Editorial von Franziska Schwarz, Vizedirektorin BAFU.

Bei der Wasserqualität von Flüssen, Bächen und Seen blickenviele Länder auf die Schweiz. So auch die USA: In Boston etwa nimmt man sich das urbane Schwimmen in unseren Städten zum Vorbild – vom Rheinbad Breite in Basel über das Flussbad Oberer Letten in Zürich bis zu den Bains des Pâquis in Genf –, um dafür zu kämpfen, dass im heimischen Charles River wieder gebadet werden kann. Auch hierzulande waren viele Gewässer jahrzehntelang derart verschmutzt, dass niemand ans Baden dachte. Verbessert hat sich der Zustand erst mit dem praktisch flächendeckenden Ausbau der Abwasserreinigung. Und heute springen wir mit grösstem Vergnügen und ohne jegliche Bedenken hinsichtlich unserer Gesundheit ins kühlende Nass. Der Schweizer Gewässerschutz ist zweifellos eine Erfolgsgeschichte, aber noch ist sie nicht zu Ende geschrieben, denn der Schein trügt. Nicht überall ist die Wasserqualität so gut, wie sie sein müsste, damit unsere Gewässerihre ökologischen Leistungen auch wirklich erbringen können und damit die Trinkwasserqualität einwandfrei bleibt. Wir haben es heute nämlich mit neuen Verschmutzungen zu tun, den sogenannten Mikroverunreinigungen. Rückstände von Hunderten von verschiedenen Stoffen, wie zum Beispiel von Medikamenten, Kosmetika oder Pflanzenschutzmitteln, gelangen in die Gewässer und können so die Wasserlebewesen negativ beeinflussen. Diese Belastungen sind mit ein Grund, weshalb sich auf der Roten Liste dergefährdeten Arten überdurchschnittlich viele Spezies finden, die im odernahe am Wasser leben: Fische, Amphibien, Kleinlebewesen, Wasserpflanzen. Mit dieser Ausgabe wollen wir einen differenzierten Blick auf die Wasserqualität werfen. Wir nehmen unter anderem den aktuellen Zustand der Bäche und Seen sowie des Grundwassers unter die Lupe, denn sie bekommen die Auswirkungen der menschlichen Aktivitäten deutlich zu spüren. Doch auch Lösungsansätze für eine Verbesserung der Wasserqualität sind Gegenstand dieses Themenschwerpunkts: Seit einem Jahr werden die ersten Abwasserreinigungsanlagen technisch aufgerüstet, um Mikroverunreinigungen zu eliminieren. Und wenn die vielfältigen Massnahmen des Aktionsplans «Pflanzenschutzmittel» umgesetzt werden, lassen sich die Risiken, die diese Stoffe für die Umwelt darstellen, halbieren. Dank gemeinsamer Anstrengungen werden wir die Erfolgsgeschichte einer guten Wasserqualität unserer Gewässer weiterschreiben können. Ich wünsche Ihnen eine informative Lektüre!
Letzte Änderung 15.02.2017