«Auf NET können wir nicht verzichten»

Editorial von Katrin Schneeberger, Direktorin BAFU.

Katrin Schneeberger, Direktorin BAFU

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Beim Klimawandel diskutieren wir zu Recht vor allem über die Begrenzung und Reduktion der CO2-Emissionen bei der Verbrennung fossiler Ressourcen. Doch das wird nicht genügen, um die Ziele des Klimaabkommens von Paris zu erfüllen: Wir werden nicht nur weniger CO2 ausstossen, sondern es auch aktiv und dauerhaft aus der Atmosphäre entfernen müssen – mit technischen Massnahmen.

Genau darum geht es bei den Negativemissionstechnologien (NET), denen diese Ausgabe von «die umwelt» gewidmet ist. Der Weltklimarat IPCC kommt zum Schluss, dass es global gesehen die NET im grossen Massstab brauche, um das Klimaabkommen von Paris umzusetzen. NET sind für den Schutz des Klimas ein notwendiger Beitrag, auf den wir auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Welt nicht verzichten können. 

Es wäre zu wünschen, dass sich der Ausstoss von Treibhausgasen ganz durch den Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft vermeiden liesse. Dies ist jedoch, wie Sie bei der Lektüre dieses Magazins sehen werden, nicht möglich. Es gibt wirtschaftliche Aktivitäten wie zum Beispiel die Herstellung von Zement oder Lebensmitteln, bei denen weiter Treibhausgase anfallen werden. Allen Anstrengungen zum Trotz. 

Unsere Klimapolitik verfolgt deshalb nicht das Ziel «Null», sondern «Netto-Null» bis 2050. Das heisst: Weil sich der Ausstoss von Treibhausgasen in gewissen Bereichen nicht oder nur sehr schwer vermeiden lässt, gilt es, diese Belastung auszugleichen. «Netto-Null» bedeutet, dass nicht mehr Treibhausgase ausgestossen werden dürfen, als natürliche und technische Speicher aufnehmen können. Dazu muss auch CO2 aus der Atmosphäre entfernt und dauerhaft gespeichert werden – so kommt es zu sogenannt negativen CO2-Emissionen. 

Allerdings: NET sind kein Allheilmittel. Die Möglichkeiten, welche die NET als ein Standbein unserer Klimapolitik bieten, sind begrenzt. Es führt deshalb kein Weg an der Vermeidung von Treibhausgasen vorbei. Sie bleibt das zentrale Element der Schweizer Klimapolitik.

Nichtsdestotrotz ist es wichtig, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sich die NET entfalten können. Wie dringend das ist, hat auch das Parlament erkannt und deshalb mit einer im März überwiesenen Motion beschlossen, diese neuen Technologien zu fördern. Es ist richtig, dass die Schweiz bei deren Entwicklung die Nase vorne haben will. Als führender Forschungs- und Innovationsstandort sind wir dazu prädestiniert. 

Das BAFU wird sich dafür einsetzen, dass das Potenzial der NET genutzt werden kann – sowohl zum Erreichen klimapolitischer Ziele wie auch als wirtschaftliche Chance. Und wir engagieren uns dafür, dass dies tatsächlich nachhaltig geschieht. 

Katrin Schneeberger, Direktorin BAFU

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Letzte Änderung 01.06.2022

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