Umwelt als Chance für die Finanzbranche

Grusswort des Staatssekretariates für internationale Finanzfragen

Text: Dr. René Weber, Leiter der Abteilung Märkte und Botschafter, Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF)

Über die Umwelttechnologieförderung leistet das BAFU wichtige Finanzhilfen für die Entwicklung von innovativen Technologien mit Umweltnutzen. Der Neubau der Monte-Rosa-Hütte in dieser Lage ermöglichte neuste Technologien unter Extrembedingungen zu testen.
© Lafargue Holcim Stiftung

Welche Rolle kann und soll der Finanzsektor zur Unterstützung der Nachhaltigkeit im Umweltbereich spielen? Ökonomen verweisen gerne darauf, dass der Annäherung an die Kostenwahrheit von Umweltgütern eine zentrale Stellungzukommt. Marktmechanismen können dann dafür sorgen, dass Preise für knappe Rohstoffe ihre Signalfunktion ausüben und letztlich einen effizienten Einsatz dieser Ressourcen bewirken. Dort, wo externe (Umwelt-)Wirkungen oder Langfristeffekte gut eingepreist werden, kann das Wirtschaften nachhaltig sein. Die Finanzmärkte und die von der Finanzbranche angebotenen Produktevermögen ein umweltgerechtes Handeln demnach durchaus wirksam zu unterstützen. Es ist angesichts der globalen Herausforderungen an die Umwelt nicht nur möglich oder sinnvoll, sondern sogar nötig, auch im Finanzgeschäft die Anreize richtig zu setzen. Sowohl öffentliche Gelder als auch grosse private Anlagevolumenkönnen damit in Richtung Nachhaltigkeit bewegt werden. Besonders zweckmässig ist es, dort anzusetzen, wo die Preise von Finanzinstrumenten und -transaktionen hergeleitet werden, nämlich bei der Verbesserung des öffentlichen Zugangs zu umweltbezogenen Daten sowie bei der Analyse, Modellierung und Bewertung von Umweltrisiken. Nicht in erster Linie statische regulatorische Vorgaben, sondern «Risk-Return»-Überlegungen sollen das Verhalten der Anleger leiten. Für den Bundesrat nimmt das Thema der Nachhaltigkeit einen prominenten Platz in seiner Finanzmarktpolitik ein. Er erkennt darin ein innovatives Potenzial für den Finanzplatz Schweiz, welches die Branche nutzen kann. Der Staat soll mit seinen Rahmenbedingungen mithelfen, dass sich nachhaltige Kapitalanlagen als weiteres Standbein des Finanzplatzes etablieren können. Das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) bringt zusammen mit dem BAFU die interessierten öffentlichen und privaten Akteure des Finanzsektors regelmässig an einen Tisch, um deren Anliegen aufzunehmen und Handlungsmöglichkeiten zukunftsgerichtet zu diskutieren. Die Schweiz engagiert sich zudem aktiv auf internationaler Ebene, insbesondere im Rahmeneiner Arbeitsgruppe zu Umweltthemen – der «Green Finance Study Group» –, und zwar als Teil des Bereichs Finanzzusammenarbeit der Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20). Diese Arbeitsgruppe sollergründen, weshalb ökologische und andere Nachhaltigkeitsfaktoren von Marktteilnehmern unvollständig berücksichtigt werden. Darüber hinauswird sie aufzeigen, wie Mittel für nachhaltige Investitionen effektiver durch das Finanzsystemmobilisiert werden könnten. Diese Arbeiten profitieren vom Erfahrungsaustausch zwischen den Staaten und einer Bestandesaufnahme der Aktivitäten der Marktteilnehmer. Es ist erfreulich, dass die Arbeitsgruppe auch unter der deutschen G20-Präsidentschaft im Jahr 2017 die Verbesserung der Datentransparenz und der Methoden zur Abbildung von Umweltrisiken bei Finanzgeschäften ins Zentrum gestellt hat. Die global tätigen Schweizer Banken und Versicherer bringen sich mit ihrer grossen Erfahrung und ihrem Know-how in die internationalen Diskussionen ein und sind gefragte Ansprechpartner. Die Schweiz hat dank ihrer Expertise im Umweltbereich und dem über grosses Fachwissen verfügenden Finanzsektor das Potenzial für einen langfristigen Wettbewerbsvorteil im Bereich der nachhaltigen Kapitalanlagen. Hier könnte ein neuer, wichtiger Finanzzweig entstehen. Die Umweltthematik ist somit nicht nur als möglicherweise disruptive Kraft zu sehen. Vielmehreröffnet sie der Finanzbranche auch Chancen zur Weiterentwicklung und Diversifikation. Ein diesem Wandel förderliches Umfeld soll nicht auf weitere hoheitliche Regulierung setzen, sondern sich die Marktkräfte auch für die Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele zunutze machen.

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Letzte Änderung 31.05.2017

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