Ressourcenverbrauch

Natürliche Ressourcen wie Wasser, Boden, saubere Luft, Bodenschätze und die Klimastabilität bilden die Basis für unsere Lebensqualität. Studien zeigen, dass sie heute massiv übernutzt werden. Dieser Druck auf die natürlichen Ressourcen dürfte sich künftig noch verschärfen, da das Wirtschaftsvolumen und die Weltbevölkerung weiter wachsen werden.


Umwelt-Fussabdrücke

Trotz Effizienzgewinnen ist die Schweiz weit entfernt von einer nachhaltigen Ressourcennutzung. Als Folge des global steigenden Ressourcenverbrauchs befinden sich Klimastabilität und Ökosysteme weltweit an den Grenzen ihrer Belastbarkeit. Auch die Schweiz trägt durch ihren hohen Ressourcenverbrauch pro Person dazu bei.

Die Umweltbelastung aus Sicht des Endkonsums der Schweiz lässt sich anhand sogenannter Umwelt-Fussabdrücke abschätzen. Diese Indikatoren berücksichtigen alle Umweltauswirkungen im In- und Ausland, die durch die Endnachfrage in der Schweiz entstehen. Dabei wird die gesamte Lieferkette der konsumierten Produkte einbezogen, die Exporte werden es aber nicht, da sie die Nachfrage in anderen Ländern bedienen.

Das Bundesamt für Umwelt und das Bundesamt für Statistik berechnen Umwelt-Fussabrücke für Treibhausgas-Emissionen, den Materialverbrauch, Wasserverbrauch, Stickstoffüberschüsse, den Druck auf die Biodiversität und die Gesamtumweltbelastung. Über zwei Drittel der durch die Schweizer Endnachfrage verursachten Gesamtumweltbelastung fallen im Ausland an.

Die grössten Treiber sind:

  • Bauen und Wohnen
  • Landwirtschaft und Ernährung
  • Mobilität

 

Diese Bereiche machen derzeit rund zwei Drittel der Umweltbelastung des schweizerischen Konsums aus.

Um den hohen Ressourcenverbrauch zu verbildlichen, wird oft der bekannte „Ökologische Fussabdruck“ des Global Footprint Network (GFN) verwendet. Er berechnet die (theoretisch) erforderlichen Waldflächen zur Kompensation der fossilen CO2-Emissionen. Hinzugezählt werden auch die direkte Landnutzung und der Wildfang von Fisch. Anschliessend wird dies in einer Zahl zusammengefasst und zum Vergleich der theoretisch verfügbaren Biokapazität der Welt pro Person gegenübergestellt. Die Biokapazität ist die Fähigkeit von Ökosystemen, Ressourcen bereitzustellten und Abfall aufzunehmen. Der Indikator zeigt somit auf, ob die Nutzung der Natur die regenerative Fähigkeit der Biosphäre (Biokapazität) übersteigt. Daraus wird abgeleitet, dass die Fläche von rund drei Erden nötig wäre, wenn alle Bewohnerinnen und Bewohner der Erde den gleichen Lebensstandard wie in der Schweiz hätten.  

Bei der Verwendung dieses Indikators handelt es sich nicht um einen vollumfänglichen Umweltindikator. Nicht berücksichtigt werden unter anderem der Verbrauch von Süsswasser, der Verlust von Biodiversität oder die Umweltbelastung durch Luftschadstoffe, Schwermetalle und Stickstoff. Zudem führt er zu einer Unterschätzung des Handlungsbedarfs und es fehlt der Bezug zu konkreten Handlungsfeldern. Da der ökologische Fussabdruck eines Landes oder einer Region einen Vergleich mit der Biokapazität des Landes/der Region darstellt, muss berücksichtigt werden, dass nicht jede Bewohnerin und jeder Bewohner der Erde über das gleiche "Budget an Ressourcen" verfügt – dies hängt davon ab, ob man in einem Land/einer Region mit viel oder wenig verfügbarer biologischer und produktiver Fläche lebt.


Umwelt-Hotspots in der Lieferkette von Schweizer Unternehmen  

Die Produktion von Schweizer Unternehmen für die Nachfrage in der Schweiz ist in den Umwelt-Fussabdrücken enthalten. Da Fussabdruck-Indikatoren die Perspektive des Endkonsums einnehmen rücken sie die Konsumentinnen und Konsumenten in den Vordergrund. Die Verantwortung zur Reduktion der Umweltbelastung liegt jedoch ebenfalls bei den Unternehmen. Ein Schwerpunkt der Strategie Nachhaltige Entwicklung 2030 des Bundesrates betrifft so nachhaltigen Konsum und nachhaltige Produktion. 

Unternehmen sind heute hochgradig vernetzt. Lieferketten umspannen nicht selten den ganzen Globus. Als Folge davon sind auch die Umweltbelastungen, welche durch die Produktion von Gütern verursacht werden, über die ganze Welt verteilt. Oft sind die Umweltbelastungen, welche in der Lieferkette eines Unternehmens anfallen, höher als diejenigen, welche am Standort selbst auftreten. Von Unternehmen wird daher zunehmend erwartet, sich mit ihren Lieferketten zu beschäftigen und Transparenz über die Auswirkungen in den vorgelagerten Wertschöpfungsstufen zu schaffen.

Um Unternehmen hierbei zu unterstützen, hat das Bundesamt für Umwelt (BAFU) in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft eine Studie durchgeführt, die die Umwelt-Hotspots in der Lieferkette von acht relevanten Schweizer Branchen aufzeigt. Diese sind:

  • Chemieindustrie
  • Maschinenbau
  • Immobilien- und Bauwesen
  • Gesundheits- und Sozialwesen
  • Lebensmittelhandel
  • Fleischverarbeitung
  • Handel mit Bekleidung, Textilien & Schuhen
  • Handel mit Haushaltsgeräten

 

Auf der Studie aufbauend entstand der «Umweltatlas Lieferketten Schweiz», in welchem die Ergebnisse der Studie grafisch aufbereitet wurden.

Die Ergebnisse zeigen die Umweltbelastungen der Branchen mit der zugehörigen Lieferkette, d. h. von der Gewinnung der benötigten Rohstoffe über die Verarbeitung auf vorgelagerten Wertschöpfungsstufen bis zu den direkten Lieferanten. Die Berechnungen erfolgten mithilfe eines um Umweltdaten erweiterten ökonomischen Input-Output-Modells. Für jede analysierte Branche gibt der Umweltatlas zudem Anhaltspunkte, wo ein umweltverträgliches Level, welches mit den Belastbarkeitsgrenzen des Planeten vereinbar ist, ungefähr liegen würde. Weiter stellt der Umweltatlas mögliche Massnahmen zur Gestaltung und Optimierung einer nachhaltigen Lieferkette vor.


Das Konzept der «Planetary Boundaries»

Die Übernutzung der Ressourcen bringt die Umwelt-Systeme des Planeten an die Grenzen der Stabilität. Wo und in welchem Mass, zeigt das Konzept der Planetary Boundaries. Dieses wurde von einer internationalen Forschungsgemeinschaft rund um den Schweden Johan Rockström und den Amerikaner Will Steffen entwickelt, 2009 publiziert und bereits in die Ziele der internationalen Klimapolitik aufgenommen. Das Konzept betrachtet neun für das System Erde wichtige ökologische Dimensionen, bei denen ein Überschreiten festgelegter Grenzen gravierende Folgen für die Menschheit haben könnte. Weltweit werden mindestens vier von neun planetaren Belastbarkeitsgrenzen überschritten – beim Klima, bei der Biodiversität, bei der Abholzung sowie bei den Stickstoff- und Phosphorüberschüssen. Dazu trägt auch die Schweiz mit ihrem hohen Ressourcenverbrauch pro Person bei.

Folgender Bericht evaluiert ausgewählte Umwelt-Fussabdrücke für Europa auf der Grundlage des Konzepts der planetarischen Belastbarkeitsgrenzen. Er untersucht verschiedene Ansätze, um globale Schwellenwerte auf die europäische Ebene zu übertragen.

Is Europa living within the limits of our planet? (Summary) (PDF, 6 MB, 17.04.2020)An assessment of Europe’s environmental footprints in relation to planetary boundaries

Assessing Environmental Footprints on a Limited Planet (PDF, 10 MB, 16.04.2020)Study commissioned by the Federal Office for the Environment (FOEN)

Welche Ansätze führen zu einer 1-Planet-Wirtschaftsweise? Der Report «One Planet Approaches» schafft eine Übersicht über die wachsende Zahl an Ansätzen und macht Empfehlungen für Unternehmen, Forschung, Staat und Gesellschaft.

One Planet Approaches (PDF, 67 MB, 28.11.2017)Methodology Mapping and Pathways Forward. Supported by FOEN.

One Planet Ansätze (PDF, 10 MB, 28.11.2017)Deutsche Kurzfassung. Unterstützt durch das BAFU.


Messung der Fortschritte in Richtung einer ressourcenschonenden Konsum- und Produktionsweise

Verschiedene Berichte informieren über die Auswirkungen der Konsum- und Produktionsweisen sowie die Fortschritte:

  • Bericht Massnahmen des Bundes für eine ressourcenschonende, zukunftsfähige Schweiz (Grüne Wirtschaft) 2020
  • Umweltberichte des Bundesrates: Umwelt Schweiz
  • Länderbericht der UNO zur Umsetzung der Agenda 2030

 

Sie bauen unter anderem auf den Indikatorensets des BAFU und BFS auf:

Darüber hinaus bestehen themenspezifische Fortschrittsmessungen, wie die nationale und internationale Klima-Berichterstattung.


Umweltziele von Unternehmen in der Schweiz

Welche Umweltziele setzen sich Schweizer Unternehmen? Die Studie von engageability in Zusammenarbeit mit der FHNW erstellt im Auftrag des BAFU gibt Antworten. 

Für das  Focused Reporting Benchmark 2021 wurden 151 Unternehmen untersucht und die Resultate mit den Analysen der Jahre 2017 und 2019 verglichen. Der Fokus lag dabei auf der Zielsetzung und der Berichterstattung der Unternehmen im Umweltbereich. Die Resultate zeigen folgendes: Die Anstrengungen der Unternehmen sind noch nicht ausreichend, um den Vorgaben der Agenda 2030 gerecht zu werden. Der Fokus in der Umweltzielsetzung wird vorwiegend auf die Tätigkeit des eigenen Unternehmens gelegt und zu wenig auf die Wertschöpfungskette, wo der überwiegende Anteil der Umweltbelastung der Unternehmen anfällt (vgl. oben Umwelt-Hotspots in der Lieferketten von Schweizer Unternehmen). Zudem beziehen sich die Ziele vorrangig auf das Thema Klima und andere relevante Themen wie Biodiversität, Wasser oder Luftverschmutzung werden vernachlässigt. Die Studie enthält des Weiteren best practice Beispiele von Unternehmen zu Berichterstattung und Zielsetzung.


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Letzte Änderung 18.10.2022

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