Mittlerer Abfluss
Als mittleren Abfluss bezeichnet man die Wassermenge, die im Durchschnitt während eines Jahres oder einer Saison abfliesst. Sie hängt natürlicherweise ab von der im Gebiet gefallenen Niederschlagsmenge und wie viel davon durch Verdunstung oder langfristige Speicherung (z. B. in Gletschern) dem Abfluss verloren geht. Sie kann aber auch vom Menschen beeinflusst werden, beispielsweise durch wasserwirtschaftliche Eingriffe (z. B. Bewässerung, Wasserumleitungen, Wasserrückhalt in Stauseen oder Seeregulierungen). Der Abfluss und seine Verteilung über die Jahreszeiten sind wichtige Parameter für die Gewässerökologie und die Wasserwirtschaft (Wasserkraft, Trinkwassernutzung, Bewässerung, Schifffahrt). Lange Zeitreihen des Abflusses zeigen auf, wie sich der Wasserhaushalt aufgrund der erwähnten Einflüsse verändert.


Die einzelnen Jahresabflüsse sind sehr grossen Schwankungen unterworfen. Die Betrachtung des gesamten 20. Jahrhunderts zeigt weder beim Rhein-Basel noch bei der Rhône-Port du Scex eindeutige Trends. Eine Unterscheidung nach Sommer- und Winterhalbjahr zeigt allerdings, dass der mittlere Abfluss im Winter tendenziell ansteigt und in der Sommersaison sinkt.
Der Abfluss reagiert sensibel auf Klimaveränderungen. Der seit dem 19. Jahrhundert beobachte Anstieg der Lufttemperatur fördert das Abschmelzen der Gletscher und erhöht die Verdunstung. Die Winterabflüsse nehmen zu, da in einem zunehmend warmen Klima die Niederschläge im Winter vermehrt als Regen fallen und in einem verminderten Mass als Schnee oder Eis zwischengespeichert werden. Dadurch fehlt im Sommer zum Zeitpunkt der Schnee- und Gletscherschmelze ein Teil der Speicherfüllung; die Sommerabflüsse nehmen deshalb tendenziell ab. Dies kann sowohl positive (z.B. höhere Wasserkraftproduktion im Winter) als auch negative Auswirkungen (z. B. Trockenheit und Wassermangel im Sommer) auf Natur, Wasserqualität und Wasserwirtschaft haben. Eine Bewertung ist deshalb schwierig.
- Verwandte Indikatoren
- Schneemenge
- Wasserbilanz und Wasserspeicher
Im Europäischen Indikatorensystem der EUA werden Projektionen des Gebietsabflusses sowie seine saisonalen Veränderungen für den Zeitraum 2071–2100 gerechnet. Ein internationaler Vergleich ist nicht sinnvoll, da international keine Messwerte sondern nur modellierte Werte für den Indikator verwendet werden.
Der Abfluss der beiden untersuchten grossen Flussgebiete Rhein und Rhone basiert auf Messdaten eidgenössischer Abflussmessstationen. Dargestellt sind die Mittelwerte der Jahresabflüsse, der Sommerabflüsse (April bis September) und der Winterabflüsse (Oktober bis März).
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