«Meine Natur» mit Caroline Sonnay

In jeder Ausgabe von «die umwelt» äussert sich in dieser Kolumne eine Persönlichkeit zum Thema «Meine Natur». Ausgabe 3/2022.

Caroline Sonnay (40) ist Biologin. Nach verschiedenen Tätigkeiten in Ökobüros, im Service des parcs et domaines der Stadt Lausanne sowie als Lehrerin am Gymnasium in Nyon ist sie heute Projektleiterin und Verantwortliche für den Bereich Natur und Landschaft beim Umweltingenieurbüro Prona Romandie SA. In ihrer Freizeit lebt sie ihre Begeisterung für Sport, Kunst und Natur unter anderem beim Wandern aus. Darüber hinaus ist sie in mehreren Vereinen aktiv. So gehört sie zu den FachFrauen Umwelt – Professionnelles En Environnement, die die Stellung der Frau in Umweltberufen stärken, und sitzt im Vorstand einer Bewohnergenossenschaft im Ökoquartier Plaines-du-Loup in Lausanne, die dort derzeit ein Wohnhaus baut. Sie lebt in Lausanne und arbeitet in Yverdon-les-Bains.
© Marco Zanoni/Lunax

Die Natur ist schon seit meiner Kindheit Teil meines Lebens. Früher unternahm ich mit meiner Mutter während unserer alljährlichen Ferien im Wallis immer wieder Wanderungen. Ich erinnere mich insbesondere daran, wie ich an einem Bergteich mit Kaulquappen spielte – mein erster direkter Kontakt mit Amphibien – und an lange Spaziergänge unter den kühlen Zweigen der Tannen. Als Kind war ich sogar so begeistert von Tieren, dass ich Tierärztin werden wollte. Der Weg, den ich einschlagen sollte, führte aber schliesslich über andere Leidenschaften, namentlich die Kunst.
Die Biologie entdeckte ich in der Abendschule dank eines passionierten Lehrers. Mich fasziniert es, zu verstehen, wie die lebende Welt funktioniert. Auch Gespräche mit Biologinnen und Biologen während der Fledermausnacht oder an Berufserkundungstagen haben mich geprägt. Besonders im Gedächtnis blieben mir die Erzählungen eines Ökologen über die Wildtierpassagen, die er unter den Strassen anlegte und danach überwachte, um ihre Wirksamkeit zu überprüfen.

Trotz meines anfänglichen Zögerns angesichts der schier unendlichen Auswahl an Studienangeboten an der Universität Lausanne entschied ich mich schliesslich dafür,
diese Entdeckungsreise durch ein Biologiestudium mit Schwerpunkt Ökologie, Naturschutz und Verhalten fortzusetzen. Nach meinem Abschluss stellte ich jedoch fest, dass ich zwar von allem ein bisschen Ahnung, aber kein spezifisches Fachwissen hatte …

Deshalb nahm ich an verschiedenen Weiterbildungen zu diversen
Themen teil: Schmetterlinge, Flora, natürliche Lebensräume und vieles mehr. Parallel dazu wurde ich auf die Naturwissenschaftsvereine aufmerksam. Ich trat der Société Vaudoise d’Entomologie, dem Cercle vaudois de botanique, dem Cercle des sciences naturelles Vevey-
Montreux und kürzlich auch dem Groupement Herpétologique et Arachnologique de Lausanne bei.

An den zahlreichen von diesen Verbänden organisierten Exkursionen und Vorträgen konnte ich mein Interesse an der Natur (und ihren Arten) sowie meine Kenntnisse über die Biodiversitäts-Hotspots (hierzulande und in anderen Gegenden) weiter ausbauen und vor allem auch Gleichgesinnte kennenlernen. So verbrachten wir einmal eine Woche im Queyras, einer wunderschönen Bergregion an der Grenze zwischen Frankreich und Italien. Dort erlebten wir zusammen mit den Mitgliedern des organisierenden Vereins unvergessliche Momente, so zum Beispiel, als wir in den frühen Morgenstunden aufstanden, um in den Bergen Vögel zu beobachten und ihrem Gesang zu lauschen.

Beobachten alleine reichte mir jedoch nicht. Mir war nämlich auch bewusst, wie vielen Bedrohungen die Natur ausgesetzt ist. Deshalb schloss ich mich der Waadtländer Sektion von Pro Natura an. In diesem Rahmen setze ich mich für die Erhaltung des Mormont-Hügels ein, dessen Schutz derzeit Gegenstand einer kantonalen Initiative ist.

Meine Arbeit ermöglicht es mir
zudem, etwas für den Natur- und Landschafts­schutz zu tun, indem ich innovative Massnahmen zur Kompensation von negativen Auswirkungen und zur Berücksichtigung der Bio­diversität vorschlage, hauptsächlich im Bereich der Strassen- und Eisenbahninfrastruktur oder bei der gemeinsamen Arbeit mit Architektinnen und Architekten an Projekten für Quartierpläne oder neue Wohnhäuser.

Die Natur versetzt mich mit ihrer Wandelbarkeit immer wieder in Staunen und gibt mir die Möglichkeit, neue Kraft zu schöpfen. Gleichzeitig berühren mich ihre Verletzlichkeit und die Dringlichkeit, ihr Sorge zu tragen.

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Letzte Änderung 28.09.2022

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