Hochwasser auf der Alpennordseite vom 1. bis 3. Juni 2013

04.06.2013 - Hydrologischer Spezialbericht des Bundesamtes für Umwelt BAFU Intensive Niederschläge haben in den Gewässern der Alpennordseite am Wochenende vom 1. und 2. Juni 2013 zu sehr hohen Abflüssen und Wasserständen geführt. An vielen Messstationen des BAFU wurden in den betroffenen Gegenden 2- bis 10-jährliche Hochwasser verzeichnet. An einzelnen Standorten der Ostschweiz sowie am Hochrhein wurden auch Abflusswerte registriert, wie sie nur alle 30 Jahre vorkommen. Das Ereignis erinnert an die Unwetter vom Mai 1999, vom August 2005 oder vom August 2007 – die Höchststände von damals wurden aber nicht erreicht. Hinweis: Alle erwähnten Messdaten sind provisorisch.

Tief über Osteuropa brachte Dauerregen

Ein Tief über Osteuropa hat vom Freitag, 31. Mai bis Sonntag, 2. Juni 2013 in der Schweiz für intensiven Dauerregen auf der Alpennordseite gesorgt. Besonders ergiebige Niederschläge fielen gemäss MeteoSchweiz am zentralen und östlichen Alpennordhang. Die höchsten Niederschlagssummen betrugen dort 100 bis 180 mm. Wegen der relativ tiefen Temperaturen fielen die Niederschläge in höheren Lagen teilweise als Schnee.

Grosse Abflussmengen und hohe Seepegel ...

Die Fliessgewässer und Seen haben auf der Alpennordseite auf die gefallenen Niederschläge und teilweise Schneeschmelze mit starken Pegelanstiegen reagiert. Die Abflussspitzen wurden in den Fliessgewässern des Mittellandes und im Jura mehrheitlich am Samstag, 1. Juni 2013 erreicht. In der Ostschweiz erreichte eine zweite Hochwasserwelle am Sonntag, 2. Juni 2013 teilweise noch höhere Abflusswerte. Danach sanken die Abflüsse. Noch bis Sonntagnacht oder Montag angestiegen sind die Pegel des Zürichsees, Vierwaldstättersees sowie von Bodensee und Walensee. Entsprechend hoch blieben dort auch die Abflusswerte der Seeausflüsse.

... aber kaum neue Rekorde

An zahlreichen Fliessgewässern auf der Alpennordseite wurden Abflüsse mit Wiederkehrperioden von 2 bis 10 Jahren beobachtet. An der Reuss, der Thur und am Hochrhein zwischen der Einmündung der Thur und Basel wurden Abflüsse beobachtet, wie sie statistisch gesehen im Mittel nur alle 10 bis 30 Jahre vorkommen. Neue absolute Rekorde wurden nicht verzeichnet. Die Messwerte kamen teilweise jedoch nahe an die Werte der Unwetter vom Mai 1999, August 2005 und August 2007 heran. Stellenweise wurden neue Höchstwerte für den Monat Juni gemessen. So am Rhein in Rheinfelden, an der Reuss unterhalb des Vierwaldstättersees und an der Thur bei Jonschwil und Halden. Beim Rheintaler Binnenkanal bei St.Margrethen wurde sogar ein 50-jährliches Hochwasser verzeichnet.

Hochwassersituation der Fliessgewässer am 1. bis 3. Juni 2013: Vergleich der maximalen Abflüsse mit der Hochwasserstatistik.

Detaillierte Angaben zu den höchsten Messwerten sind der untenstehenden Zusammenstellung zu entnehmen.

Die Ganglinien des Wasserstands (schwarz) und des Abflusses (blau) vom 1. bis 3. Juni 2013 der Stationen Thur-Andelfingen, Rheintaler Binnenkanal-St.Margrethen, Rhein-Basel Rheinhalle sowie Zürichsee-Zürich Zürichhorn (provisorische Daten)

1999 waren die Wasserstände noch höher

Der Dauerregen und die darauffolgenden hohen Wasserstände rufen Bilder vom Frühling 1999 oder von den Unwettern im August 2005 und 2007 in Erinnerung. Gemäss MeteoSchweiz ist das Niederschlagsereignis in seiner Entstehung und Entwicklung tatsächlich ähnlich wie die Unwetter von 2005 und 2007.

Hydrologisch gesehen, lässt sich das Unwetter auch vergleichen mit demjenigen von 1999, mit ähnlicher Vorgeschichte: Damals war im Frühling schon viel Niederschlag gefallen, es lag viel Schnee auf der Alpennordseite, die Böden waren bereits vor dem Ereignis stark gesättigt. 1999 jedoch waren die Niederschlagsmengen noch grösser und die Seepegel lagen vor dem Ereignis bereits höher als dieses Jahr. Dadurch, dass die zuständigen Fachstellen diesen Frühling viel Aufmerksamkeit auf die Seeregulierung und die Vorabsenkungen der Seestände legten, konnten noch höhere Seestände vermieden werden.

Langsame Entspannung der Situation

Im Laufe des Sonntags, 2. Juni 2013 sind die Abflüsse der meisten Fliessgewässer zurückgegangen. Ein hoher Pegel weist weiterhin der Bodensee auf. Entsprechend hoch bleibt auch dessen Seeausfluss. Aufgrund der vorhergesagten Wetterberuhigung werden sich auch diese Wasserstände in den nächsten Tagen normalisieren.

Nochmalige, kurzfristige Anstiege sind wahrscheinlich aufgrund der einsetzenden Schneeschmelze oder nach Gewittern, die in der zweiten Wochenhälfte möglich sind.

Aktuelle Daten im Internet

Das BAFU beobachtet und misst die Wasserstände an Schweizer Fliessgewässern und Seen sowie des Grundwassers. Die Daten sowie das Naturgefahrenbulletin und das hydrologische Bulletin werden laufend aktualisiert und im Internet publiziert.

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Letzte Änderung 03.09.2014

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