Lärm ist allgegenwärtig und wirkt auf Körper und Psyche. Ob Verkehr, Baustellen oder Industrie – anhaltende Lärmbelastungen beeinträchtigen die Gesundheit und das Wohlbefinden, mindern die Standortattraktivität und schränken die Lebensqualität spürbar ein. Dabei fallen auch Kosten an, die nicht die Verursacher tragen, sondern die gesamte Gesellschaft.
Die Evolution hat den Menschen so geprägt, dass er Geräusche aus der Umwelt als Hinweis auf mögliche Gefahrenquellen wahrnimmt. In der Folge wird das autonome Nervensystem aktiviert: Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol werden ausgeschüttet, Herzschlag und Blutdruck erhöhen sich. Der Organismus macht sich bereit, um mit dieser potentiellen Gefahr umzugehen, sei es durch Flucht oder durch Kampf. Unser Körper reagiert auch heute noch auf genau dieselbe Weise. Solche Stressreaktionen können subtil sein, etwa ein Zusammenzucken, weil man durch Lärm erschrickt, oder eine geringfügige Erhöhung der Herzrate oder des Blutdrucks. Die Reaktion erfolgt auch im Schlaf, teils ohne dass wir uns dessen bewusst werden. Lärmereignisse werden dann zur Gefahr für die Gesundheit, wenn sie häufig und über viele Lebensjahre auftreten.
Lärm hat auch wirtschaftliche Auswirkungen: Einerseits erzeugt er Kosten für die Behandlungen und Medikamente von betroffenen Menschen. Andererseits vermindert er den Wert oder den Ertrag von Liegenschaften, weil weniger bezahlt wird für Wohnungen und Häuser an lärmbelasteten Lagen.
Gesundheitliche Auswirkungen
Chronischer Lärm kann Schlafstörungen und Stress auslösen und somit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinfarkt, Bluthochdruck und Stoffwechselkrankheiten wie z.B. Diabetes erhöhen. Diese Krankheiten verursachen auch vorzeitige Todesfälle. In der Schweiz sind es etwa 500 im Jahr, die statistisch auf Verkehrslärm zurückgehen. Die Menschen leiden auch unter der blossen Belästigung durch Lärm.
Unser Gehör ist ein immer offenes Sinnesorgan das im Schlaf ähnlich wie eine Alarmanlage funktioniert. Bereits nächtlicher Lärm ab 40 bis 50 Dezibel (gemessen and der Aussenfassade von Gebäuden) kann den Schlaf beeinträchtigen. Die Folgen sind Aufwachreaktionen, Schläfrigkeit und verminderte Konzentrations- und Leistungsfähigkeit am nächsten Tag. Besonders betroffen sind Kinder, Kranke und Schichtarbeitende, die auch tagsüber schlafen müssen, wenn der Umweltlärm viel lauter ist als in der Nacht.
Wie stark Menschen auf Lärm reagieren, ist sehr unterschiedlich. Faktoren wie genetische Veranlagung, persönliche Einstellung, Tageszeit oder der allgemeine Gesundheitszustand beeinflussen die individuelle Empfindlichkeit.
Lärm beeinträchtigt die Gesundheit nicht nur durch körperliche Symptome, sondern auch durch gestörtes Wohlbefinden. Die WHO definiert Gesundheit als Zustand völligen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlergehens und hat in ihren "Environmental Noise Guidelines for the European Region" Richtwerte festgelegt, ab denen Lärm als gesundheitsschädlich gelten kann.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Lärmbedingte Gesundheitskosten und Wertverluste von Immobilien belasten die Volkswirtschaft erheblich. In der Schweiz beliefen sich die externen Kosten durch Verkehrslärm allein im Jahr 2021 auf etwa 2.9 Milliarden Franken. Dies umfasst sowohl Gesundheitskosten für Behandlungen und Medikamente als auch den Wertverlust lärmbelasteter Liegenschaften, was die Attraktivität ganzer Wohngebiete langfristig senkt. Die wirtschaftlichen Auswirkungen entstehen bereits bei Lärmbelastungen unter den Grenzwerten.
Rund 1,6 Milliarden Franken (55 % der externen Lärmkosten) entfielen 2021 auf Gesundheitskosten durch Lärmbelastungen. Zu diesen Kosten zählen v.a. Behandlungskosten und Produktionsausfälle.
Lärmbelastung mindert die Attraktivität von Wohngebieten und führt damit zu Wertverlusten von Liegenschaften. Der Vergleich der Mietpreise von ähnlichen Wohnungen an lauten und an ruhigen Orten erlaubt es, die lärmbedingten Minderwerte zu berechnen. 2021 entfielen 1.3 Milliarden Franken (45 %) der externen Lärmkosten auf Wertverluste von Immobilien.
Studien der ZKB zeigen, dass sich die Art des Verkehrslärms und das Eigentumsverhältnis unterschiedlich auf den Wert der Liegenschaften auswirkt.
Mietliegenschaften | Stockwerkeigentum | |
---|---|---|
Strassenverkehrslärm | -0.19% | -0.59% |
Eisenbahnlärm | -0.26% | -0.47% |
Fluglärm | -0.11% | Nicht erhoben |
Gesetzlicher Schutz vor Lärm
Das Umweltschutzgesetz und die Lärmschutz-Verordnung (LSV) sollen die Bevölkerung vor schädlichem oder lästigem Lärm schützen. Der Bund hat dazu Grenzwerte für verschiedene Lärmarten definiert, welche festlegen, ab welcher Lärmbelastung Anwohnerinnen und Anwohner in ihrem Wohlbefinden erheblich gestört werden.
Letzte Änderung 19.10.2023