29.9.2025 – Der Bericht «Europe’s Environment 2025» zeigt, dass Europa trotz Fortschritten weiterhin zentralen Herausforderungen wie Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Ressourcenübernutzung gegenübersteht. Die Entwicklung in der Schweiz ist ähnlich: Zwar hat sich die Qualität der Luft und der Zustand des Waldes verbessert, doch liegt der Umweltfussabdruck pro Person nach wie vor deutlich über der ökologischen Belastbarkeitsgrenze.

Alle fünf Jahre veröffentlicht die Europäische Umweltagentur (EUA) ihren richtungsweisenden Umweltbericht «Europe’s Environment». Hierzu erfasst und analysiert sie Daten zum Zustand der Umwelt in Europa. Sie sorgt dafür, dass diese Daten gemeinsame Kriterien erfüllen und dadurch vergleichbar sind. In der Ausgabe 2025 wird im Hauptbericht eine integrierte Analyse von Umwelt und Klima angestellt, welche die grössten Herausforderungen und die Optionen für die ökologische Wende bis 2050 untersucht. Im Teil «Country Profiles» werden die einzelnen Länder, u. a. die Schweiz, bewertet sowie die Trends und Perspektiven von 35 umwelt- und klimarelevanten Themen untersucht.
Die Schweiz ist seit 2006 Vollmitglied der EUA und des Europäischen Umweltinformations- und Umweltbeobachtungsnetzes (Eionet). So profitiert sie von den Erkenntnissen und Beurteilungen der EUA und stellt eigene Daten zur Verfügung, die in die Analysen und Veröffentlichungen der Agentur einfliessen.
Die Umwelt in Europa 2025
Der Bericht «Europe’s Environment 2025» analysiert die Daten von 38 Ländern zu den zentralen Herausforderungen im Umweltbereich: Klima, Biodiversität, Luft-, Wasser-und Bodenqualität sowie den Druck, den Schlüsselsektoren wie Energie, Mobilität, Landwirtschaft, Wohnen, Produktion und Konsum ausüben.
Trotz Fortschritten ist Europa nach wie vor mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. In den Land-, Meeres- und sonstigen aquatischen Ökosystemen nimmt die Artenvielfalt weiter ab. Die natürlichen Lebensgrundlagen stehen unter grossem Nutzungsdruck, und der Klimawandel schreitet schneller voran als in allen anderen Weltregionen. Im Zehnjahresvergleich haben Wälder und Böden rund 30 Prozent weniger Kohlenstoff aufgenommen, was die Dringlichkeit von Anpassungen in unseren Gesellschaften und Volkswirtschaften noch erhöht.
Die wichtigste Herausforderung der kommenden Jahre ist der fundamentale Umbau unserer Produktions- und Konsumsysteme, um den Wohlstand und das Wohlbefinden der Bevölkerung innerhalb der ökologischen Belastungsgrenzen der Erde sicherzustellen.
Die Umwelt in der Schweiz 2025
Wie das übrige Europa ist auch die Schweiz einem grossem ökologischem Druck ausgesetzt. Zwar hat die Umweltpolitik Fortschritte ermöglicht: Seit 2000 verbesserte sich die Luftqualität, die Artenvielfalt in den Wäldern nahm zu und der Umweltfussabdruck pro Person gleichzeitig um 33 Prozent ab.
Doch das genügt bei Weitem nicht: Die Umweltauswirkungen der Schweiz liegen immer noch über den planetaren Belastbarkeitsgrenzen. Dabei stellen Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Übernutzung der natürlichen Ressourcen die grössten Herausforderungen dar. Über zwei Drittel der durch die Schweizer Endnachfrage verursachten Gesamtumweltbelastung fallen im Ausland an.
Um diese Herausforderungen zu meistern, hat die Schweiz mit dem CO2-Gesetz und dem revidierten Umweltschutzgesetz ihren Rechtsrahmen verstärkt und gezielte sektorale Strategien eingeführt. Namentlich setzt sie konkrete Massnahmen um wie den Aktionsplan gegen die Lebensmittelverschwendung, das Veloweggesetz und die Schweizer Empfehlung für eine gesunde und ressourcenschonende Ernährung .
Der nachhaltige Umbau der Wirtschaft beruht auch auf Projekten, die das Reparieren, Wiederverwenden, Teilen sowie ressourcenschonenende Lebens- und Arbeitsweisen fördern.
Anhand verschiedener Indikatoren misst dieser Fussabdruck alle Umweltauswirkungen im In- und Ausland, die durch die Endnachfrage in der Schweiz entstehen; dabei werden die für die Herstellung von Konsumgütern benötigten Rohstoffe und Energie sowie die in Anspruch genommenen Land- und Wasserressourcen für Wohnraum, Verkehr, Futter- und Lebensmittel einbezogen.
Zwar ist der Gesamtumwelt-Fussabdruck zwischen 2000 und 2022 um 33 Prozent zurückgegangen, doch überschreitet er die Schwellenwerte einer nachhaltigen Ressourcennutzung um fast das Dreifache. Die Eckwerte der zugrundeliegenden Berechnung orientieren sich an den planetaren Belastbarkeitsgrenzen, den Zielen der Schweizer Umweltpolitik und einer Hochrechnung des Schweizer Konsums auf die Weltbevölkerung.
Die bisherige Abnahme der Gesamtumweltbelastung ermöglicht es nicht, bis 2030 den Schwellenwert und somit das Ziel einer nachhaltigen Ressourcennutzung laut Agenda 2030 zu erreichen. Zudem decken die geleisteten Anstrengungen nicht alle Umweltbereiche ab. Daher müssen die erzielten Fortschritte relativiert werden.
Unterwegs zu einer resilienteren Kreislaufwirtschaft
Zwischen 2000 und 2022 hat der Anteil recycelter Materialien am Gesamtmaterialeinsatz um über 60 Prozent von 8,3 auf 13,5 Prozent zugenommen. Nach einem stetigen Anstieg bis 2018 verharrt dieser Wert zwischen 13 und 14 Prozent.
Dies erklärt sich namentlich durch Marktfaktoren wie attraktivere Preise für Primärrohstoffe und eine noch bescheidene Nachfrage nach recycelten Rohstoffen. Auch bei optimaler Rücklaufquote könnten recycelte Materialien aktuell höchstens rund einen Fünftel des Bedarfs abdecken.
Dies zeigt, wie wichtig ergänzende Ansätze sind, um die Kreislaufwirtschaft zu stärken, namentlich eine effizientere Ressourcennutzung, energieeffiziente Technologien, nachhaltige Nutzungsmodelle wie Vermieten und Teilen sowie das Ökodesign, um die Lebensdauer der Produkte zu verlängern.
Einen wichtigen Fortschritt erzielte die Schweiz 2024 mit der Stärkung des Umweltschutzgesetzes: Durch seine Anpassung erhält die Kreislaufwirtschaft eine eindeutige rechtliche Grundlage. Wie im übrigen Europa sind weitere Anstrengungen erforderlich, doch stellt diese Gesetzesrevision einen konkreten Hebel dar, um den Übergang zu einer resilienteren Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen.
Weniger Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die Gesundheit
Die Luftqualität der Schweiz wurde in den letzten Jahrzehnten dank einer wirksamen Politik zur Emissionsminderung stetig besser. Seit 2005 hat sich die Belastung der Luft mit Feinstaub (PM2.5) halbiert, obwohl es aufgrund der Wetterbedingungen von Jahr zu Jahr immer noch Schwankungen gibt. Die Schweiz hat die Reduktionsziele des Göteborg-Protokolls in den Jahren 2020 und danach erreicht. Ihre gesetzlichen Immissionsgrenzwerte stehen im Einklang mit den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 2005 und werden heute mit Ausnahme von Ozon weitgehend eingehalten.
Dies hat zu einer Abnahme der vorzeitigen Todesfälle durch Feinstaubbelastung um 60 Prozent seit 2005 geführt. Eine vom BAFU in Auftrag gegebene Studie zeigt: Die Übernahme der WHO-Empfehlungen von 2021 würde die öffentliche Gesundheit messbar stärken.
Zwar hat sich die Schweiz Zielwerte für die Verminderung der Schadstoffemissionen gesetzt, doch liegt für die Senkung der durch Luftverschmutzung verursachten vorzeitigen Todesfälle bislang kein national gültiges Ziel vor.
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Letzte Änderung 29.09.2025