BAFU-Analyse zeigt: Weniger Abfall im Sack, aber das Verwertungspotenzial bleibt hoch
Bern, 21.11.2023 - In der Schweiz landet immer weniger Abfall im Kehrichtsack. Dennoch besteht über 20% des Kehrichts aus Stoffen, die eigentlich recycelt werden könnten. Zudem wäre mehr als die Hälfte der Lebensmittelabfälle, die weggeworfen werden, vermeidbar. Das zeigt die neue Studie «Erhebung der Kehrichtzusammensetzung 2022» des Bundesamtes für Umwelt BAFU.
Rund 6 Millionen Tonnen Abfälle aus Haushalten und Kleingewerbe, sogenannte Siedlungsabfälle, fallen in der Schweiz pro Jahr an. Das sind 671 Kilogramm pro Person. Etwa die Hälfte dieser Siedlungsabfälle wird separat gesammelt und verwertet. Die andere Hälfte wird in Kehrichtverbrennungsanlagen verbrannt. Dies sind nur einige der Daten, die in der neuen BAFU-Untersuchung der Kehrichtsäcke (siehe Kasten) enthalten sind.
Im Vergleich zur letzten Analyse 2012 hat die Menge Kehricht, die aus Haushalten stammt, pro Person durchschnittlich um 58 kg abgenommen (von 206 auf 148 kg/Person). Trotz dieser positiven Entwicklung landen immer noch zu viele rezyklierbare Stoffe im Kehricht: 21% des Abfalls, respektive 31 kg pro Person, wären verwertbar. Es handelt sich insbesondere um verarbeitete und gekochte Speisereste, Rüstabfälle von Gemüse und Früchten und Kunststoffverpackungen, wie Flaschen für Milch oder Shampoo.
«Die Bilanz ist durchzogen: Einerseits hat die Kehrichtmenge abgenommen, dank grossen Bemühungen auf allen Ebenen zur Förderung des Recyclings. Das ist ermutigend. Anderseits sind wir aber, vor allem im Lebensmittelbereich, noch nicht am Ziel. Wir müssen mehr tun, um die Kreislaufwirtschaft zu fördern», sagte BAFU-Direktorin Katrin Schneeberger, anlässlich der Präsentation der Ergebnisse der Erhebung der Kehrichtzusammensetzung 2022 in Bern.
Lebensmittelverluste: Mehr als die Hälfte ist vermeidbar
Die Analyse zeigt, dass die Menge an Lebensmittelabfällen im Kehrichtsack gegenüber 2012 zurückgegangen ist, von rund 60 kg auf rund 50 kg pro Person und Jahr. Im Vergleich zu 2012 ist der Anteil der Lebensmittelverluste am gesamten Kehrichtsackinhalt grösser geworden (von 15,2 auf 18,4 %). Dies hängt jedoch damit zusammen, dass andere Abfallarten wie Glas, Papier oder Kunststoff stärker abgenommen haben als die Lebensmittelverluste. Durchschnittlich werden pro Person jährlich 23 kg Rüstabfälle, 25 kg Lebensmittel wie Milchprodukte, Obst und Gemüse sowie 2,2 kg Fisch und Fleisch im Hauskehricht entsorgt. Von den insgesamt rund 50 kg Lebensmittelverlusten sind mehr als die Hälfte vermeidbar. Sie wären etwa bei rechtzeitigem Konsum und korrekter Lagerung essbar gewesen.
Die biogenen Abfälle (Lebensmittelabfälle und Gartenabfälle wie z.B. Blumen, Äste oder Topfpflanzen mit Erde machen zusammen nach wie vor mehr als einen Drittel (35,4%) des Inhalts eines Kehrichtsacks aus. Weiterhin hohe Anteile haben Verbundwaren wie Ordner, Spielzeug oder Windeln (17,9%), Kunststoffe (13,4%) und Papier (11.9%).
Rückgang von Plastik, Papier und Glas
Die Erhebung zeigt auch positive Entwicklungen: Glas und Papier sind im Kehricht gegenüber der letzten Untersuchung anteilsmässig zurückgegangen (Glas von 4 auf 3 Prozent, Papier von 13 auf 12 Prozent). Auch die Menge an Plastik hat abgenommen: Im Kehricht wurden 2022 rund 174'000 Tonnen Kunststoffe entsorgt, gegenüber 249'000 Tonnen 2012 (Abnahme von 15 auf 13 Prozent). Dieser Trend lässt sich einerseits dadurch erklären, dass vermehrt Angebote zur Kunststoffsammlung bestehen. Andererseits spielt eine Rolle, dass Kunststoffverpackungen tendenziell leichter werden.
Kasten: Die Analyse der Kehrichtsäcke
Das BAFU ermittelt die Zusammensetzung des Kehrichts seit 1982 im Zehnjahresrhythmus. Wie für die Erhebung im 2012 wurde auch für die aktuelle Untersuchung der Inhalt von 16,5 Tonnen Kehrichtsäcken aus 33 repräsentativ ausgewählten Gemeinden nach Abfallfraktionen sortiert und analysiert. Besonderes Augenmerk gilt den Lebensmittelverlusten und jenen Abfällen, die eigentlich rezykliert werden sollten (Papier, Glas, Metall, Alu, Gartenabfälle). Produktions- und Sonderabfälle aus Industrie und Gewerbe, Bauabfälle sowie Klärschlamm wurden nicht untersucht.
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