Trinkwasser aus dem Wald

Grundwasser aus bewaldeten Einzugsgebieten ist in der Regel so rein, dass es sich ohne Aufbereitung als Trinkwasser nutzen lässt. Das BAFU will die hervorragende Filterleistung des Waldes möglichst langfristig erhalten. In der Umgebung der Fassungen soll der Trinkwasserschutz deshalb Vorrang vor allen anderen Waldnutzungen erhalten. Dazu braucht es vermehrt Partnerschaften zwischen der Waldwirtschaft und den Wasserversorgungen.

In einem Laubwald kann ein Kubikmeter Boden bis zu 100 Kilometer Baumwurzeln enthalten. Dadurch entsteht ein fein verzweigtes Drainagesystem, über das versickernde Niederschläge leicht in die Tiefe gelangen. Der von den Bäumen nicht benötigte Überschuss verlagert sich anschliessend langsam ins Grundwasser.

Gute Filterfunktion

Aufgrund des Schutzstatus des Waldes und dessen natürlicher Filterfunktion, insbesondere durch bedeckte, gut durchwurzelte und mikrobiologisch aktive Waldböden, ist die Wasserqualität in der Regel hervorragend. Die Qualität und Dauerhaftigkeit der Filterung, d. h. die Rückhaltung von Schadstoffen, kann sich im Laufe der Zeit ändern. Der Rückhalt von Stickstoff beispielsweise hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem von der Bewirtschaftung der Wälder, möglichst durch einen schonenden und naturnahen Waldbau, und von den ökologischen Bedingungen. Ein Sonderfall sind die Karstregionen des Juras, wo das Sickerwasser im zerklüfteten Untergrund oft rasch abfliesst.

Kaum Fremdstoffe im Wald

Im Gegensatz zu landwirtschaftlichen Nutzflächen gibt es in Waldgebieten praktisch keinen direkten Eintrag von umweltgefährdenden Stoffen in den Boden. Der Einsatz von Düngemitteln wie Kunstdünger, Gülle, Mist, Kompost oder Klärschlamm ist entweder verboten oder stark eingeschränkt. Auch das Ausbringen von chemischen Hilfsstoffen wird nur in wenigen Ausnahmefällen erlaubt - so etwa zum Schutz von geschlagenem Holz vor dem Nutzholz-Borkenkäfer.

Quellen und Pumpwerke im Wald sind einem viel geringeren Schadstoffpotenzial ausgesetzt als Fassungen in Landwirtschaftszonen oder im Siedlungsgebiet. Die Gefahr einer diffusen Belastung des Trinkwassers ist hier denn auch deutlich kleiner.

Viele Grundwasser-Schutzzonen im Wald

Zum Schutz des Trinkwassers vor Fremdstoffen und Krankheitskeimen müssen die Wasserversorger das engere Einzugsgebiet ihrer Quellen und Pumpwerke mit Schutzzonen absichern.

Gestützt auf Daten aus 20 Kantonen befinden sich flächenmässig rund 42% aller Grundwasserschutzzonen in geschlossenen Wäldern, dies entspricht gut 9% der Schweizer Waldfläche.

Günstiges Trinkwasser aus dem Wald

Rund zwei Fünftel des geförderten Grundwassers in der Schweiz kann ohne Aufbereitung den Verbrauchern direkt zugeführt werden. Ein beträchtlicher Teil des unaufbereitet nutzbaren Wassers stammt aus Fassungen in bewaldetem Einzugsgebiet, was eine kostengünstige Wasserversorgung gewährleistet.

Waldbewirtschaftung und Grundwasserschutz

Mit einem naturnahen Waldbau kann die Waldwirtschaft einen bedeutenden Beitrag leisten, um die hochwertige Qualität des Grundwassers zu erhalten. Relevant sind in diesem Zusammenhang vor allem die Zusammensetzung der Baumarten, das Alter der Bestände, die Art der Waldpflege, die Erntemethode sowie der Umgang mit wassergefährdenden Betriebsmitteln.

Stickstoffeinträge als Herausforderung

Seit den 1950er-Jahren hat sich der Eintrag von Stickstoffverbindungen aus der Luft in den Wald fast verdreifacht. Diese Belastung führt mit der Zeit zur Auswaschung wichtiger Mineralien, was eine einseitige Nährstoffversorgung der Bäume zur Folge hat. Dadurch nimmt die Anfälligkeit gegenüber Windwurf, Trockenheit, Pflanzenkrankheiten und Schädlingen zu. Mit der Versauerung wächst auch das Risiko einer verstärkten Nitrat- und Schadstoffbelastung des Grundwassers aus bewaldeten Einzugsgebieten. Je saurer die Waldböden, desto höher sind die Konzentrationen an Aluminium, Eisen und Mangan im abfliessenden Sicker- und Oberflächenwasser.

Auswirkung erhöhter Stickstoffbelastung auf die Stabilität des Waldes (PDF, 1 MB, 08.03.2011)Institut für Angewandte Pflanzenbiologie, Schönenbuch. 2011. Im Auftrag des BAFU.

Wertvolle Zusammenarbeit

Die ersten Partnerschaften zwischen Waldbesitzenden und Wasserversorgern sind in der Schweiz entstanden. Als Informationsgrundlage konnten sie auf die Ergebnisse des schweizerisch-französischen Interregprojekts ALPEAU zurückgreifen, bei dem die Wechselwirkungen zwischen Wald und Trinkwasser untersucht wurden.

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Letzte Änderung 05.09.2023

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