Anlegerinnen und Anleger können heute unter einer Vielzahl von nachhaltigen Anlageprodukten auswählen. Wichtig ist, dass sie selbst aktiv werden, die Angebote kritisch prüfen und dazu die relevanten Fragen stellen.
Text: Britta Rendlen, Leiterin der Abteilung Sustainable Finance beim WWF Schweiz. Davor leitete sie bei Swiss Re die Abteilung «Sustainability and Political Risks».

Wer kennt die im Alltag anfallenden Entscheide nicht? Zum Beispiel: Was ist gesünder für mich und meine Familie und besser für unseren Planeten? Ein Bio-Apfel aus Südafrika oder ein lokaler, aber konventionell angebauter Apfel? Der Dschungel der Möglichkeiten ist verwirrend. Gleichzeitig ist es ermutigend, dass bei Konsumgütern zunehmend Transparenz besteht, sodass wir durch unsere Kaufentscheide das zukünftige Produktangebot mitbeeinflussen können.
Nachhaltigkeit nachfragen
Doch wie steht es mit unseren Kaufentscheiden bei Bank- und Vorsorgeprodukten? Haben wir Kenntnis darüber, wie der ökologische und soziale Fussabdruck unseres Anlageportfolios aussieht? Wenn wir zum Beispiel im Swiss Market Index (SMI) investiert sind, machen Konsumgüterhersteller einen besonders grossen Anteil an unserem Portfolio aus. Hier kann sich der Anleger die Frage stellen: Wie gehen diese Firmen mit den natürlichen Ressourcen um, die unsere Erde zur Verfügung stellt? Entsprechen sie meiner Idee von zukunftsfähigen Unternehmungen, die aktiv darum bemüht sind, den Planeten so zu erhalten, dass auch künftige Generationen ein friedliches und intaktes Zuhause auf ihm finden? Es lohnt sich also, bei unseren privaten Geldanlagen, egal ob beim freien Sparkapital oder in der privaten und beruflichen Vorsorge, im Rahmen der Anlageselektion neben Risiko- und Renditekriterien auch ökologische Aspekte zu beachten. Wir können unser Finanzinstitut fragen, wie es vorgeht, um unseren Ansprüchen als Kunden gerecht zu werden:
- Wie werden im Anlageprozess meine Werte und Vorstellungen bezüglich Themen wie Soziales oder Umwelt berücksichtigt?
- Welche Anreiz- und Gouvernanzsysteme bestehen, die bei den verantwortlichen Anlageexperten langfristiges und nachhaltiges Denken ermutigen?
- Welche Spar-, Anlage- und Vor-sorgeprodukte werden angeboten, deren sozialer und ökologischer Mehrwert bestimmt wurde? Wie wurde dabei vorgegangen? Kommen Ausschlusskriterien zur Anwendung oder Überlegungen zu Risiken und Opportunitäten bezüglich Megatrends wie etwa der Klimawandel?
Als Orientierungshilfe wird der WWF, analog zur Pensionskassenstudie von 2015/16, im Sommer 2017 die grössten Retail-Banken der Schweiz im Hinblick auf ihre Produktangebote kritisch durchleuchten.
Weiterführende Informationen
Letzte Änderung 31.05.2017