Todesfälle durch Hochwasser, Murgänge, Rutschungen, Sturzprozesse und Lawinen
Naturereignisse können Menschen das Leben kosten. Die Zahl der Todesopfer hängt einerseits von der Schwere der Ereignisse ab, andererseits auch von individuellem Verhalten und von den Massnahmen zum Schutz vor Naturereignissen. Der Indikator steht damit für den Erfolg präventiver Massnahmen wie auch für das gefahrengerechte Verhalten der betroffenen Bevölkerung.


In der Periode 1946-2023 forderten Hochwasser insgesamt 125 Todesopfer, Murgänge deren 24, Rutschungen deren 54 und Sturzprozesse deren 96. Im Durchschnitt kamen durch Hochwasser, Murgänge und Rutschungen seit 1946 jährlich 2,6 und durch Sturzprozesse 1,2 Menschen zu Tode. Wenn Extremereignisse wie beispielsweise der Bergsturz Goldau von 1806 nicht berücksichtigt werden, hat sich diese Zahl seit dem 19. Jahrhundert kaum verändert. Lediglich im Zeitraum 1900 bis 1971 liegt die durchschnittliche Anzahl tiefer, da in dieser Periode vergleichsweise wenig schwere Naturereignisse zu verzeichnen waren.
Lawinen forderten in der Periode 1936/37 - 2022/23 durchschnittlich 2.9 Todesopfer pro Jahr. In dieser Zahl nicht enthalten sind Todesfälle im freien Gelände (Variantenfahrer/innen abseits gesicherter Pisten und Tourengänger/innen).
Die durchschnittliche Anzahl der Todesopfer ist verglichen mit dem 19. Jahrhundert stabil (Todesfälle durch Hochwasser, Murgänge, Rutschungen und Sturzprozesse bis 1945). Angesichts der bedeutenden Bevölkerungszunahme hat sie im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung sogar abgenommen. Diese Entwicklung ist nicht darauf zurückzuführen, dass heute weniger schwere Naturereignisse zu verzeichnen sind, sondern darauf, dass in den letzten 100 Jahren zahlreiche wasserbauliche und forstliche Schutzmassnahmen realisiert wurden. Sie widerspiegelt aber auch die verbesserten organisatorischen Massnahmen und die umfassenden Möglichkeiten, welche heute zur Warnung und Rettung von Personen zur Verfügung stehen. Die Zahlen der Todesopfer infolge Naturgefahren bewegen sich heute auf einem tiefen Niveau, das gehalten werden muss.
- Verwandte Indikatoren
- Hitzebedingte Todesfälle
- Schäden durch Hochwasser, Murgänge, Rutschungen und Sturzprozesse
Seit 1972 sammelt die Eidgenössische Forschungsanstalt WSL im Auftrag des BAFU systematisch Daten zu den Unwetterschäden in der Schweiz. Dabei werden die Prozesse Hochwasser, Murgang, Rutschung sowie (seit 2002) Steinschlag und Felssturz berücksichtigt. Dabei wurden bisher allerdings nur jene Todesopfer erfasst, die im Zusammenhang mit Sachschäden infolge der oben erwähnten Prozesse rapportiert wurden.
Mit dem Ziel einer umfassenderen Erhebung wurde durch die WSL 2015 eine neue Datenbank erstellt, die auf einer systematischen Zeitungsrecherche zur Erfassung aller Todesfälle infolge Hochwasser, Rutschungen, Murgängen, Sturzprozessen, Windstürmen, Blitzschlägen, Lawinen und weiteren (seltenen) Prozessen (z.B. Erdbeben und Eislawinen) seit 1946 beruht. Berücksichtigt wurden alle Todesfälle, bei welchen sich die betroffenen Personen nicht bewusst oder absichtlich einer offensichtlichen Gefahr ausgesetzt hatten. Die Todesfälle durch Lawinen werden separat durch das SLF) erhoben.
Für den Zeitraum vor 1946 wird die Statistik ergänzt durch die Opferzahlen aus der 1991 von der WSL publizierten „Chronik der Unwetterschäden in der Schweiz“ (Bericht 330 der WSL). Diese sind zwar lückenhaft, belegen aber, dass vor 1946 die Opferzahlen trotz damals deutlich geringerer Bevölkerung mindestens so hoch waren wie heute.
Eine vollständige Übersicht der Opferzahlen durch Naturgefahren ab 1946 findet sich auf dem Portal EnviDat.
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