Kehrt der Fischotter definitiv zurück?

Bern, 16.10.2017 - Neue Nachweise von jungen Fischottern bei Bern und die erste Beobachtung eines Einzeltieres im Engadin sind Hinweise darauf, dass sich der Fischotter in der Schweiz wieder etablieren könnte. Mit der Bildung einer nationalen Fischottergruppe wollen Bund und Kantone den Herausforderungen, die eine Rückkehr des Wildtieres mit sich bringt, begegnen. Dies gaben das Bundesamt für Umwelt (BAFU) sowie die Kantone Bern und Graubünden am 16. Oktober 2017 bekannt.

An der Aare zwischen Thun und Bern erfassten Fotofallen in den letzten Monaten regelmässig zwei Fischotterweibchen mit Jungtieren. Es handelt sich dabei um den vierten bestätigten Nachwuchs von wildlebenden Ottern in der Region Bern. Zudem wurde am Inn bei Samedan erstmals seit über 70 Jahren ein Fischotter mit einer Fotofalle nachgewiesen.

Nach konsequenter Verfolgung als Fischräuber und aufgrund von Lebensraumverlust und Gewässerverschmutzung starb der Fischotter Ende des letzten Jahrhunderts in der Schweiz aus. In den vergangenen Jahren tauchte er in den Kantonen Graubünden, Wallis, Tessin, Genf und Bern vereinzelt wieder auf. Beim zweiten schweizweiten Monitoring, welches Pro Lutra im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) 2016 durchgeführt hat, konnten die Nachweise an der Aare, am Hinterrhein, sowie am Ticino bestätigt werden. Es war nicht in allen Fällen klar, ob es sich dabei um eingewanderte oder entwichene Tiere handelte. Heute kann aber aufgrund von sich ausbreitenden Populationen in unseren Nachbarländern Österreich und Frankreich davon ausgegangen werden, dass Fischotter auf natürliche Weise in die Schweiz einwandern und sich bei uns fortpflanzen.

Erwachsene Fischotter leben als Einzelgänger in bis zu 40 km grossen Streifgebieten entlang von Gewässern. Auf der Suche nach neuen Territorien können sie aber noch weitere Distanzen zurücklegen. Fischotter ernähren sich einerseits von Fischen, andererseits aber auch von anderen Beutetieren wie Amphibien, Krebsen, Vögeln, Reptilien und kleinen Säugetieren. Dennoch kann es zu Interessens­konflikten mit der Angelfischerei und insbesondere mit Fischzuchtanlagen kommen. Ebenfalls können gefährdete Fischarten und Krebse zusätzlich unter Druck geraten. Um die Voraussetzungen für ein Nebeneinander von Fischotter und Mensch in der Schweiz zu schaffen, mögliche Konflikte früh zu erkennen und präventiv einzugreifen, bilden Bund und Kantone in den kommenden Monaten eine Koordinationsgruppe zum Fischotter.


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