Als Folge des Klimawandels ist die Temperatur vieler Seen in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen. Ein weiterer Anstieg wird erwartet. Die Erwärmung wirkt sich auf die Mischungsdynamik und damit auf den Sauerstoffgehalt in den tieferen Schichten der Seen aus. Seit 2025 werden Daten an verschiedenen Schweizer Seen für ein Langzeitmonitoring der Seewassertemperatur und anderer kontinuierlich gemessenen Parameter auf Bundes- und kantonaler Ebene erhoben.
Die Temperaturen der Seen sind in den letzten Jahren aufgrund des Klimawandels angestiegen. So erwärmte sich das Oberflächenwasser seit 1980 in den meisten Seen um etwa 0.4 °C pro Jahrzehnt. Die Erwärmung des Tiefenwassers ist variabler und bewegt sich bei den tiefen Seen meist zwischen 0.0 und 0.2 °C pro Jahrzehnt.
Weiterer Temperaturanstieg
Forschende haben im Projekt Hydro-CH2018 die zukünftige Entwicklung der Temperatur- und Schichtungsverhältnisse für rund 30 Seen modelliert. Bei allen wird ein weiterer Anstieg der Temperatur der obersten Wasserschicht (bis ein Meter Wassertiefe) erwartet: ohne Klimaschutz in den meisten Seen zwischen 3 und 4 °C bis gegen Ende des Jahrhunderts.
Auswirkungen auf Wasserlebewesen
Die Erwärmung wirkt sich direkt auf die Mischungsdynamik und damit auf den Sauerstoffgehalt in den tieferen Schichten der Seen aus. Das wärmere Wasser führt dazu, dass die stabile Schichtung der Seen im Frühjahr früher beginnt und sich im Herbst später auflöst. Entsprechend steht mehr Zeit zur Verfügung, um den Sauerstoff im Tiefenwasser abzubauen. Zudem wird wegen der abnehmenden Intensität, bzw. Häufigkeit der Mischung in manchen Seen weniger Sauerstoff ins Tiefenwasser nachgeliefert. Die veränderte Mischungsdynamik beeinflusst zudem den Nährstoffkreislauf. Als Folge davon wird der Lebensraum für Fische eingeschränkt und es können vermehrt potenziell toxische Algenblüten auftreten.
Temperaturmessungen in stehenden Gewässern
Seen haben eine grosse Bedeutung für die Trinkwasserversorgung, die Fischerei, die Erholung und den Tourismus sowie als Lebensraum. Es ist daher wichtig, Temperaturveränderungen in den Seen durch gezieltes Monitoring zu beobachten.
Für eine zuverlässige und aussagekräftige Überwachung der Auswirkungen des Klimawandels sind Langzeitmessungen auf Bundesebene mit hoher zeitlicher Auflösung erforderlich. Dies in Ergänzung zu den kantonalen Messungen. Mit den bestehenden Temperaturmessnetzen ist dies nicht möglich. Im Sinne eines präventiven Umweltmonitorings weitet das BAFU daher die Temperaturmessungen des Bundes auf Seen aus.

Es werden Gewässer ausgewählt, bei denen anhand von kontinuierlichen Messreihen die zukünftige Entwicklung beobachtbar ist. Damit soll eine aussagekräftige und schweizweite Datenbasis für zuverlässigere Modellprognosen erstellt werden. Zudem dienen die Pilotstationen zur Evaluation von Messtechniken hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit und Kosten.
Die Seemessstationen wurden aufgrund folgender Kriterien ausgewählt:
- Ergänzung bestehender kantonaler Messungen
- Einbezug eines oligotrophen, etwas höher gelegenen und eines eutrophen Mittelland-Sees (unterschiedliches Schichtungsverhalten des Sees, unterschiedliche Menge von Bewuchs auf den Instrumenten)
- Berücksichtigung von Kleinseen wie auch von Teichen oder Weihern
- Mögliche hohe Sensitivität auf Klimawandel
- Verfügbarkeit von bestehenden Monitoringdaten über längeren Zeitraum
- Temperaturerfassung im Tiefenprofil an der tiefsten Stelle des Sees
- Gute Erreichbarkeit für Feldarbeit und Unterhalt
Im Rahmen eines vom BAFU finanzierten Pilotprojekts wurde das Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs Eawag 2021 beauftragt, drei Temperaturüberwachungsstationen im Murten-, Hallwiler- und Ägerisee und verschiedenen Kleinseen einzurichten.
Aufgrund der positiven Ergebnisse des Pilotprojektes wurden 2025 verschiedene Seen in Zusammenarbeit mit den Kantonen Aargau, Bern, Fribourg, Tessin und Zug in ein Langzeitmonitoringsytem überführt:
- Grossseen: Murtensee, Hallwilersee, Aegerisee, Lago di Lugano
- Kleinseen: Lago Nero, Inkwilersee, Stockseewli
Die Ergebnisse der Seemessungen und anfallende Anpassungen oder Weiterentwicklungen werden laufend publiziert. Zudem findet jährlich ein Treffen mit den betroffenen Kantonen, der Eawag und dem Bund statt, welches durch das BAFU koordiniert wird (Steuerungsgremium). Die Eawag ist für den Unterhalt, die Datenbearbeitung, den Datentransfer und die wissenschaftlichen Begleitung zuständig.

© BAFU
Wassertemperaturen ausgewählter Seen
Wassertemperatur Murtensee
Messungen seit Juli 2022 im Rahmen des Pilotprojekts Seewassertemperatur des BAFU, in Zusammenarbeit mit der Eawag und den kantonalen Fachstellen.
Eawag: Temperature Monitoring Lake Murten
Wassertemperatur Hallwilersee
Messungen seit September 2022 im Rahmen des Pilotprojekts Seewassertemperatur des BAFU, in Zusammenarbeit mit der Eawag und den kantonalen Fachstellen.
Eawag: Temperature monitoring Lake Hallwil
Wassertemperatur Ägerisee
Messungen seit November 2022 im Rahmen des Pilotprojekts Seewassertemperatur des BAFU, in Zusammenarbeit mit der Eawag und den kantonalen Fachstellen.
Eawag: Temperature Monitoring Lake Aegeri
Wassertemperatur Lac de Joux
Eawag: Temperature Monitoring Lac de Joux
Messungen der Eawag seit 2014.
Wassertemperatur Genfersee
Messungen der Plattform LéXPLORE seit 2020.
Eawag: Temperature Monitoring Lake Geneva (LéXPLORE Temperature Chain)
Die angegebene Grundtemperatur beim Genfersee ist die Temperatur auf 90 m Tiefe an der Stelle, wo die Plattform LéXPLORE lokalisiert ist. Dies ist nicht die tiefste Stelle im See.
Wassertemperatur Geistsee
Messungen der Eawag seit April 2021, im Rahmen des BAFU-Pilotprojekts Temperaturmonitoring in Kleinseen.
Eawag: Pilotprojekt Temperaturmonitoring in Kleinseen
Eawag: Temperature monitoring Geistsee
Links
Dokumente
Swiss lake temperature monitoring program (PDF, 2 MB, 01.02.2019)Commissioned by the FOEN
Letzte Änderung 10.03.2025