21.03.2018 - Der Wald und seine Bedeutung für nachhaltige Städte sind das Thema des internationalen Tag des Waldes am 21. März 2018. Denn urbane Wälder und städtische Grünräume tragen massgeblich zu einer guten Lebensqualität bei und leisten einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit in Städten. Hoher Siedlungsdruck und zunehmend negative Klimaeinflüsse setzen den städtischen Grünräumen jedoch zu.
Stadtwälder, Pärke und Grünflächen sind die grünen «Lungen» der Städte. Sie bieten jedoch wesentlich mehr als ein grünes Stadtbild und Raum für Erholung.
Urbane Grünflächen sind multifunktional
Urbane Wälder, Stadtbäume und weitere Grünflächen wie Pärke, Plätze, Hecken und Wiesen tragen massgeblich zur Lebensqualität in Siedlungsräumen bei, denn sie befriedigen vielseitige Bedürfnisse der Bevölkerung. Die verschiedenen Leistungen der urbanen Grünräume werden Ökosystemleistungen genannt und umfassen ökologische, ökonomische wie auch kulturelle Werte: Die Grünräume in den Städten verbessern die Luftqualität, regulieren die Temperatur, sorgen im Sommer für angenehme Kühle und Schatten, filtern Schadstoffe aus der Luft und speichern CO2 und Regenwasser. Grünflächen in der Stadt bieten Raum für pflanzliche Vielfalt und sind zudem wichtige Lebensräume für Tiere. Die Grünräume sind überaus wichtig und beliebt für die aktive und passive Erholung der Stadtbevölkerung und können immer stärker ein wichtiges Argument für die Standortwahl sein.
Marjo Kunnala, Studentin HAFL
«Urbane Lebensräume werden durch natürliche Ökosystemleistungen aufgewertet und gewinnen immer mehr an Bedeutung. Sie werden als selbstverständlicher Grundpfeiler in der gesellschaftlichen Planung betrachtet.»
Eine weitere bedeutende Leistung ist die Holznutzung in den Stadtwäldern, die die nachhaltige Waldbewirtschaftung und somit die zukünftige Waldentwicklung gewährleistet. Sie kommt auch der Sicherheit der Erholungssuchenden zu Gute. Wird das geerntete Holz zudem in städtischen Gebäuden verbaut, können zusätzlich Beiträge zur regionalen Nachhaltigkeit geleistet werden, denn Bauholz und Holzprodukte sind aus einem nachhaltigen Rohstoff gefertigt, speichern langfristig CO2 und können energieintensive Materialien wie Zement ersetzen. Holz wird immer häufiger auch als Brennstoff für die Energieversorgung der Siedlungsräume eingesetzt und ersetzt damit fossile Brennstoffe.
Frédéric Schneider, Kreisförster Kanton Freiburg
«Heute formt der Stadtmensch den Wald nach seinem Bild. In Zukunft aber dürfte der Wald dem Menschen den Weg zu mehr Natürlichkeit weisen.»
Alleen haben eine lange Geschichte in der Stadtplanung. Sie dienen der Verkehrsführung, der Wiedererkennbarkeit durch die Baumartenwahl und tragen zu einem schönen und grüneren Stadtbild bei. Wurden Alleen früher eher herrschaftlich und nur mit einer Baumart geplant, gehen heute die planerischen Ansätze hin zu gemischten Alleen mit grösserer Baumartenvielfalt, um den Artenreichtum zu erhöhen und besser auf die knappen Platzverhältnisse und das Wasserressourcenmanagement reagieren zu können.
Fragiles Gleichgewicht
Grünräume sind zahlreichen Einflüssen mit ganz unterschiedlichen Wirkungen ausgesetzt. Unter Druck geraten Grünräume beispielsweise durch den knapper werdenden Raum in urbanen Gebieten und durch zu grosse Schadstoffbelastungen. Besonders älteren Bäumen macht diese Entwicklung zu schaffen. So erreichen Stadtbäume auch ein geringeres Alter als Bäume in Wäldern oder in ländlichen Gebieten. Besonders betroffen sind die Strassenbäume. Sie leiden sehr stark unter Salzeinträgen, Bodenverdichtung und knappem Raum für ihre Wurzeln. In den kommenden Jahrzehnten wird der Klimawandel mit häufigeren Stürmen, Starkniederschlägen und Hitzeperioden die Stadtwälder und –bäume vermehrt unter Druck setzen.
Axel Heinrich, zhaw Wädenswil
«In Zukunft sehe ich einen Aufgabenwandel vom konservativen Erhalt hin zu einer Moderation der Grünräume.
Neu werden intakte zusammenhängende Grüninfrastrukturen zu erkennen sein.»
Die verschiedenen Leistungen der Grünräume sind eine wichtige Komponente einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Damit sie weiterhin erbracht werden können, muss einer ganzheitlichen Grünraumbewirtschaftung und dem fragilen Gleichgewicht mehr Beachtung geschenkt werden. Denn wichtig sind für die nachhaltige Entwicklung nicht nur ein starker Wirtschaftsstandort, sondern auch ausreichend grüne Räume für eine hohe Lebensqualität.
Herausforderungen für die Zukunft
Die Städte werden zunehmend dichter, womit der Platz für Grünräume unter Druck gerät. Neue und auch kreative Lösungen bei der Planung von Siedlungen und Verkehrsinfrastrukturen sowie beim Regenwassermanagement sind deshalb zu finden. Neu zu pflanzende Bäume benötigen mehr Wurzelraum, zudem ist ein Spezialsubstrat aus Kies und Humus zu verwenden.
Neue Grünflächen können an Fassaden, auf Dächern oder in Topfgärten entstehen. Auch brachliegende Flächen und Baulücken tragen auf ihre Weise zu urbaner «Wildnis» bei. Architekten und Planer werden sich vermehrt von einer «grünen Architektur» inspirieren lassen, die Pflanzen und Grünräume konzeptuell in Bauwerke integriert.
Urban Gardening, Urban Farming oder Urban Forestry sind Phänomene, die zeigen, dass sich Städter und Städterinnen an der Gestaltung und Pflege ihrer Umgebung beteiligen wollen. Hier liegt ein grosses Potenzial im partizipativen Einbezug der Bevölkerung.
Beispiel der Stadt Baden
Viele Möglichkeiten bietet auch die Waldpädagogik an den Schulen oder bei ausserschulischen Angeboten. Denn die Wertschätzung urbaner Grünräume setzt voraus, dass man diese schon frühzeitig im Leben erfahren und kennengelernt hat.
Christian Stocker, SILVIVA
«Urbane Wälder und Grünräume werden in Zukunft als Lernräume viel wichtiger werden. Immer mehr Menschen werden die vielfältigen positiven Auswirkungen vom Lernen in der Natur nutzen.»
Weiterführende Informationen
Impulse für eine klimaangepasste Schweiz
Erkenntnisse aus 50 Pilotprojekten zur Anpassung an den Klimawandel. 2023
Weitere Aktivitäten zum internationalen Tag des Waldes
Amt für Wald beider Basel: ausserschulisches Lernangebot «Voll Holz»
UNECE: International Day of Forests - Forests and Sustainable Cities
Letzte Änderung 21.03.2018