Lebensmittelabfälle

Wenn Lebensmittel hergestellt, aber nicht konsumiert werden, führt dies zu unnötigen CO2-Emissionen, Biodiversitätsverlust sowie Land- und Wasserverbrauch. 25 Prozent der Umweltbelastung unseres Ernährungssystems sind auf Food Waste (vermeidbare Lebensmittelverluste) zurückzuführen. Dies entspricht etwa der halben Umweltbelastung des motorisierten Individualverkehrs der Schweiz. Mit dem Aktionsplan gegen die Lebensmittelverschwendung will der Bundesrat die vermeidbaren Lebensmittelverluste bis 2030 gegenüber 2017 halbieren. Dies ist im Einklang mit dem Ziel 12.3 der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung.

Food Waste
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Vermeidbare und unvermeidbare Lebensmittelverluste

Lebensmittelverluste und Lebensmittelabfälle bezeichnen alle für den menschlichen Konsum bestimmten Lebensmittel, welche nicht durch Menschen verzehrt werden.

Als Lebensmittelverschwendung (umgangssprachlich oft «Food Waste» genannt) werden die vermeidbaren Lebensmittelverluste bezeichnet. Das sind die essbaren Anteile der Lebensmittel, die für den menschlichen Verzehr produziert, aber nicht von Menschen konsumiert werden.

Unvermeidbare Lebensmittelverluste sind z.B. Teile von Lebensmitteln, die nicht essbar sind oder in unserer Kultur als nicht essbar betrachtet werden.


Lebensmittelverluste der Schweiz vom Acker bis auf den Teller

Rund ein Drittel aller essbaren Anteile von Lebensmitteln geht zwischen Acker und Teller verloren oder wird verschwendet. Gemäss einer Studie der ETH Zürich von Beretta und Hellweg (2019) zur Lebensmittelverschwendung der Schweiz sind dies pro Jahr rund 2.8 Mio. Tonnen Lebensmittel, die aufgrund des Lebensmittelkonsums der Schweiz im In- und Ausland anfallen (Konsumperspektive). Dies entspricht etwa 330 kg vermeidbarem Lebensmittelverlusten pro Person und Jahr.

Von den 2.8 Mio. Tonnen fallen rund 360'000 Tonnen Lebensmittelverluste im Ausland an, und zwar bei der Produktion von Lebensmitteln, die in die Schweiz importiert werden. Die Verluste im Ausland sind in der Entsorgungsperspektive nicht berücksichtigt, weil sie nicht in der Schweiz entsorgt werden müssen. Zusätzlich fallen in der Schweiz rund 240'000 Tonnen vermeidbare Lebensmittelverluste bei der Produktion von Lebensmitteln für den Export an. Diese sind in der Entsorgungsperspektive berücksichtigt, in der Konsumperspektive hingegen nicht.

Tabelle 1 zeigt, wie sich die vermeidbaren Mengen an Lebensmittelverlusten und deren Umweltbelastung auf die verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette verteilen:

 

Vermeidbare Lebensmittelverluste in der Schweiz*  Vermeidbare Lebensmittelver-luste und Umweltwirkungen, verursacht durch den Schweizer Konsum entlang der gesamten Wertschöfpungskette**

Einheit

Tonnen Frischsubstanz

 

Tonnen Frischsubstanz

Umweltwirkung (UBP) in Prozenten

Landwirtschaft

197'000 t 

556'000 t

13%

Verarbeitung

1'205'000 t

963'000 t

27%

Gross- und Detailhandel

279'000 t

279'000 t

8%

Gastronomie

210'000 t

210'000 t

14%

Haushalte 778'000 t 778'000 t 38%

Total

2'669'000 t

2'786'000 t

 

100%

* ohne Lebensmittelverluste von Importen: Entsorgungsperspektive
** inklusive Lebensmittelverluste aufgrund von Importen und abzüglich Lebensmittelverluste aufgrund von Exporten: Konsumperpektive
Tabelle 2 zeigt, wie die vermeidbaren Lebensmittelverluste verwertet bzw. entsorgt werden:

Verwertungs- bzw. Entsorgungsweg

Vermeidbare Lebensmittelverluste in Tonnen Frischsubstanz pro Jahr

Kehrrichtverbrennung

474'000 t

Kompostierung im Feld

359'000 t

Kompostierungsanlage

205'000 t

Gartenkompostierung

27'000 t

Vergärung

516'000 t

Tierfütterung 1'030'000 t
Abwasser 175'000 t

Total

2'786'000 t


Umweltwirkung durch vermeidbare Lebensmittelverluste

Der Anteil des Ernährungssystems am Gesamtfussabdruck der Schweiz beträgt rund 28 Prozent. Ein Viertel davon ist auf vermeidbare Lebensmittelverluste zurückzuführen. Die Umsetzung des Halbie-rungsziels in der Schweiz würde die Umweltbelastung und die Treibhausgasemissionen der Ernährung um 10-15 Prozent reduzieren.

Die Umweltbelastung einer Tonne Food Waste variiert stark, je nachdem aus welchen Produkten sie sich zusammensetzt und wo in der Wertschöpfungskette sie anfällt. Lebensmittelabfälle sollen prioritär bei Lebensmitteln vermieden werden, welche besonders hohe Umweltauswirkungen verursachen oder in grossen Mengen anfallen. Die Lebensmittelkategorien mit der grössten Umweltwirkung pro Kilogramm Lebensmittelverlust sind Fleisch, Kaffee- und Kakaobohnen, Butter, Eier, mit dem Flugzeug importierte Produkte sowie Öle und Fette, Fisch und Käse. Auch die Verluste von Früchten, Gemüse und Kartoffeln sowie Broten und Backwaren sind, trotz geringerer Umweltwirkung pro Kilogramm, umweltrelevant, weil sie in grossen Mengen anfallen.

Welche Lebensmittelabfälle belasten die Umwelt am meisten?
Abbildung 1: Umweltbelastung in Umweltbelastungspunkten (UBP) pro Kilogramm Food Waste in Haushalten und in der Gastronomie. Je weiter oben die Lebensmittelkategorie in der Abbildung aufgeführt ist, desto grösser die Umweltbelastung pro Kilogramm. Wenn Food Waste weiterverwendet wird, kann bspw. Tierfutter oder Kompost eingespart werden. Der Umweltnutzen dieser Einsparungen wurde bei der Berechnung und in der Abbildung berücksichtigt.
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Die Umweltauswirkung eines Lebensmittels nimmt zudem mit jeder Verarbeitungs- und/oder Transportstufe zu, da diese Prozesse mit einem Ressourcenverbrauch und entsprechenden Emissionen einhergehen. Dazu kommt, dass Verluste in der Verarbeitungsindustrie und teilweise in der landwirtschaftlichen Produktion tendenziell einer höherwertigen Verwertung zugeführt werden (insb. Verfütterung an Tiere) als auf den übrigen Stufen der Lebensmittelkette. Für die substituierten Produkte (vor allem Futtermittel) werden Umweltgutschriften angerechnet.

 
Umweltbelastung der vermeidbaren Lebensmittelverluste der Schweiz
Abbildung 2 zeigt die Umweltbelastung der Lebensmittelverluste entlang der Schweizer Lebensmittelwertschöpfungskette in Billionen Umweltbelastungspunkten (UBP). Darin berücksichtigt sind die Verluste in den ausländischen Lieferketten von in der Schweiz konsumierten Lebensmitteln (Konsumperspektive). Die Prozentwerte zeigen die Beiträge der einzelnen Stufen der Lebensmittelkette auf.
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Aktionsplan gegen die Lebensmittelverschwendung

Am 6. April 2022 hat der Bundesrat als Antwort auf das Postulat Chevalley 18.3829 einen Aktionsplan gegen die Lebensmittelverschwendung verabschiedet. Der Aktionsplan richtet sich an alle Unternehmen und Organisationen der Lebensmittelwirtschaft entlang der Liefer- bzw. Wertschöpfungsketten sowie an Bund, Kantone und Gemeinden. Mit dem Aktionsplan gegen die Lebensmittelverschwendung werden drei Ziele verfolgt:

  1. Halbierung der Menge an vermeidbaren Lebensmittelverlusten in der Schweiz bis 2030 gegenüber 2017
  2. Definition von branchenspezifischen Reduktionszielen gemeinsam mit den Branchen
  3. Grösstmögliche Reduktion der Umweltbelastung der vermeidbaren Lebensmittelverluste durch die entsprechende Ausgestaltung und Priorisierung der Massnahmen

Der Aktionsplan ist in zwei Phasen gegliedert. Die erste Phase (2022 bis 2025) umfasst sieben eigenverantwortliche Massnahmen der Wirtschaft, fünf Massnahmen der öffentlichen Hand und zwei Massnahmen zu Information und Bildung. 2025 wird der Bund aktuelle Daten zu den Lebensmittelverlusten auf allen Stufen der Liefer- bzw. Wertschöpfungskette, sprich Landwirtschaft, verarbeitende Industrie, Handel, Gastronomie und Haushalte veröffentlichen und analysieren, ob die Massnahmen des Aktionsplans ausreichen.

 
 

Branchenübergreifende Vereinbarung zur Reduktion der Lebensmittelverluste

Ein wichtiges Element des Aktionsplans ist die branchenübergreifende Vereinbarung zur Reduktion der Lebensmittelverluste. Die Vereinbarung schafft einen Rahmen, um die Umsetzung der eigenverantwortlichen Massnahmen der Wirtschaft koordiniert anzugehen, gute Beispiele bekannt zu machen und Fortschritte branchenübergreifend anzustreben und zu kommunizieren. Mit der Unterzeichnung der Vereinbarung verpflichten sich alle Beteiligten zur Halbierung der vermeidbaren Lebensmittelverluste bis 2030. Die Unternehmen und Verbände aus Handel, Gastronomie, verarbeitende Industrie und Landwirtschaft werden pro Stufe der Lebensmittelwertschöpfungskette messbare Reduktionsziele festlegen und geeignete Massnahmen ergreifen. Alle Unterzeichnenden werden jährlich über die vermeidbaren Lebensmittelverluste und die Reduktionsmassnahmen berichterstatten. Das BAFU wird regelmässig die gemeinsam erzielten Reduktionen kommunizieren.

Die Vereinbarung wurde am 12. Mai 2022 von Bundesrätin und UVEK-Vorsteherin Simonetta Sommaruga und 28 Führungskräften von Unternehmen und Verbänden der Schweizer Lebensmittelwirtschaft unterzeichnet.

Die branchenübergreifende Vereinbarung kann laufend von weiteren Unternehmen und Verbänden der Lebensmittelwirtschaft unterzeichnet werden. Sind Sie interessiert zur Halbierung der vermeidbaren Lebensmittelverluste beizutragen? Dann wenden
Sie sich an uns (siehe Kontaktbox oben rechts).


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Letzte Änderung 17.08.2023

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