Landesweit ist bislang keine generelle Zunahme der Grundwassertemperatur zu beobachten. In gewissen Regionen der Schweiz deuten jedoch leicht ansteigende Grundwassertemperaturen auf Einflüsse des Klimawandels hin. So steigen im Alpenraum, in Lockergesteinen ausserhalb von Talsohlen im Mittelland sowie im Jura die Grundwassertemperaturen um maximal 0,06 °C pro Jahr. Direkte menschliche Einflüsse auf das Grundwasser führen in dicht besiedelten Gebieten zudem zu messbaren Veränderungen der Grundwassertemperatur.
Die Wassertemperatur in oberflächennahen Grundwasservorkommen wird durch die Lufttemperatur bzw. entlang der Oberflächengewässer auch durch die Temperatur des infiltrierenden Flusswassers geprägt. In dicht besiedelten Gebieten ist die Zunahme der Grundwassertemperatur auf die Erwärmung durch Infrastrukturen, Einbauten (Bahn- und Strassentunnel, Einstellhallen) oder einen direkten thermischen Eintrag (Gebäudekühlung) ins Grundwasser zurückzuführen. Andere direkte Einwirkungen im urbanen Raum können auch einen gegenläufigen Effekt (Temperaturrückgang) haben, wie etwa bei der thermischen Nutzung des Untergrunds durch Wärmeentzug zum Heizen.
Aktueller Zustand widerspiegelt Jahresgang
An insgesamt rund 100 Grundwassermessstellen der Nationalen Grundwasserbeobachtung NAQUA wird landesweit die Grundwassertemperatur kontinuierlich erfasst. In den für die Schweiz typischen oberflächennahen Grundwasservorkommen weist die Grundwassertemperatur einen charakteristischen Jahresgang auf, welcher im Vergleich zur Lufttemperatur um rund zwei Monate verzögert ist. Je nach Beschaffenheit des Untergrunds variiert die Grundwassertemperatur im Jahresverlauf von einem bis zu mehreren Grad Celsius. Der Mittelwert der Grundwassertemperatur lag 2021 an den einzelnen Messstellen zwischen 5 und 15 °C. Entsprechend der Höhenlage der Einzugsgebiete traten die tiefsten Grundwassertemperaturen von unter 10 °C im Jura und in den Alpen auf. Im Mittelland und auf der Alpensüdseite lagen sie bei 10 bis 13 °C. Die höchsten Werte, d.h. über 13 °C, wurden in urbanen Gebieten registriert.
Zeitliche Entwicklung stabil bis leicht steigend
Entsprechend dem übergeordneten Verlauf der Lufttemperatur lassen sich mehrjährige Perioden mit eher tiefen und eher hohen Grundwassertemperaturen erkennen. Dies widerspiegelt sich aktuell in einer vergleichsweise grösseren Anzahl von Messstellen mit hohen Jahrestemperaturen. So waren im Hitzejahr 2018 sowie in den Folgejahren 2019 und 2020 in der Schweiz an rund der Hälfte der Messstellen des Moduls QUANT (Grundwasser-Quantität) der Nationalen Grundwasserbeobachtung NAQUA hohe Grundwassertemperaturen zu verzeichnen. In den letzten Jahren (2015-2021) ist zudem vor allem in urbanen Gebieten eine Zunahme der Grundwassertemperatur zu verzeichnen.

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Letzte Änderung 17.05.2022