Medienanlass «Erhebung der Kehrichtzusammensetzung»

Rede von Katrin Schneeberger, Direktorin BAFU, am Medienanlass «Erhebung der Kehrichtzusammensetzung» vom 15.11.2022 in Perlen.

Sehr geehrte Damen und Herren

Herzlich willkommen im Recycling-Center Perlen. Es freut mich ausserordentlich, Sie hier, wo die Analyse der Kehrichtsäcke stattfindet, begrüssen zu dürfen.

Hinter mir werden gerade Abfallsäcke geöffnet und analysiert. Sie stammen aus 33 Schweizer Gemeinden. Es handelt sich insgesamt um mehr als 16 Tonnen Kehricht. Und zwar aus grösseren Städten, urbanen, aber auch aus ländlichen oder touristischen Gemeinden. Das ergibt ein repräsentatives Bild.

Die 16 Tonnen Abfall mögen zum Teil übel riechen. Aber sie sind wertvoll. Denn sie werden uns zeigen, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Die diesjährige Analyse ist bereits die fünfte dieser Art: Schon 1982 wollte das BAFU zum ersten Mal wissen, was in den Säcken steckt, die in den Gemeinden eingesammelt werden. Denn im Abfall spiegeln sich die Wirtschaft und das Konsumverhalten der Gesellschaft. Wir können aus dem Abfall herauslesen, ob sich die Anstrengungen in der Abfalltrennung gelohnt haben und wo es noch Verbesserungen braucht.

Die Daten, die uns bisher vorliegen, zeichnen ein gemischtes Bild. Im internationalen Vergleich gehört die Schweiz gleich zweifach zur Spitze: Auf dem Gebiet der Innovation und des Recyclings spielen wir jeweils in der obersten Liga. Der Anteil der rezyklierten Siedlungsabfälle erreicht 53 Prozent, also mehr als die Hälfte. Gleichzeitig sind wir aber auch ganz zuoberst bei der Abfallmenge: Jeder Mensch in der Schweiz produziert durchschnittlich 700 Kilogramm Siedlungsabfall pro Jahr! 700 Kilogramm!

Das ist etwa gleich viel wie 646 Tiptopf-Kochbücher – Sie kennen das gewichtige Standardwerk der helvetischen Kochkunst, auch wenn Ihnen jetzt bestimmt nicht danach ist, ans Essen zu denken! Eine unrühmliche Spitzenposition: Nur die Konsumentinnen und Konsumenten in den USA und in Dänemark produzieren ähnlich viel Abfall pro Kopf wie wir.

Wo stehen wir im Jahr 2022? Um diese Frage zu beantworten, liegt der Schwerpunkt der diesjährigen Analyse auf zwei hochaktuellen Themen: Food Waste und Kreislaufwirtschaft.

Wir wissen alle: Food Waste ist nicht nur einfach eine bedauerliche Verschwendung von Lebensmitteln und Geld. Er belastet ausserdem die Umwelt in hohem Masse. Die Auswirkungen vor allem auf das Klimasind jedoch ganz anders, wenn man ein Stück Fleisch wegwirft, als wenn die gleiche Menge Äpfel im Müll landet. Ganz einfach, weil die Fleischproduktion mehr Klimagase verursacht. Deshalb ist es wichtig, genauer zu wissen, wie Lebensmittelabfälle in der Schweiz zusammengesetzt sind. Mit der Analyse der Abfallsäcke, die Sie hier sehen, können diese Informationen detaillierter erfasst werden. So können die Massnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen künftig effektiver und zielgerichteter ausgestaltet werden.

Wir sind uns bewusst, dass es noch viel zu tun gibt. Die vergangenen Untersuchungen haben aber auch gezeigt, dass wir bereits wichtige Erfolge erzielt haben. Ein Beispiel dafür ist das Recycling von Papier, Karton und Glas. Hier haben sich die Bemühungen der Branche und der öffentlichen Hand gelohnt, denn immer weniger Zeitungen, Kartonverpackungen und Flaschen enden im Abfallsack und damit in der Kehrichtverbrennung.

Dank dem Recycling können wichtige Ressourcen wie Holz, Wasser und Energie gespart werden. Gerade in einem ressourcenarmen Land wie die Schweiz ist die Schliessung der Rohstoff-Kreisläufe besonders wichtig. Wir haben aber auch die Verantwortung, die begrenzten Ressourcen unseres gesamten Planeten zu schonen.

Deshalb ist die Förderung der Kreislaufwirtschaft dem BAFU ein zentrales Anliegen. Wir wollen raus aus der «Wegwerfwirtschaft», wo Produkte hergestellt, gebraucht und anschliessend weggeworfen werden. Das ist eine ebenso spannende wie dringende Herausforderung: Denn würde die gesamte Erdbevölkerung im selben Ausmass wie die Schweiz konsumieren und wegwerfen, bräuchte es fast drei Planeten. Es muss uns somit zwingend gelingen, Rohstoffe effizient und so lange wie möglich zu nutzen.

Die Kreislaufwirtschaft ist Teil der Lösungen, die uns aus dieser Sackgasse herausführen werden. Und, ja, es mag nicht besonders gut riechen: Aber der Blick in den Kehrichtsack kann uns hier einen Schritt weiterbringen.

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Katrin Schneeberger, Direktorin Bundesamt für Umwelt (BAFU)

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Letzte Änderung 15.11.2022

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