Thema | Kernindikator | DPSIR | Haupthema |
---|---|---|---|
Klima | State | ||
Landschaft | State |
Treibhausgasbilanz der Landnutzung
Im Landnutzungssektor werden Treibhausgasflüsse erfasst, die mit der Landnutzung in Zusammenhang stehen oder als Folge einer Landnutzungsänderung (z. B. Häuserbau auf vormaligen Ackerflächen) entstehen. Im Gegensatz zu den übrigen Sektoren, in denen ausschliesslich Emissionen stattfinden, kann die Menge des in Vegetation und Böden enthaltenen Kohlenstoffs zu- oder abnehmen. Auf diese Weise wird der Atmosphäre Kohlendioxid (CO2) entzogen oder zugeführt.


Die Wälder dominieren die Treibhausgasbilanz der Schweizer Landnutzung. Mit Ausnahme eines einzigen Jahres (2000) führte die Waldbewirtschaftung seit 1990 immer zu einem deutlichen Aufbau des Gesamtkohlenstoffvorrats in Bäumen, Totholz, Streu und Waldboden (sogenannte Waldsenke). Die Zwangsnutzungen nach schweren Stürmen (Vivian Februar 1990, Lothar Dezember 1999) sowie erhöhte Erntemengen in einzelnen Jahren (z. B. 2006 und 2007) sind in der Zeitreihe klar erkennbar. Die Daten des Landesforstinventars zeigen, dass der Schweizer Wald seit den 1990er-Jahren tendenziell pro Jahr weniger CO2 aufgenommen und gespeichert hat. Unklar ist, wie stark die Häufung heisser und trockener Sommer im vergangenen Jahrzehnt, die in vielen europäischen Ländern drastische Waldschäden hervorrief, sich in der Schweiz auswirken wird. Angesichts der bereits beobachteten und sich abzeichnenden Klimaveränderungen müssen sensitive Waldbestände mit Hilfe eines adaptiven naturnahen Waldbaus an künftige Standortbedingungen angepasst werden. Die dafür nötigen Massnahmen dürften die Senkenleistung des Waldes vorübergehend vermindern, sie reduzieren aber langfristig das Risiko von grossflächigen Schäden durch natürliche Störungen.
Eine klimapolitisch sinnvolle Waldbewirtschaftung wird erreicht, wenn das zuwachsende Holz in einer Kaskadennutzung zuerst für langlebige Holzprodukte und anschliessend als Energieträger genutzt wird. In beinahe allen Jahren seit 1990 wurde mehr Holz in neuen Produkten verbaut (z. B. Bauholz oder Möbel) als dass bei der Entsorgung und/oder der Verbrennung ausgedienter Holzprodukte wieder (als CO2) freigesetzt wurde. Allerdings hat die jährliche Senke aus Holzprodukten in den letzten Jahrzehnten tendenziell abgenommen.
Die landwirtschaftliche Nutzung von Acker- und Grünland beeinflusst den Kohlenstoffvorrat in den Böden. Beispielsweise begünstigt Pflügen den Abbau von Humus, während das Ausbringen von Hofdünger oder das Belassen von Ernteresten auf den Feldern den Kohlenstoffvorrat erhöhen. Nebst der Bewirtschaftungsweise sind die angebauten Kulturen und vor allem auch die Witterungsbedingungen für die jährlichen Schwankungen verantwortlich. Einen Sonderfall nehmen trockengelegte ehemalige Moore ein. Diese fruchtbaren Böden setzen bei intensiver landwirtschaftlicher Nutzung grosse Mengen an den Treibhausgasen CO2 und N2O frei.
Feuchtgebiete nehmen heute nur noch einen kleinen Teil der Landesfläche ein. Da beinahe alle verbliebenen Moore durch die Folgen früherer Nutzung (v. a. Drainagen) beeinträchtigt sind, wurde der Aufbau von Torf gestoppt und aus den ehemaligen Senken sind vielerorts Treibhausgasquellen geworden.
Die Erschliessung neuer Siedlungsflächen führte seit 1990 zu vergleichsweise geringen Emissionen. Emissionen entstehen insbesondere dann, wenn bei Bauarbeiten Bäume gefällt werden müssen. Im Gegensatz dazu hat die zunehmende Begrünung versiegelter Flächen in den letzten Jahrzehnten dazu beigetragen, die Netto-Emissionen in Siedlungsgebieten einzudämmen.
Übrige Flächen wie Fels, Schutthalden und Gletschervorfelder tragen wenig Vegetation und keine oder nur schwach entwickelte Böden. Diese Flächen spielen für die Treibhausgasbilanz eine vernachlässigbare Rolle.
Mit Ausnahme der Jahre 2000, 2015, 2018 und 2023 hat die Landnutzung in der Schweiz bewirkt, dass Vegetation und Böden mehr CO2 aus der Atmosphäre aufgenommen als freigesetzt haben. Der jährliche Netto-Treibhausgasausstoss der Schweiz verminderte sich infolge dieser Ökosystemleistung. Vor allem die nicht nachhaltige Nutzung ehemaliger Moorböden und der Landverbrauch für Siedlungs- und Verkehrsflächen setzen jedoch weiterhin Treibhausgase frei. Für eine Bewertung der Entwicklung des Indikators wurden noch keine Kriterien definiert.
- Verwandte Indikatoren
- Treibhausgasemissionen
- Treibhausgasemissionen nach Gasen
- Treibhausgasemissionen nach Sektor
Die Emissionen und Entzüge werden entsprechend den Richtlinien des IPCC berechnet. Damit ist die Treibhausgasbilanz der Landnutzung mit den Daten aller UNFCCC-Vertragsstaaten vergleichbar.
Die Daten stammen aus dem Treibhausgasinventar der Schweiz (Sektor Land Use, Land-Use Change and Forestry), welches vom BAFU jährlich gemäss den Vorgaben des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen erstellt wird. Die Methoden entsprechen den Richtlinien des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change).
Die Treibhausgasflüsse werden für sechs Landnutzungskategorien erhoben: Wald, Ackerland, Grünland, Feuchtgebiete, Siedlungen und übrige Flächen. Zusätzlich wird der in Holzprodukten aus Schweizer Holz enthaltene Kohlenstoff erfasst. CO2 ist im Sektor Landnutzung das bei Weitem wichtigste Treibhausgas. Zu einem kleinen Teil tragen Methan (CH4) und Lachgas (N2O) aus Bränden, Humusverlust, Stauseen und entwässerten Moorböden zu den Emissionen bei. Die Emissionen von CH4 und N2O werden in CO2-Äquivalente umgerechnet und zu den CO2-Emissionen addiert.
Weiterführende Informationen