Trinkwasserverbrauch
Trinkwasser wird intensiv und vielfältig genutzt. In den Haushalten wird es zum Trinken, zum Kochen, zu Hygienezwecken, zum Putzen und zum Bewässern verwendet. Auch in Industrie und Gewerbe wird Trinkwasser genutzt, ebenso in öffentlichen Dienstleistungsbetrieben, etwa zur Speisung von Brunnen, zur Bewässerung und zur Reinigung von Infrastrukturen.
Als Wasserschloss Europas verfügt die Schweiz über bedeutende Wasserressourcen. Da die Verfügbarkeit dieser Ressourcen je nach Jahreszeit und geografischer Lage erheblich variiert, besteht die grösste Herausforderung darin, das Wasser am richtigen Ort, zum richtigen Zeitpunkt sowie in der erforderlichen Menge und Qualität bereitzustellen.
Seit Ende der 1970er-Jahre hat der schweizerische Trinkwasserverbrauch trotz steigender Bevölkerungszahl abgenommen. Im Jahr 1977 betrug er 500 Liter pro Kopf und Tag, heute sind es noch ca. 300 Liter. In Anbetracht des Rückgangs des Durchschnittsverbrauchs um rund 25 % seit 2000 kann die Entwicklung des Wasserverbrauchs in der Schweiz als positiv bezeichnet werden.
In den Haushalten ist der Rückgang vor allem auf die immer sparsameren Haushaltgeräte, auf veränderte Gewohnheiten (Fertiggerichte, Einweg-Reinigungsmittel usw.), wahrscheinlich aber auch auf die Sensibilisierung der Bevölkerung zurückzuführen. In der Industrie liegt der Grund für den gesunkenen Wasserverbrauch in der deutlich effizienteren Wassernutzung, aber auch in der Auslagerung gewisser Produktionsstätten und des damit verbundenen Wasserverbrauchs ins Ausland. Dieser Verbrauch im Ausland erscheint als «virtueller Wasserverbrauch» oder «Wasserfussabdruck» in den Importgütern.
Dieser Indikator zeigt lediglich die Entwicklung des Trinkwasserverbrauchs innerhalb der Schweiz. Aus dem Indikator «Wasserfussabdruck» lässt sich ablesen, dass unser Wasserverbrauch im Ausland, also die Wassermenge, die für die Produktion der in die Schweiz eingeführten Landwirtschafts- und Industriegüter verwendet wird, unablässig zunimmt. Dieser Trend verstärkt den Druck auf die Wasserressourcen der Exportländer, in denen Wasser zuweilen nur in sehr beschränktem Umfang verfügbar ist.
Auf nationaler Ebene übersteigen die Trinkwasserressourcen den durchschnittlichen inländischen Verbrauch bei Weitem. Der Zustand des Indikators wird deshalb als positiv bewertet. In Ausnahmesituationen (z. B. längere Trockenheitsperioden) kann es jedoch lokal oder regional zu Knappheit kommen. Deshalb ist eine gute regionale Wasserversorgungsplanung nötig, etwa durch die Gewährleistung eines zweiten Anschlusses für den Fall eines Schadens oder einer Trockenheit. Solche Massnahmen sind umso wichtiger, als derartige Situationen im Zuge der Klimaänderung häufiger und intensiver eintreten können.
- Verwandte Indikatoren
- Wasserstress-Fussabdruck
Der Indikator lässt sich auf internationaler Ebene nur schwer vergleichen. Zwar liegen Daten der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) über den Wasserverbrauch vor, aber die verwendeten Definitionen und Schätzmethoden können je nach Land stark variieren.
Der Trinkwasserverbrauch von Haushalten, Gewerbe und Industrie wird vom Schweizerischen Verein des Gas- und Wasserfaches (SVGW) erhoben. Die Grunddaten stammen im Moment von rund 674 öffentlichen Wasserversorgungen; nach der Erhebung werden diese auf die gesamte Schweiz hochgerechnet.
Zahlen zum Wasserverbrauch von Haushalten, Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft aus der Eigenversorgung werden nicht regelmässig erhoben und sind im Indikator nicht berücksichtigt. Letztmals wurde im Jahr 2008 vom SVGW eine Studie zur detaillierten Erfassung der Eigenversorgung der Industrie durchgeführt. Dabei wurde nach Branchen und Wasserherkunft für den Zeitraum 1970–2006 differenziert. Eine Untersuchung des Büros Hunziker-Betatech (Bereinigung und Dokumentation Berichterstattung Eurostat/OECD, Mai 2015), die sich teilweise auf das Projekt ReKeWaNu stützt, hat ebenfalls Daten zur Eigenversorgung erbracht. Eine regelmässige Erhebung dieser Daten ist derzeit nicht geplant.
Angestrebte Entwicklung | Anfangswert | Endwert | Veränderung in % | Beobachtete Entwicklung | Beurteilung |
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Abnahme | Mittel 2000-2002 | Mittel 2020-2022 | -26.86% | Abnahme | positiv |
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