Performance von nachhaltigen Anlagen: Die Rendite stimmt

Das Vorurteil vieler Investoren und Vermögensberater, Nachhaltigkeit gehe auf Kosten der Rendite, hält sich hartnäckig. Studien belegen aber, dass nachhaltige Geldanlagen mindestens genauso gut abschneiden wie herkömmliche Anlageformen. Dabei nehmen klimaverträgliche Anlagen eine Vorreiterfunktion ein.

Text: Gregor Klaus und Lucienne Rey

© Fotolia/electriceye

Zahlreiche Investoren und Anleger fragen sich, ob in nachhaltigen Finanzanlagen mehr guter Wille als Rendite steckt. Diese Bedenken sind wichtige Gründe dafür, dass sich Investoren davor scheuen, Umwelt- und Sozialfaktoren sowie Aspekte guter Unternehmensführung – die sogenannten ESG-Kriterien – in ihre Entscheidungen zu integrieren. Doch die Sorge, dass die so investierten Gelder mit Renditeeinbussen einhergehen, ist unbegründet.

Mit Nachhaltigkeit erfolgreich

Forscher der Universität Oxford und des Vermögensverwalters Arabesque haben 2014 zahlreiche Studien ausgewertet, die die Profitabilität von Unternehmen untersucht hatten. 88 Prozent der Studien zeigten, dass Firmen, die beispielsweise auf umweltschonende Produktionsprozesse und auf die Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden achten, bessere Resultate in ihrem operativen Kerngeschäft erzielen als Unternehmen, denen Nachhaltigkeit ein Fremdwort ist. 80 Prozent der Studien attestierten zudem einen positiven Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeitspraktiken und Anlageperformance. Konkret heisst das: Wenn Unternehmen auch ökologische und soziale Kriterien berücksichtigen, können sie auf lange Sicht erfolgreicher sein. Zum gleichen Ergebnis kam eine noch umfangreichere Übersichtsstudie des Vermögensverwalters Deutsche Asset Management mit Unterstützung der Universität Hamburg. Fachexperten haben dazu wissenschaftliche Resultate aus mehr als 2200 empirischen Studien zusammengeführt. Sie konnten nachweisen, dass der Business Case, der ein bestimmtes Geschäftsszenario hinsichtlich Rentabilität einer Investitionsmöglichkeit untersucht, für nachhaltiges Investieren sehr valide ist. Dieser positive Zusammenhang ist über einen langen Zeitraum stabil. Dass ein entsprechendes Geschäftsmodell sich auch in einer besseren Entwicklung des Aktienkurses niederschlägt, haben Forschende der Harvard Business School nachgewiesen. So entwickeln sich die Aktien von nachhaltigen Unternehmen insgesamt besser als die der Vergleichsgruppe. Mit anderen Worten: Nachhaltiges Investieren zahlt sich auch finanziell aus und ist mit einem Zusatznutzen auf sozialer und ökologischer Ebene verbunden.

Nachhaltigkeit reduziert das Risiko

In einer aktuellen Studie haben Prof. Rajna Gibson Brandon und Prof. Philipp Krüger vom Swiss Finance Institute an der Universität Genf die Rendite verschiedener institutioneller Anleger ins Verhältnis zum eingegangenen Risiko gesetzt. Die Forschenden konnten zeigen, dass Investoren, deren Portfolios nachhaltiger sind, geringere Risiken eingehen und langfristig höhere Renditen generieren. Die bessere risikoadjustierte Investitionsperformance von nachhaltigeren institutionellen Investoren ist vor allem auf deutlich geringere Kursschwankungen von nachhaltigen Anlagen zurückzuführen. Natürlich ist auch bei diesem Investment Vorsicht geboten. Wer blind in einen Wind- oder Solarfonds oder in eine einzelne Firma investiert, kann schnell mit leeren Händen dastehen. Auch hier gilt: Je höher die in Aussicht gestellte Rendite, desto grösser das Risiko, und die Grundregeln – beispielsweise zur Diversifikation – sind nach wie vor zu beachten.

Klimafreundliche Anlagen zahlen sich aus

Viele Investoren verfolgen sogenannte passive Investitionsstrategien, das heisst, sie orientieren sich an existierenden Indizes. Dies gilt beispielsweise für Pensionskassen, die allein in der Schweiz ein Vermögen von mehreren hundert Milliarden Franken verwalten und damit eine überaus wichtige Gruppe von Akteuren auf dem hiesigen Finanzmarkt sind. Klimafreundliche Anlagestrategien sollten Investoren aber nicht nur im Hinblick auf die Reduktion der globalen Erwärmung interessieren, sondern auch auf die Minimierung des Risikos von finanziellen Verlusten. Mittlerweile gibt es einige Indizes, die explizit klimafreundlich ausgerichtet sind. Aber wie steht es um die Rendite? Das BAFU hat dazu die Studie «Klimafreundliche Investitionsstrategien und Performance» in Auftrag gegeben und zusammen mit dem Staatssekretariat für internationale Finanzfragen fachlich begleitet. Insgesamt wurden elf unterschiedliche klimafreundliche Indizes der marktrelevanten Indexanbietern MSCI und STOXX analysiert und mit konventionellen Indizes verglichen. Es zeigte sich, dass die Renditen nachhaltiger Anlagen keineswegs den Vergleich mit traditionellen Anlagen scheuen müssen. Die überwiegende Mehrheit, nämlich zehn der elf betrachteten Indizes, erzielten in der Untersuchungsperiode 2011 bis 2015 gegenüber ihren konventionellen Vergleichsindizes eine überdurchschnittliche Rendite. Zwar wurde in sieben der elf Fälle ein etwas höheres Diversifikationsrisiko festgestellt; wird der Gewinn jedoch mit dem Risiko in Beziehung gesetzt, schneiden immer noch acht der elf Fälle besser ab als ihre jeweiligen Vergleichsindizes. «Der Investor wurde also in den meisten Fällen für das zusätzlich eingegangene Risiko durch eine entsprechende Mehrrendite entschädigt», sagt Silvia Ruprecht-Martignoli von der Sektion Klimapolitik beim BAFU und Leiterin der Studie. Allerdings standen für die Untersuchung nur Daten für vier Jahre zur Verfügung.

Erhebliche Unterschiede in der Klimawirksamkeit

Aber Achtung: Nicht alle dieser Investitionsstrategien bringen dem Klima gleich viel. Gegenüber ihren konventionellen Pendants verringern sie die Emissionsintensität je nach gewählter Indexstrategie um 10 bis zu 90 Prozent. So bleiben etwa bei den «Kohlenstoffgewichteten Indizes» alle Unternehmen aus dem herkömmlichen Index im Portfolio, allerdings werden Unternehmen mit geringem Kohlenstoffausstoss stärker gewichtet. Bei den «Ausschluss-Indizes» hingegen werden die kohlenstoffintensivsten Unternehmen ganz ausgeschlossen. Am klimafreundlichsten sind natürlich die sogenannten thematischen Indizes, die den Investitionsfokus gezielt auf klimafreundliche Unternehmungen legen und beispielsweise nur erneuerbare Energien beinhalten. Diese eignen sich aus Diversifikationsgründen jedoch weniger für beispielsweise Pensionskassen. Die marktkonforme Rendite treibhausgasarmer Aktieninvestitionsstrategien zeigt, dass ernst zu nehmende klimafreundliche Alternativen für den Schweizer Finanzmarkt zur Verfügung stehen. Zudem existieren Methoden für zahlreiche weitere Anlageklassen, um Klimaaspekte in Investitionsentscheide einzubeziehen. «Wir wollen mit unseren Grundlagenarbeiten die Investoren darin unterstützen, für ihre Anlagen die Klimaverträglichkeit und die Klimarisiken zu identifizieren und die Suche nach klimafreundlichen Produkten zu erleichtern», unterstreicht Silvia Ruprecht-Martignoli. Nebst der marktkonformen Rendite, die sich Anleger von klimaschonenden Investitionen versprechen dürfen, winkt ihnen ausserdem ein handfester Nutzen für ihre Reputation: Auch umweltsensible Sparer und Anlegerinnen dürften sich zunehmend dafür interessieren, wie klimafreundlich ihr Altersguthaben erwirtschaftet wurde.

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Letzte Änderung 31.05.2017

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