Projekt Extremhochwasser Schweiz (EXCH)
Hochwasser ist die Naturgefahr, die in der Schweiz die höchsten Schäden verursacht. Vier von fünf Gemeinden waren in den letzten 40 Jahren von Überschwemmungen betroffen. Nach dem Projekt «Extremhochwasser an der Aare» (EXAR) haben das Bundesamt für Umwelt (BAFU) und das Bundesamt für Energie (BFE) deshalb gemeinsam in einem daran anschliessenden Projekt «Extremhochwasser in der Schweiz» (EXCH) die Analyse auf alle grossen Einzugsgebiete der Schweiz ausgeweitet. Im November 2025 wurden die Ergebnisse für die grossen Einzugsgebiete veröffentlicht. Damit verfügen die Behörden über fundierte Grundlagen, um kritische Infrastrukturen besser vor Extremhochwasser zu schützen.
Was ist der Hintergrund des Projekts EXCH?
Das Projekt EXAR (Kurzform für «Extremhochwasser an der Aare»), befasste sich mit der Erstellung einheitlicher Grundlagen für die Beurteilung der Hochwassergefährdung wichtiger Bauten, Anlagen und Infrastrukturen im Einzugsgebiet der Aare. Für die Sicherheit der Bevölkerung, ihrer Sachwerte und des Wirtschaftsstandorts Schweiz spielt der Hochwasserschutz an der Aare eine Schlüsselrolle.
Seit mehr als 150 Jahren betreibt der Bund dafür meteorologische und hydrologische Messnetze.
Ziel von EXAR war es, die Risiken extremer, d.h. seltenen bis sehr seltener Hochwasserereignisse für kritische Infrastrukturen wie Kernkraftwerke und Stauwehre neu zu beurteilen und die Grundlagen für den Hochwasserschutz zu verbessern. Wenn hier von (sehr) seltenen Ereignissen die Rede ist, dann sind damit Ereignisse gemeint, die höchstens alle 10'000 bis 100’000 Jahre auftreten.
Gefahrengrundlagen für Extremhochwasser (EXAR)
Dort knüpft das Projekt «Extremhochwasser Schweiz» (EXCH) an. Es beinhaltet Simulationen und Analysen von extremen Hochwasserereignissen im Einzugsgebiet von Rhein, Aare, Rhone, Inn, Tessin und Doubs, wie sie im Schnitt alle 10’000 Jahre oder seltener auftreten können.
Was ist das Ziel des Projekts EXCH?
Das Projekt EXCH bietet Grundlagen für die Abschätzung extremer Hochwasser für die ganze Schweiz. Untersucht wurden die Einzugsgebiete von Rhein, Aare, Rhone, Inn, Tessin und Doubs.
Anhand von meteorologischen und hydrologischen Messreihen wurden für jedes Einzugsgebiet und seine Teileinzugsgebiete lange kontinuierliche Simulationen von Niederschlag, Temperatur und Abfluss abgeleitet.
Das Resultat sind simulierte Abflusszeitreihen und darauf basierende Abflussstatistiken. Auf dieser Basis wurden Extremwertstatistiken bis zu Wiederkehrperioden von 10’000 Jahren und mehr erstellt.
Diese Ergebnisse dienen als Grundlage für die Überprüfung des Hochwasserschutzes und für die Überprüfung der Sicherheit kritischer Infrastrukturen.
Kurz gesagt, EXCH trägt dazu bei, dass die Schweiz besser auf extreme Hochwasserereignisse vorbereitet ist und Schäden durch solche Ereignisse minimiert werden können.
Was beinhaltet das Projekt EXCH?
Der Bericht «Extremhochwasser Schweiz» (EXCH) wurde am 18. November 2025 veröffentlicht. Er ist nur auf Englisch verfügbar:
Das Projekt ist in vier Module unterteilt:
1. Modul «Grosse Einzugsgebiete»: Dieses Modul basiert auf den für das Projekt EXAR entwickelten Methoden. Diese Methoden wurden aktualisiert und an die neuen Einzugsgebiete angepasst. Insgesamt wurden hydrometeorologische Grundlagen für 36 hydrometeorologische Stationen des BAFU und 24 Stauanlagen (Staudämme) in der ganzen Schweiz mit einem Einzugsgebiet von mehr als 1’000 km2 erstellt. Mit den Ergebnissen können auch die bestehenden Hochwasserstatistiken überprüft und auf längere Wiederkehrperioden ausgedehnt werden.
2. Modul «Kleine Einzugsgebiete»: Dieses Modul betrifft hauptsächlich die vom BFE überwachten Stauanlagen mit Einzugsgebieten zwischen 1’000 km2 und 10 km2, teilweise sogar 5 km2. Es handelt sich um ein Entwicklungs- und Forschungsmodul, in dessen Rahmen neue Methoden zur Erstellung der erforderlichen hydrometeorologischen Grundlagen entwickelt wurden. Die Ergebnisse ermöglichen es ausserdem, Annahmen zur Sicherheit dieser Stauanlagen bei Hochwasser zu überprüfen und deren «Bemessungshochwasser» (1000-jährliches Hochwasser (HQ1000)) und «Sicherheitshochwasser» (1.5 mal HQ1000 oder mehr) zu überprüfen.
3. Modul «Sensitivitätsanalyse»: In diesem Modul wurden die Plausibilität und Robustheit der Ergebnisse bewertet. Die Auswirkungen der Unsicherheiten der Wetter-Szenarien und der Wahl des hydrologischen Modells auf die Hochwasserhydrologie wurden untersucht.
4. Modul «Reforecasts»: Dieses Forschungsmodul basiert auf einem anderen methodischen Ansatz, um unabhängige hydrometeorologische Statistiken zu erstellen und so die Robustheit der Ergebnisse für die anderen Module sicherzustellen.
Welche Bundesstellen arbeiteten für das Projekt EXCH zusammen?
Für das Projekt EXCH arbeiteten das BAFU (Abteilungen Hydrologie und Gefahrenprävention) und das BFE (zuständig für die Regulierung und Sicherheit von Stauanlagen) zusammen. Die Projekt-Module «Grosse Einzugsgebiete», «Sensitivitätsanalyse» und «Reforecasts» wurden vom BAFU geleitet. Das Modul «Kleine Einzugsgebiete» wurde vom BFE geleitet. MeteoSchweiz war als Fachstelle für Meteorologie an diesem Projekt beteiligt. Hauptauftragnehmer für diese Arbeit war das Geografische Institut der Universität Zürich.
Wie wird das Projekt EXCH umgesetzt?
Die Umsetzung war nicht Teil des Projekts; sie wird anhand der Ergebnisse dieses Projekts von den zuständigen Behörden auf Bundes- und Kantonsebene sowie von den Betreibern der Infrastrukturen durchgeführt.
