Fakten zum Schutz des Grund- und Trinkwassers
Grundwasser ist die wichtigste Ressource für die Trinkwasserversorgung in der Schweiz. Ein Grossteil des gefassten Grundwassers kann aufgrund seiner guten Qualität direkt oder nur leicht aufbereitet ins Trinkwassernetz eingespeist werden. Hier eine Zusammenstellung der wichtigsten Fakten über den Schutz des Grund- und Trinkwassers und dessen Herausforderungen.

Im Untergrund von fast 40 Prozent der Schweizer Landesfläche befinden sich nutzbare Grundwasservorkommen. An etwa 12'000 Standorten wird das Grundwasser gefasst und für die Trinkwasserversorgung verwendet.
Es gibt etwa sechsmal mehr Grundwasserfassungen als Gemeinden. Dies verdeutlicht den dezentralen Charakter der Trinkwasserversorgung. Dadurch ist die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser wenig störungsanfällig und die Transportwege von der Fassung zu Verbraucherinnen und Verbraucher sind kurz.
Reinigende Böden
Grundwasser – dazu gehört auch das Quellwasser – deckt gut 80 Prozent des Trinkwasserbedarfs der Schweiz ab. Fast die Hälfte des Trinkwassers stammt aus Grundwasserfassungen, die in der Nähe von Flüssen liegen.
In den Untergrund versickerndes Fluss- und Regenwasser reichern das Grundwasser an. Der belebte Boden wirkt dabei wie ein natürlicher Filter und reinigt das Wasser.
Die Filterwirkung der Sande und Kiese des Untergrunds ist im Vergleich zur belebten Bodenschicht deutlich weniger effizient. Insgesamt können fast 70 % des gefassten Grundwassers entweder direkt oder lediglich nach einer einfachen Aufbereitung (z.B. UV-Anlage) ins Trinkwassernetz eingespeist werden.
Bei den Seewasserwerken fehlt die natürliche Reinigungsstufe der Bodenschicht und des Untergrundes. Seewasser, das knapp 20 Prozent zur Versorgung mit Trinkwasser beisteuert, muss aufwändig und energieintensiv aufbereitet werden.
Der Grundwasserschutz zahlt sich daher aus: Aus sauberem Grundwasser gefördertes Trinkwasser ist mit Abstand am umweltfreundlichsten und kostengünstigsten. Gemäss dem Branchenverband der Wasserversorgungen bezahlen die Haushalte im Schweizer Durchschnitt 1 Rappen für 5 Liter Trinkwasser.
Versorgungssicherheit auch bei schweren Mangellagen
Die Hoheit über die Wassernutzung und die Wasserversorgung liegt bei den Kantonen. Für die Wasserversorgung in schweren Mangellagen gibt es die Verordnung des Bundes über die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung in schweren Mangellagen (VTM).
Auslöser solcher Mangellagen können beispielsweise Stromausfälle, Wetterextreme wie Trockenheit und Überschwemmungen oder Angriffe auf Computer-Netzwerke sein.
Die Kantone und Wasserversorger treffen Massnahmen, damit schwere Mangellagen vermieden oder rasch behoben werden können. Dazu gehört zum Beispiel die Vernetzung mit benachbarten Wasserversorgungen, regelmässige Krisenübungen oder eine klare Aufgabenteilung zwischen Kanton, Krisenorganisation, Gemeinden und Wasserversorgern.
Flächen zum Schutz von Grund- und Trinkwasser
Die Kantone schützen Grund- und Trinkwasser mit einem mehrstufigen System.
Grundwasserfassungen, die die Bevölkerung mit Trinkwasser versorgen, sind durch Grundwasserschutzzonen zu schützen. Einige dieser Fassungen – und damit auch die Grundwasserschutzzonen – werden jedoch aufgehoben werden müssen, z.B. weil sie wegen zu nahen Siedlungsgebieten oder Infrastrukturanlagen unzureichend geschützt sind.
Um die Trinkwasserversorgung auch in Zukunft gewährleisten zu können, müssen neue Grundwasserfassungen gebaut und Grundwasserschutzzonen ausgeschieden werden können. Hierfür reservieren die Kantone geeignete Flächen und schützen sie mit Grundwasserschutzarealen. Alle Schutzzonen und Areale schweizweit zusammengenommen entsprechen ziemlich genau der Fläche des Kantons Tessins.
Der Zuströmbereich Zu schützt ebenfalls eine spezifische Grundwasserfassung, er muss jedoch im Gegensatz zu den Grundwasserschutzzonen nicht in jedem Fall bezeichnet werden. Bis heute (Stand 2025) ist erst ein Bruchteil der gesetzlich geforderten Zuströmbereiche bezeichnet.
Grundwasservorkommen von geeigneter Qualität und Menge gelten generell als nutzbar – unabhängig davon, ob das Grundwasser tatsächlich gefasst und als Trinkwasser verwendet wird. Die Kantone haben zu deren Schutz den Gewässerschutzbereich Au bezeichnet. Die Grundwasserschutzzonen und -areale sowie die Zuströmbereiche Zu sind Teil davon.
In den übrigen Bereichen der Landesfläche befinden sich keine nutzbaren Grundwasservorkommen. In der Gewässerschutzkarte sind diese Gebiete als übriger Bereich (üB) bezeichnet. Es gelten dort keine Grundwasser-spezifischen, jedoch weiterhin allgemeine Schutzbestimmungen wie die Sorgfaltspflicht und das Gebot, Umweltverschmutzungen zu verhindern.
Digitale Karte zum Gewässerschutz der Schweiz
Schutzstatus der Grundwasserschutzzonen
Rund zwei Drittel der Bevölkerung bezieht Trinkwasser aus Grundwasserfassungen, deren Schutzzonen bundesrechtskonform dimensioniert sind. Ungefähr eine Million Menschen werden hingegen mit Trinkwasser aus Grundwasserfassungen versorgt, die unzureichend geschützt sind. Für einige dieser Grundwasserfassungen wurden nach wie vor keine Schutzzonen ausgeschieden.
Der Trinkwasserverbrauch wird jährlich vom Fachverband für Wasser, Gas und Wärme (SVGW) erhoben (Wasserstatistik).
Herausforderungen bei der Umsetzung des Grundwasserschutzes
Mit Unterstützung des BAFU setzen die Kantone den Grundwasserschutz um. Diese sind mit diversen Herausforderungen konfrontiert.
- Die Schweiz ist dicht bebaut und die Flächen werden intensiv genutzt. Insbesondere in den Grundwasserschutzzonen führt dies zu Konflikten – zwischen der Trinkwasserversorgung und beispielsweise der Siedlungsentwicklung oder der Landwirtschaft. Solche Nutzungskonflikte müssen zur Sicherung der Trinkwasserqualität gelöst werden. Oft bedeutet dies, dass Anlagen aus Schutzzonen beseitigt oder saniert und Nutzungen eingeschränkt werden müssen.
- Vielen Menschen fehlen Kenntnisse darüber, wo sich Grundwasser befindet und wie wichtig es für die Trinkwasserversorgung ist. Dies führt dazu, dass Massnahmen und Kosten zum Schutz des Grundwassers wiederholt auf wenig Verständnis stossen. Insbesondere bei Bauprojekten muss frühzeitig auf den Grundwasserschutz geachtet werden.
- Das Grundwasser-System ist komplex und im Untergrund versteckt. Zudem wirken zahlreiche sich verändernde Faktoren wie beispielsweise Niederschlag, Schneeschmelze oder Temperatur auf das Grundwasser ein. Um die nötigen Grundwasserschutzzonen, -areale und Zuströmbereiche festzulegen, sind umfangreiche und kostenintensive Datenerhebungen und -auswertungen der Daten erforderlich.

