Waldfläche, Vorrat und Laubholz nehmen zu – grosse regionale Unterschiede

Bern, 09.11.2007 - Die Fläche des Schweizer Waldes nimmt im Alpenraum stetig zu. Der Holzvorrat hat gesamthaft nur leicht zugenommen, im Mittelland sogar abgenommen. Zudem wächst mehr Laubholz. Dies zeigen erste Ergebnisse des dritten Landesforstinventars (LFI3), welches vom Bundesamt für Umwelt BAFU und der eidg. Forschungsanstalt WSL erarbeitet wurde.

Zum dritten Mal seit 1983 haben das Bundesamt für Umwelt BAFU und die Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL die Kennzahlen des Schweizer Waldes erhoben. Das dritte Landesforstinventar (LFI 3, siehe Kasten 1) wird 2010 abgeschlossen. Erste provisorische Auswertungen (siehe Beilage «wissenschaftliche Fakten WSL») zeichnen folgendes Bild vom Schweizer Wald:

Alpen und Alpensüdseite: Wald nimmt markant zu

Der Schweizer Wald bedeckt heute eine Fläche von 1,27 Millionen Hektaren (31% der Landesfläche). Im Vergleich zum zweiten Landesforstinventar (LFI2, 1993 - 1995) hat der Wald innert 11 Jahren gesamtschweizerisch um 4,9 Prozent zugenommen. Im Jura und im Mittelland hat sich die Waldfläche seit dem LFI2 nicht signifikant verändert. In den Voralpen hat sie um rund 2 Prozent und in den Alpen und auf der Alpensüdseite um je rund 9 Prozent zugenommen (siehe Karte). Der Grund für die deutliche Zunahme der Waldfläche liegt darin, dass sich der Wald nicht mehr genutzte Alpflächen zurückerobert.

Holzvorrat steigt leicht

Der Gesamtvorrat aller lebenden und toten Bäume beträgt gemäss LFI 3 rund 420 Millionen Kubikmeter. Dies entspricht einer leichten Zunahme in den letzten 11 Jahren von 3 Prozent. Der Vorrat pro Hektare Waldfläche hat sich hingegen nicht verändert, was massgeblich mit der Zunahme der Waldfläche und der Nutzung sowie der Mortalität zusammenhängt. Der Laubholzvorrat hat in allen Regionen zugenommen, im Durchschnitt der Schweiz um rund 10 Prozent. Bei Nadelholz ist dagegen eine leichte Abnahme zu verzeichnen; gesamtschweizerisch ist der Nadelholzanteil von 71 auf 69 Prozent gesunken.

Grosse regionale Unterschiede

Regional sind grosse Unterschiede auszumachen: Während der Holzvorrat der Alpensüdseite um fast 20 Prozent zunahm, hat er im Mittelland um rund 7 Prozent abgenommen. Betrachtet man den Vorrat der Fichte, so zeigt sich im gut erschlossenen Mittelland eine Vorratsabnahme von 22 Prozent im Verlaufe der letzten 11 Jahre. Dies ist teils auch als Folge des Sturms Lothar im Jahr 1999 und des Hitzesommers 2003.

Jährlicher Holzzuwachs leicht rückläufig

Der Zuwachs beträgt laut LFI3 jährlich 9,5 Millionen Kubikmeter Holz. Im Vergleich zur Periode zwischen dem LFI 1 und LFI 2 hat der Zuwachs, je nach Region, um 4 bis 8 Prozent abgenommen. Gleichzeitig haben aber Nutzung und Mortalität deutlich zugenommen und erreichten 8,6 Millionen Kubikmeter. Dies ist ebenfalls eine Folge des Sturmes Lothar, aber auch einer verstärkten Holznutzung.

 

KASTEN 1
Bedeutung der LFI3-Resultate für die Wald- und Holzpolitik

Das LFI3 bestätigt die bekannten Trends (Waldflächenzunahme im Alpenraum, hohe Vorräte in den Wäldern der Voralpen und Alpen) und zeigt neue Entwicklungen im Schweizer Wald (z.B. Verschiebung von Nadel- zu Laubholz). Diese Entwicklungen werden Einfluss haben für die Schweizer Holzindustrie. In den letzten Jahren wurden vor allem neue Verarbeitungskapazitäten für Nadelholz aufgebaut. Weitere sind noch geplant.

Der Bundesrat begegnet diesen Entwicklungen mit einer Teilrevision des Waldgesetzes. Darin werden neue Instrumente für den Umgang mit der zunehmenden Waldfläche sowie für die Anrechnung von CO2-Senken für die Waldeigentümer vorgeschlagen. Bezüglich der neuen Trends im Holzbereich erarbeitet das Bundesamt für Umwelt Grundlagen für eine nachhaltige Bereitsstellung von Holz und seine effiziente Verwertung. Diese sollen nächstes Jahr mit den relevanten Partnern in der Schweiz diskutiert werden.

CO2-Senkenleistung des Waldes

Die Zuwachs- und Vorratszahlen des LFI3 geben neue Hinweise auf die CO2-Senkenleistung des Waldes seit Mitte der neunziger Jahre. Der Wald nimmt beim Wachstum CO2 aus der Atmosphäre auf. Dies kann im Rahmen des Kyoto-Protokolls als Kompensation für CO2-Emissionen angerechnet werden. In den Jahren zwischen LFI 2 und LFI 3 lag die durchschnittliche Senkenleistung bei einer Grössenordnung von knapp 1 Mio t CO2. pro Jahr. Die während der Kyoto-Periode (2008 bis 2012) tatsächlich anfallende Senkenleistung des Schweizer Waldes ist von der Holznutzung und allfälligen Waldschäden in dieser Periode abhängig.

 

KASTEN 2
Das Landesforstinventar

Das Landesforstinventar (LFI) ist ein Projekt im Auftrag des Bundesrates, das gemeinsam vom Bundesamt für Umwelt BAFU und der Eidg. Forschungsanstalt WSL umgesetzt wird. Die WSL ist verantwortlich für Planung, Datenerhebung, Analyse und wissenschaftliche Interpretation, das BAFU für die waldpolitische Umsetzung.

Nach einer ersten Inventur in den Jahren 1983-85 (LFI1) und einer Folgeerhebung in den Jahren 1993-95 (LFI2) stehen die Erhebungen zum LFI3 (2004-2007) gegenwärtig vor dem Abschluss. Bis zum Erscheinen des umfassenden Ergebnisberichtes im Jahre 2010 werden vorgängig die wichtigsten Ergebnisse laufend publiziert.


Adresse für Rückfragen

Andreas Götz, Vizedirektor BAFU, 031 322 82 95
Peter Brassel, Leiter Landressourcen-Beurteilung WSL, 044 739 22 38



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