Wirtschaft und Konsum: Das Wichtigste in Kürze

Der Verbrauch natürlicher Ressourcen wird bestimmt durch Produktions- und Konsummuster sowie Infrastrukturen. Vor allem die Nachfragebereiche Ernährung, Wohnen und Mobilität fallen stark ins Gewicht. Zwei Drittel der Gesamtumweltbelastung der Schweiz fallen im Ausland an. Hochgerechnet auf die Weltbevölkerung überschreitet der Verbrauch von natürlichen Ressourcen das naturverträgliche Mass um ein Vielfaches. Weltweit werden mindestens vier von neun planetaren Belastbarkeitsgrenzen überschritten – beim Klima, bei der Biodiversität, bei der Abholzung sowie den Phosphor- und Stickstoffüberschüssen. Dazu trägt auch die Schweiz mit ihrem hohen Ressourcenverbrauch pro Person bei. Als innovatives und wohlhabendes Land hat die Schweiz die Möglichkeit, den nötigen Wandel für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen voranzutreiben.


1. Entwicklung von Bevölkerung, Wirtschaft und Konsumverhalten (Ursachen)

Lebten im Jahr 2000 noch 7.2 Millionen Menschen in der Schweiz, so waren es 2022 8.4 Millionen, was einer Zunahme von 20% entspricht.  Die Konsumausgaben von Schweizer Haushalten sind im weltweiten Vergleich hoch. Teuerungsbereinigt sind sie zwischen 2000 und 2020 mit 27 % überdies stärker gewachsen als die Bevölkerung. Die Bereiche mit den grössten Auswirkungen auf die Umwelt sind die Ernährung, das Wohnen und die Mobilität. Rund zwei Drittel der Gesamtumweltbelastung der Schweiz gehen auf ihr Konto.

Ein weiterer wichtiger Faktor sind Investitionen in Infrastrukturen und Produktionsmethoden, die auf ressourcenintensive und fossile Technologien ausgelegt sind und für Jahrzehnte den Ressourcenverbrauch bestimmen (sogenannte «lock-in»).

Bei der Produktion sind die Nahrungsmittelproduktion, die Chemie, der Energiesektor und das Bauwesen besonders umweltrelevant.

Dienstleister des Schweizer Finanz- und Rohstoffsektors haben weltweit Einfluss auf Investitionen in umweltrelevante Produktions- und Extraktionsprozesse.

Mit der Digitalisierung und anderen technologische Innovationen sind grosse Potenziale für die Energie- und Ressourceneffizienz verbunden. Andererseits können sie auch die Nachfrage nach kritischen Rohstoffen befeuern (z.B. seltene Erden für Hightech-Produkte) oder neue Konsumbedürfnisse wecken.

In den letzten Jahren entstanden auch zahlreiche soziale Innovationen, etwa die Ökonomie des Teilens von Fahrzeugen, Gegenständen oder Dienstleistungen. Ein weiteres Beispiel ist die Slow-Food-Bewegung, die sich für nachhaltige Ernährung einsetzt.


2. Hoher Verbrauch von Energie und Rohstoffen (Belastungen)

Das starke Wachstum von Produktion und Konsum ist auch mit einem hohen Verbrauch von Rohstoffen und Energie sowie auch Land und Wasser verbunden:

  • Energie und Rohstoffe für die Herstellung von Konsumgütern,
  • Land für Wohnbedürfnisse und Verkehrsachsen, Beanspruchung von Land im In- und Ausland für Futter- und Lebensmittel,
  • Wasser für Haushalte, Fabriken und Landwirtschaft.

Der Materialverbrauch pro Person in der Schweiz liegt über dem europäischen Durchschnitt. Der Material-Fussabdruck pro Person beträgt hierzulande 17,1 Tonnen (2019), während er in der EU im Schnitt bei 14,5 Tonnen liegt. Verbessert hat sich die sogenannte Materialeffizienz, da die Schweizer Wirtschaft von 2000 bis 2019 deutlich rascher gewachsen ist als der Material-Fussabdruck. In absoluten Zahlen jedoch ist der Verbrauch von Mineralien, Biomasse, fossilen Energieträgern und anderen Rohstoffen insgesamt um etwa 10 % gestiegen.

Bedeutsam für den Ressourcenverbrauch ist, dass viele Stoffkreisläufe nicht geschlossen sind und Rohstoffe und Produkte nicht nachhaltig genutzt werden.

Mit ihren gegenwärtigen Konsum- und Produktionsmustern nutzt die Schweiz die natürlichen Ressourcen in einem Ausmass, das die Regenerationsfähigkeit und die Belastungsgrenzen der Erde übersteigt. Würden alle Länder so konsumieren wie die Schweiz, bräuchte es dafür fast drei Erden.


3. Fortschritte im Inland, hohe Belastung im Ausland (Zustand)

Die Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen verursachen etwa die Hälfte der globalen Treibhausgasemissionen und mehr als 90% der Biodiversitätsverluste und des Wasserstresses.

Fussabdrücke zeigen die Umweltbelastung aus der Perspektive des Endverbrauchs entlang der gesamten Wertschöpfungskette im In- und Ausland. Viele Umwelt-Fussabdrücke der Schweiz liegen pro Person über dem europäischen Durchschnitt und übersteigen den globalen Durchschnitt um mehr als das Doppelte. Bei den meisten Umweltbelastungen ist eine absolute Entkopplung eingetreten, das heisst die die Wirtschaftsleistung wächst, während die Fussabdrücke abnehmen.

Die gesamte Umweltbelastung der Schweiz pro Person hat seit 2000 um rund ein Viertel abgenommen. Berechnungen zeigen, dass um ein naturverträgliches Mass zu erreichen, das heutige Niveau der Gesamtumweltbelastung um mindestens zwei Drittel gesenkt werden müsste.

In absoluten Grössen ist die Gesamtumweltbelastung ebenfalls gesunken, aber aufgrund der Bevölkerungszunahme nur um 13 %. Diese Abnahme ist u.a. auf Erfolge im Inland zurückzuführen, z.B. in der Luftreinhaltung, beim Schutz der Ozonschicht oder beim Gewässerschutz.

Da die meisten unserer Produkte und Rohstoffe importiert werden, entsteht ein immer grösserer Anteil der Umweltbelastung, die mit der Schweizer Endnachfrage verbunden ist, ausserhalb der Landesgrenzen. Gegenwärtig liegt dieser Anteil bei zwei Dritteln.

Der Treibhausgas-Fussabdruck pro Kopf betrug im Jahr 2019 rund 13 t CO2-Äquivalente. Im Jahr 2000 betrug er noch 17,2 t pro Kopf, das heisst er reduzierte sich um ca. einen Viertel. Der Treibhausgas-Fussabdruck liegt weit über einem Mass, das mit den Belastbarkeitsgrenzen des Planeten vereinbar ist. Dieser liegt gemäss wissenschaftlichen Schätzungen für das Jahr 2015 bei 0.6 t. Obwohl die Bevölkerung im Betrachtungszeitraum um 19% zunahm, haben die Gesamtemissionen abgenommen, nämlich um 6% auf rund 109 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente.  

Der Biodiversitäts-Fussabdruck der Schweiz hat zwischen 2000 und 2018 pro Person um rund 8 % zugenommen, in absoluten Zahlen gar um 28 %. Er übersteigt den planetenverträglichen Wert um circa das 4-Fache.

Trotz den erwähnten Fortschritten stehen auch im Inland die natürlichen Ressourcen unter Druck. Zu den grössten Herausforderungen hierzulande gehören:

  • der Klimawandel
  • der Bodenverbrauch durch sich ausdehnende Siedlungs- und Verkehrsflächen
  • die Überdüngung von Ökosystemen mit Stickstoffverbindungen
  • der Eintrag von Pflanzenschutzmitteln in Böden und Gewässer
  • die wachsenden Abfallmengen, wodurch die Schweiz wertvolle Rohstoffe verliert.

4. Folgen für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft (Auswirkungen)

Die weltweite Übernutzung der natürlichen Ressourcen belastet die Umwelt-Systeme des Planeten bis an die Belastbarkeits-Grenzen oder sprengt diese sogar. Werden diese Grenzen überschritten, besteht ein erhöhtes oder sogar hohes Risiko für grossflächige und irreversible Umweltveränderungen, die sich negativ auf unsere Lebensbedingungen auswirken.

Die Überbeanspruchung wirkt sich auf natürliche Lebensräume und auf die Artenvielfalt aus. Aber auch die Wirtschaft, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung sind betroffen. Wir alle sind auf den Erhalt stabiler natürlicher Lebensgrundlagen und einer langfristigen Verfügbarkeit von Rohstoffen und Energie angewiesen. Die natürlichen Ressourcen bilden somit eine zentrale Basis für die Wohlfahrt unserer Gesellschaft.


5.  Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft (Massnahmen)

Im Bereich Ressourcen und Kreislaufwirtschaft sollen die Umweltbelastung im In- und Ausland entlang des gesamten Lebenszyklus von Produkten und Bauwerken reduziert, Materialkreisläufe geschlossen und die Ressourceneffizienz verbessert werden. Den Rahmen für den Schutz und die Nutzung der natürlichen Ressourcen bilden diverse Sektoralpolitiken, wie die Energie- und Landwirtschaftspolitik sowie das Umweltrecht, wie unter anderem die Umwelt-, Abfall- und CO2-Gesetzgebungen.

Über die Beschaffung haben der Bund und die öffentliche Hand allgemein einen direkten Hebel, um die natürlichen Ressourcen zu schonen. Mit der Umsetzung des revidierten Beschaffungsrechts und der Beschaffungsstrategie soll der Bund innovative, ressourcenschonende Lösungen ermöglichen, verbindliche Ziele setzen und dadurch Vorbild sein für Private und andere öffentliche Beschaffer.

Der Bundesrat hat 2020 die Verwaltung beauftragt, ihm Massnahmen zu Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft zu unterbreiten.

Im Umweltschutzgesetz (USG) sind die Grundsätze der weitestmöglichen Vermeidung und Verwertung von Abfällen verankert. Damit ist einer der Grundgedanken einer Kreislaufwirtschaft im USG enthalten. Darüber hinaus verlangt die parlamentarische Initiative «Schweizer Kreislaufwirtschaft stärken» eine Anpassung des Umweltschutzgesetzes, mit dem Ziel, die bestehenden Grundsätze zu konkretisieren und weiterzuentwickeln. So soll die Kreislaufwirtschaft vorangebracht, die Umweltbelastung reduziert sowie die Leistungsfähigkeit und Versorgungssicherheit der Schweizer Wirtschaft erhöht werden.

Auch InnovationForschung sowie internationale Zusammenarbeit sind wichtige Pfeiler einer Kreislaufwirtschaft.

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Letzte Änderung 20.12.2022

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