Temperatur von Fliessgewässern
Die Wassertemperatur ist ein Schlüsselfaktor für den Zustand eines Fliessgewässers. Alle Stoffwechselvorgänge, das Wachstum sowie die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften werden von ihr beeinflusst. Wenn die Temperaturgrenzen für eine bestimmte Art überschritten werden und diese nicht in kühlere Gewässer flüchten kann, kann sie nicht überleben.


Im Rhein bei Basel ist die durchschnittliche Temperatur seit den 1950er Jahren um rund 3 °C angestiegen. Eine ähnliche Veränderung konnte auch in anderen Fliessgewässern im Mittelland festgestellt werden. Nur unterhalb von Gletschern ist eine leichte Abkühlung der Gewässer zu beobachten. Zu den Einflüssen, die zu dieser Entwicklung beitragen, zählen die Klimaänderung und je nach Situation auch Einleitungen von erwärmtem Wasser (beispielsweise aus Kühlanlagen oder Abwasserreinigungsanlagen). Gemäss den ökologischen Zielen für oberirdische Gewässer in der Gewässerschutzverordnung (GSchV) soll die Wasserqualität so beschaffen sein, dass die Temperaturverhältnisse naturnah sind. Der kontinuierliche Anstieg der Temperaturen seit den 1950er Jahren wird deshalb als negativ bewertet.
Zurzeit können mit den vorhandenen Grundlagen konkrete Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften noch nicht eindeutig festgestellt werden. Aufgrund der Klimaveränderung sind jedoch zunehmend längere Perioden mit warmen Temperaturen zu beobachten. Für empfindliche Wasserorganismen wird dadurch die Toleranz für zusätzliche Wärme kleiner. Das führt zu einem erhöhten Risiko für Krankheiten. Aus diesem Grund wird der Zustand als mittelmässig betrachtet. Gemäss der Klimaprognose ist damit zu rechnen, dass die Wassertemperatur in den kommenden Jahrzehnten weiterhin zunimmt.
Als Massnahme gegen den Anstieg der Wassertemperaturen empfiehlt es sich – neben vielfältigeren Gewässerstrukturen – den Anteil an beschattender Gehölzbestockung entlang der Fliessgewässer, insbesondere bei kleinen Bächen, zu erhöhen.
- Verwandte Indikatoren
- Entwicklung der Jahresmitteltemperatur
- Grundwassertemperatur
Im letzten Jahrhundert hat die Wassertemperatur in europäischen Flüssen um 1-3 °C zugenommen, als Folge der Erwärmung der Luft aber auch lokal durch Einleitung von erwärmtem Wasser aus Kühlanlagen oder Abwasserreinigungsanlagen. In Europa wird also generell eine Zunahme der Temperatur in Fliessgewässern beobachtet. Ein direkter Vergleich der Temperaturen zwischen den Regionen/Ländern ist aber aufgrund der unterschiedlichen naturräumlichen Bedingungen (Alpen vs. Tiefland) nicht sinnvoll.
Das BAFU erhebt seit 1963 an ausgewählten Fliessgewässermessstellen des eidgenössischen hydrometrischen Messnetzes die Wassertemperatur. Frühere Daten stammen von Messungen der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins gegen Verunreinigung IKSR. Auf Grund der Temperaturentwicklung seit Ende der 1980er Jahre wurde damit begonnen, das BAFU-Messnetz ab dem Jahr 2001 mit Messstellen an mehrheitlich kleineren und möglichst wenig beeinflussten Gewässern zu erweitern. Weitere Stationen des Bundes und der Kantone werden in den nächsten Jahren ausgebaut oder integriert, um Informationen zu den Wassertemperaturverhältnissen bei Stationen des NAWA-Monitorings oder zu naturnahen bzw. thermal eindeutig belasteten kleineren Fliessgewässern zu erhalten.
Alle Temperaturstationen sind mit Datenloggern ausgerüstet. Die Daten werden bei den Hauptstationen zeitlich hochauflösend erfasst und alle 10 min wird ein Mittelwert gebildet.
Angestrebte Entwicklung | Anfangswert | Endwert | Veränderung in % | Beobachtete Entwicklung | Beurteilung |
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Stabilisierung | Mittel 2000-2002 | Mittel 2021-2023 | (1) 10.03%, (2) 9.13%, (3) 13.68% | (1) Zunahme, (2) Zunahme, (3) Zunahme | negativ |
(1) Rhein-Rekingen*, (2) Rhein-Basel*, (3) Rhein-Diepoldsau* |
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