«Meine Natur» mit Lua Alonso

In jeder Ausgabe von «die umwelt» äussert sich in dieser Kolumne eine Persönlichkeit zum Thema «Meine Natur». Ausgabe 3/2020.

Meine Natur mit Lua
Lua Alonso (16) wohnt in Lengnau (BE) und besucht das Gymnasium in Biel mit dem Schwerpunktfach Musik. Letztere würde sie gerne zu ihrem Beruf machen, etwa als Musical-Darstellerin oder Musiklehrerin. Für den Schutz der Natur interessiert sie sich, weil «diese Erde ein wundervolles Geschenk ist, das der Mensch zu wenig wertschätzt». Zudem wünscht sie sich, dass «meine Kinder ihre Umwelt so geniessen können wie ich, als ich ein Kind war». Sie verzichtet auf Fleisch und achtet auch sonst auf eine bewusste Ernährung. So oft wie möglich nimmt sie an Klimastreiks teil und versucht, ihre Mitmenschen dafür zu begeistern.
© bad

Den Boden, auf dem Sie gerade stehen, sitzen oder liegen, gibt es im Gegensatz zu Ihnen schon sehr lange. Doch das ist eine schwierige Geschichte, die sich nicht so einfach zusammenfassen lässt. Am Anfang bestand er aus nichts mehr als aus kleinen Staubpartikeln, die um die Sonne tanzten. Erst danach entstanden aus dem Chaos einige unförmige Klumpen. Einer von diesen Klumpen hatte die grosse Ehre und das grosse Pech, später mal unter dem Namen Erde bekannt zu werden.

So entwickelte sich die Erde weiter, sie überlebte einen Zusammenstoss mit ihrer grossen Schwester, aus dem der Mond geboren wurde, der heute unsere verschmutzten Meere bewegt. Sie überlebte Hitze und Kälte, sie fand ihren Platz in der Milchstrasse. Doch dann nahm die Entwicklung dieses wunderschönen Planeten eine drastische Wendung: Das Leben hielt Einzug.

Es entstand im Wasser und kroch aufs Land, es kletterte auf Bäume und bekam sogar Flügel, es starb und wurde wieder geboren; es frass und wurde gefressen. Es dauerte lange, sehr lange, doch eines Tages wurde irgendetwas Neues geboren. Es unterschied sich vom Tier, obwohl es ihm sehr ähnlich war, es hatte irgendetwas Unerklärliches, was ein Tier nicht hat. Es richtete sich auf, öffnete die Faust und begann Werkzeuge herzustellen. Der Mensch wanderte 7000 Jahre nur herum. Wenn wir beim ‹Tonband der Zeit› in diesem Moment auf Pause drücken und kurz durchatmen, sehen wir, dass damals noch alles gut war. Auch wenn wir etwas nach vorne spulen, sieht alles noch einigermassen normal aus. Man stolpert über Kriege, Revolutionen, Erfindungen und Epidemien, doch niemals in der kurzen Geschichte des Menschen hat die Habgier und die Selbstsucht unserer Spezies so viel Schaden angerichtet wie heute. Die Meere sind voller Plastik und unsere Regenwälder bald nichts mehr als ein grüner Friedhof. Wie ist es dazu gekommen?

Es fing so harmlos an, und jetzt sitzen wir auf einem brennenden Abfallberg, der uns alle zu verschlucken droht. Ohne zu zögern, konsumieren wir. Ohne nachzufragen, greifen wir ins Regal und essen, was auch immer wir in den Händen halten. Wir unterstützen Kinderarbeit, wir lassen Massentierhaltung zu. Und wir sind damit einverstanden, dass Tiere und Menschen bei lebendigem Leib verbrennen. Drücken wir also noch einmal auf Pause und fragen uns, wo wir gerade stehen. Wir haben zwei Zwanziger auf dem Kalender, doch es fühlt sich an, als würden wir in der Ritterrüstung rumlaufen. Jetzt stellt sich die Frage: Wie lange läuft unser ‹Tonband der Zeit› noch? Es wird mit jeder Minute kürzer, mit jedem Gramm billigem Fleisch verliert es einen Millimeter, mit jeder unnötigen Autofahrt einen Zentimeter und mit jedem Flug einen Dezimeter.

Und Sie? Um wie viel haben Sie das Band für Ihre Kinder schon verkürzt?

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Letzte Änderung 03.06.2020

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