Wie haben Sie das Hochwasser 2005 erlebt?

Hans-Peter Willi, Therese Bürgi und Josef Hess sind heute alle im BAFU tätig und haben das Hochwasser im Jahr 2005 bereits in einer verantwortlichen Rolle erlebt. Sie erzählen über die ersten Stunden des Ereignisses und über die Herausforderungen, die zu meistern waren.

Hans-Peter Willi

Hans-Peter Willi, Abteilungschef Gefahrenprävention im BAFU:

«Nein - nicht schon wieder! Das war das Erste, was mir durch den Kopf ging. Ich kam 1987 zum Bund, als Überschwemmungen den Kanton Uri heimsuchten. Es folgten dann praktisch im Dreijahresrhythmus grössere oder zumindest lokale Hochwasser, bis eben zum schlimmsten im Jahr 2005. Wie jedes Mal, mussten wir uns ad hoc organisieren und all jene einspannen, die gerade da waren. Vorab ging es darum, die Kantone bei der Ereignisdokumentation und Schadenerhebung zu unterstützen. Auch der Bundesrat wollte rasch Bescheid wissen. Die interne Zusammenarbeit der Ämter hat gut funktioniert. Aber die Warnung der lokalen Krisenstäbe und der Bevölkerung war katastrophal, denn niemand fühlte sich für die Hochwasserwarnung verantwortlich. Daraus haben wir unsere Lehren gezogen.»

Bürgi-Therese-BAFU

Therese Bürgi, Sektionschefin Hydrologische Vorhersagen im BAFU:

«Ich begab mich gleich am Montag in die Matte, um mir ein Bild der Lage zu machen. Die Gewalt der Wassermassen war erschreckend - ich sehe noch den Container vor mir, der am Pfeiler der Nydeggbrücke hängen geblieben war. Die Hydrologie war damals, im Bundesamt für Wasser und Geologie, ganz anders aufgestellt als heute im BAFU. Wir lieferten unsere Abflussprognosen nur an jene Kantone, die ein Abonnement dafür gelöst hatten. Einen allgemeinen Warnauftrag hatten wir nicht. Im Amt selber war zwar stets ein Prognostiker auf Pikett; er musste aber selber entscheiden, ob eine Warnung angebracht war, und er war auf sich allein gestellt, um das Ereignis zu meistern. Das ist heute ganz anders organisiert, es steht ein ganzes Team zur Verfügung und die Absprachen mit MeteoSchweiz sind mittlerweile institutionalisiert.»

Josef Hess
Josef Hess, Vizedirektor BAFU

Josef Hess, damals Leiter der Abteilung Naturgefahren Kanton Obwalden, seit 2011 Vizedirektor am BAFU und Leiter der Bereiche Gefahrenprävention und Wald:

«Sonntags kurz vor 23 Uhr rief mich der Feuerwehrkommandant von Alpnach an, weil oberhalb einer Liegenschaft am Hang Risse entstanden seien. Als ich mich in tiefschwarzer Nacht und bei strömendem Regen zur Schadensstelle begab, lagen auf der Zufahrtsstrasse bereits vereinzelte Rutsche. Erst im Nachhinein erkannten wir, wie sehr wir die Einsatzkräfte und uns selbst in Gefahr gebracht hatten; man hätte den Weiler viel früher evakuieren müssen. Wir rannten von Ort zu Ort und hatten keine Ahnung vom Ausmass des Ereignisses. Von den Fachstellen des Bundes kam einzig eine Warnung, wonach mögliche Unwetter teilweise Bäche über die Ufer treten lassen könnten - zu einem Zeitpunkt, als uns bereits das Wasser in die Stiefel lief. Als wir erfuhren, dass auch der Werkhof bei der A8 unter Wasser stand, begriffen wir, dass das etwas ganz Grosses war. Es waren angespannte Tage, ins Bett kam ich erst am späten Mittwochabend wieder. Im April 2009 begann meine Arbeit auf der Geschäftsstelle LAINAT (Lenkungsausschuss Intervention Naturgefahren) beim BAFU. Meine erste Aufgabe bestand darin, die Massnahmen, die das Bundesamt für Bevölkerungsschutz aufgrund erster Analysen im Rahmen des Projektes OWARNA vorgeschlagen hatte, zu konkretisieren und den Bedarf an Personal und finanziellen Mitteln zu beziffern. Der Bundesrat genehmigte unseren Folgebericht, und seither wurde ein Grossteil der Massnahmen umgesetzt.»

 

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Letzte Änderung 14.08.2015

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