Biotope von nationaler Bedeutung
Viele ehemals verbreitete Lebensräume existieren nur noch in stark reduzierter Ausdehnung. Um die Vielfalt der Lebensräume und darin vorkommende seltene und bedrohte Arten zu erhalten, sind Auen, Moore, Amphibienlaichgebiete sowie Trockenwiesen und -weiden (TWW) durch nationale Biotop-Inventare geschützt.
Lebensräume werden von speziellen Arten bewohnt, welche an die dort herrschenden Bedingungen angepasst sind. Verändert sich die Qualität des Standorts, droht der Verlust dieser spezialisierten Arten. Übrig bleiben die weit verbreiteten «Generalisten», und es wandern neue Arten ein. Der ursprüngliche Lebensraum und die damit verbundenen spezifischen Arten verschwinden, Funktionen des Ökosystems gehen verloren.
schlecht
negativ
Die Nährstoffzahl hat sich zwischen der Erst- (2012-2017) und der Zweiterhebung (2018-2023) der WBS in den Hoch- und Flachmooren nicht verändert. In den TWW hat sie signifikant abgenommen. Die positiven Entwicklungen in den TWW deuten auf Erfolge im Naturschutzmanagement (z.B. vermehrte Nährstoffpufferzonen, schutzkonforme Bewirtschaftung) hin. Ebenfalls könnten Luftreinhaltemassnahmen die positive Entwicklung der typischen, an nährstoffarme Verhältnisse angepasste Vegetation der TWW unterstützt haben.
In den Hoch- und Fachmoore wie auch den TWW wurden abnehmende Feuchtezahlen gefunden. Die Moore werden also nach wie vor trockener. Dieser Trend wurde bereits beim Vorgängerprojekt «Erfolgskontrolle Moorschutz» festgestellt (1998-2006). In den TWW kann die zunehmende Trockenheit eher positiv bewertet werden.
Die Lichtzahl hat in den Hochmooren und den TWW signifikant abgenommen, in den Flachmooren tendenziell ebenfalls (marginale Signifikanz). Eine Abnahme der Lichtzahl weist auf schattigere Verhältnisse hin. Diese könnte durch eine Zunahme der Gehölzdeckung verursacht sein. In den TWW und den Flachmooren könnte eine solche Zunahme durch Unternutzung oder sogar der Aufgabe der Bewirtschaftung verursacht sein. In den Hochmooren, die nicht bewirtschaftet werden, könnte der Rückgang der Feuchtigkeit die Zunahme der Gehölzdeckung fördern und damit zu schattigeren Verhältnissen führen.
Obwohl die Trockenwiesen und -weiden (TWW) positive Entwicklungen aufweisen, hat sich die ökologische Qualität der Hochmoore und Flachmoore weiter verschlechtert. Da das Ziel darin besteht, keine Qualitätsverluste zuzulassen und die Qualität in bedrohten Lebensräumen zu verbessern, werden der Zustand und die Entwicklung als negativ bewertet.
Seit 2012 werden die Veränderungen in den Biotopen von nationaler Bedeutung im Rahmen der Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz erhoben, welche vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) und der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) gemeinsam durchgeführt wird. Anhand von Felderhebungen und Analysen von Luftaufnahmen kann überprüft werden, ob sich die Biotope gemäss den Schutzzielen entwickeln.
Um Vegetationsveränderungen in den Hoch- und Flachmooren, TWW und Auen von nationaler Bedeutung nachweisen zu können, wurden aus den entsprechenden Inventaren gewichtete Zufallsstichproben so gezogen, dass die (biogeografischen) Regionen der Schweiz, die Vegetationstypen, die verschiedenen Grössen der Objekte und die verschiedenen Höhenlagen angemessen vertreten sind.
Die erste Erhebung wurde 2017 abgeschlossen, die zweite 2023. In den TWW wurden in 441 Objekten Vegetationserhebungen auf total 2149 10 m2 grossen Dauerbeobachtungsflächen gemacht. In den Flachmooren wurden 665 Dauerbeobachtungsflächen in 86 Objekten untersucht, in den Hochmooren waren es 428 Dauerbeobachtungsfläche in 59 Objekten. Da die Dauerbeobachtungsflächen gepaart sind, also auf jeder Fläche sowohl bei der Erst- als auch bei der Zweiterhebung Daten gesammelt wurden, ist die statistische Macht der Tests gross. Dadurch können auch schleichende Veränderungen frühzeitig festgestellt werden.
Auf den Dauerbeobachtungsflächen wurden im Feld das Vorkommen von Pflanzenarten sowie deren Deckungsgrad bestimmt. Für jede Art existieren ökologische Zeigerwerte, die angeben, wie stark die Art in ihrem Vorkommen auf bestimmte Umweltbedingungen reagiert. Aus den Mittelwerten der ökologischen Zeigerwerte werden die Nährstoffverhältnisse, Feuchtigkeitsverhältnisse und Lichtverhältnisse in den jeweiligen Objekten hergeleitet und die Differenzen zwischen Erst- und Zweiterhebung auf statistische Signifikanz überprüft.
Die Bewertung basiert auf den signifikanten Veränderungen der mittleren Zeigerwerte (Nährstoffzahl, Feuchtezahl, Lichtzahl) aller Biotoptypen gemäß den Ergebnissen der Überwachung zum Biotopschutz. Siehe Resultate der Wirkungskontrolle Biotopschutz - Kurzfassung (PDF, 3 MB, 30.06.2025).
Weiterführende Informationen