«Unterwegs» hoch zum mythischen Creux du Van

Der Felsenkessel des Creux du Van imponiert mit 200 Meter hohen Steilwänden. In seiner als Naturschutzgebiet eingestuften Kalksteinlandschaft lebt eine vielfältige Tierwelt, darunter Steinböcke und Luchse.

Text: Audrey Magat

© Ivo Scholz/Switzerland Tourism
Dauer Länge Schwierigkeit Höhenunterschied
4h 30 14 km Anspruchsvoll ca. 800 Meter

Unsere Wanderung beginnt im Herzen des Val-de-Travers, im Dorf Noiraigue (NE). In steilen Serpentinen schlängelt sich der anspruchsvolle «Sentier des Quatorze Contours» (Pfad der vierzehn Kehren) über 14 Kilometer den Hang hinauf. Dabei überwindet man eine Höhendifferenz von 800 Metern. Jeder Abschnitt ist mit gelben Wanderwegweisern ausgeschildert.

Nachdem man die Bahngleise überquert hat, führt die Route zunächst am Bauernhof Vers-chez-Joly vorbei, danach biegt sie in den Wald ein. Auf einem breiten Weg geht es bergauf bis zum Tierheim Les Oeillons. Der Bauernhof lädt zur Besichtigung ein und bietet in der eigenen Buvette neben Erfrischungen auch Absinth aus den Brennereien der Gegend an. Danach geht es zwischen den Bäumen weiter aufwärts. Bei Nässe ist auf dem rutschigen Boden Vorsicht geboten. Nun wird der Weg steiler, bis nach den letzten Serpentinen schliesslich das Hochplateau erreicht ist. Von dort eröffnet sich ein herrlicher Rundblick über die majestätische Felsarena des Creux du Van.

Hier haben Wasser, Frost und Eis über Jahrtausende den Kalkstein erodieren lassen und einen mächtigen Felsen­kessel geformt. Dessen Name leitet sich vom keltischen Wort «Van» ab, das «Fels» bedeutet. Das natürliche Amphitheater hat einen Durchmesser von etwa anderthalb Kilometern und seine Steilwände sind knapp 200 Meter hoch. Vorsicht vor dem Abgrund. Der Weg entlang des Kessels ist von Trockensteinmauern gesäumt, die von Hand fugenlos aus Natursteinen aufgeschichtet wurden und vom im 16. Jahrhundert im Jura heimischen Handwerkskönnen zeugen. Sie bieten Lebensraum für zahlreiche Tierarten, darunter Insekten, Eidechsen und Wiesel, sowie für eine vielfältige Flora aus Moosen und Flechten.

Das Gebiet ist Teil des Bundesinventars der Landschaften und Naturdenkmäler (BLN), in dem die wertvollsten Landschaften der Schweiz verzeichnet sind. Es ist ebenso ein eidgenössisches Jagdbanngebiet, eine Schutzzone für seltene wildlebende Säugetiere und Vögel und für deren Lebensräume. Ausserdem ist es ein Neuenburger Naturreservat. Hier ist das Zelten verboten und Hunde müssen an der Leine bleiben.

Dank diesen Schutzbemühungen konnte sich die Tierwelt entfalten: Nebst Steinböcken, Gämsen, Rehen und Hasen leben hier auch Auerhühner, die stark vom Aussterben bedroht sind. Wer Glück hat, erspäht vielleicht auch einen Luchs. Diese Wildkatze wurde in den 1970er-Jahren an diesem Naturschauplatz wieder angesiedelt.

Ein Abstecher von etwa zehn Minuten führt zum Soliat, dem höchsten Punkt des Geländes. Von der dortigen Panoramatafel aus geniesst man eine weite Aussicht, die von Freiburg bis nach Moudon reicht, mit Eiger und Jungfrau im Hintergrund.

Wir folgen dem Weg entlang der Abbruchkante bis zum Ende des Kessels, wo der Abstieg beginnt. Bald gelangen wir wieder in den Wald. Der Pfad führt zunächst steil, dann zusehends sanft hinunter. Unterwegs lädt der Berggasthof Ferme Robert zum Einkehren ein. Die historische Gastwirtschaft wartet mit einem reichhaltigen Angebot auf wie Rösti, Käseschnitten und anderen Käse­spezialitäten. Einige Kilometer weiter befinden wir uns wieder oberhalb von Vers-chez-Joly. Von dort ist es nicht mehr weit zurück nach Noiraigue. Genauso gut lässt sich die Wanderung in umgekehrter Richtung unternehmen.

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Letzte Änderung 25.09.2024

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