mit Mineralien und schützt ihn vor Krankheitserregern. Dafür gibt die Birke ihm Nährstoffe ab, die sie aus der Photosynthese gewinnt. Bei der Photosynthese baut das Naturkraftwerk Pflanze mittels Sonnenlicht das klimaschädliche Kohlendioxyd (CO2) aus der Luft zu Sauerstoff und Zucker (Kohlenhydrat) um. 

An Baumstämmen finden wir Verwandte der Pilze: die Flechten. Zahlreiche Flechten sind übrigens ein Zeichen für gute Luft. Viele Kleinstorganismen verstecken sich unter ihnen, wenn Fressfeinde im Anmarsch sind. Für andere Tiere, beispielsweise Larven von Schmetterlingen, gehören Flechten auf den Speiseplan. Und Vögel mögen es, ihre Nester mit Flechten gemütlich einzurichten.

Die Zersetzung von Totholz dauert mehrere Jahre. Je nach Abbauphase sind andere Insekten, Pilze und weitere Organismen beteiligt: von sogenannten Pionierinsekten bis hin zu Mikroorganismen, die aus dem Boden ins schon stark verfaulte Holz eindringen. (Quelle: DACHCOM)

Unterwegs spazieren wir an einem Ameisenhaufen vorbei. Rote Waldameisen leben in riesigen Völkern mit bis zu einer Million Exemplaren. Der Einfluss dieser Insekten auf das Ökosystem Wald ist gross: Sie verbessern die Bodenqualität, verbreiten Pflanzensamen und helfen Schädlinge im Zaum zu halten. Waldameisen gehörten zu den ersten Insekten, die geschützt wurden.

 

Vielfältige Wälder sind auch für Menschen wichtig

Nun geht es wieder Richtung Waldrand. Eindrücke vom Wald und seinen Bewohnern schwirren uns durch den Kopf. Wir haben erlebt, wie gut die einzelnen Tiere, Pflanzen und Pilze zusammenspielen. Dieses Zusammenspiel der Lebewesen und die natürlichen Voraussetzungen wie die Bodenbeschaffenheit machen die Vielfalt des Waldes aus. So findet jedes Waldtier, jede Pflanze und jeder Pilz einen Platz für sich.

Auch wir Menschen profitieren von vielfältigen Wäldern. Sie leisten viel für uns und können sich besser an die Auswirkungen des Klimawandels anpassen. Wälder sind für uns unverzichtbar: Sie liefern uns Holz als erneuerbares Material zum Bauen und zum Wärmen. Sie reinigen unser Trinkwasser und produzieren Sauerstoff zum Atmen. Sie schützen uns vor Naturgefahren wie Lawinen. Sie ermöglichen Arbeitsplätze, auch in abgelegenen Gebieten. Und nicht zuletzt sind sie der beste Ort für erholsame Ausflüge, ganz besonders während der Hitzemonate im Sommer.

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Letzte Änderung 27.04.2021

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